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3 Gründe, warum Deutschland 2021 neue Medien braucht

Der Journalismus erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Während Verlage sich über kurzzeitig gestiegene Leserzahlen freuen, prophezeit Medienjournalist Ben Silbermann in einem viel-zitierten Artikel ein „epochales Mediensterben“, angeheizt von sinkenden Werbeeinnahmen.

Um das zu verhindern, setzt die Bundesregierung auf finanzielle Direktförderung. 220 Millionen Euro sollen an Zeitungen und Medien ausgezahlt werden. „Das ist in der Sache richtig, in der Umsetzung könnte es kaum falscher sein“, kommentiert Paul Ostwald, Gründer des Medien-Startups Forum.eu, das auf seiner digitalen Plattform exklusive Stimmen aus aller Welt und die besten Artikel zu europäischen Themen vereint – übersetzt in mehrere Sprachen.

FORUM / Phil Dera

Auflagenzahlen entscheiden: neue Medien gehen oft leer aus

„Statt Start-ups und neue Projekte zu fördern, ist die Ausschüttung an Auflagenzahl gekettet. Platt gesagt: Wer druckt, macht Kasse. Wer viel druckt, macht noch mehr Kasse. Und wer gar nicht druckt – weil er oder sie im Netz verlegt – geht leer aus“, so Ostwald. Er nennt drei Gründe, warum es Medien-Startups auch 2021 braucht.



Vielfalt für neue Lesergruppen: Neue Formate wie “Jung & Naiv” bieten Zugang für eine neue Leserschaft und leisten damit einen essenziellen Beitrag. Gerade diese Vielfalt bröckelt nun. Der coronabedingte Winner-Take-All Markt, befeuert durch die ungleichmäßige Verteilung von Förderungen, wird auf Kosten der Medienvielfalt gehen. Das wäre schade, haben doch selbst noch während der Krise in Deutschland viele Journalist*innen mutig Medien-Unternehmen gegründet. Ich denke da besonders an Katharina Wolffs STRIVE, Romina Stawowys “femMit” oder Tolgay Azmans “Stereotype Media”. Die Liste der kleineren Projekte ist enorm lang – und sollte das auch bleiben, wenn Vielfalt gewahrt werden möchte.

Keine Innovation ohne Kollaboration: Die großen Tanker können von der Kreativität der neuen Medienmacher*innen profitieren und die Kreativköpfe im Gegenzug eine sichere Förderung einplanen. Diese symbiotische Beziehung ist letztlich ein Gewinn für alle Seiten – Gründer*innen, Verlagshäuser und die Öffentlichkeit. Dazu müssen die „Gewinner“ ihre Mitverantwortung auch als Chance wahrnehmen – wie die Deutsche Presseagentur (dpa). Diese hat gemeinsam mit der EU-Kommission und Öffentlich-Rechtlichen aus Belgien, Lettland und Norwegen einen Preis für Neugründungen ausgelobt – mit einem kleinen Twist: Die Gewinner*innen werden in eines der großen Medienhäuser integriert. Unbedingt nachahmen!

Wir brauchen eine Debattenkultur: Vielerorts haben autoritäre Regierungen die Pandemie genutzt, um unabhängige Medien unter Druck zu setzen. Ob das polnische Online-Magazin Nexta, das Belaruss*innen mit Informationen versorgte, als die unabhängigen Tageszeitungen im Land bereits vom Regime geschlossen worden waren, oder das Investigativ-Netzwerk Telex in Ungarn – kleine Projekte, die ohne große Infrastruktur auskommen und sich an ihre Nische anpassen können, sind essenziell für die Pressefreiheit und der kreative Motor des Journalismus. In Deutschland werden journalistische Formate zwar nicht politisch unter Druck gesetzt, aber der Umsatzeinbruch könnte die Medienlandschaft ärmer machen. Das wäre nicht nur eine Gefahr für die Medienvielfalt, sondern letztlich auch für die demokratische Debatte in Deutschland.

Über Forum.eu

Forum ist eine digitale Medienplattform, die ihren Nutzern täglich sieben handverlesene relevante Artikel über Europa aus vertrauenswürdigen Quellen bietet, ab 4 Euro im Monat. Die Inhalte werden von einem internationalen Journalistenteam ausgesucht, übersetzt, publiziert und in moderierten Diskussionen debattiert. Langfristig sollen auf Forum.eu alle europäischen Sprachen angeboten werden. Die Leser können diese Idee unterstützen, indem sie anstelle der 4 Euro („Keep us going“) auf freiwilliger Basis einen höheren Beitrag bezahlen („Keep us growing“).

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