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FAIR SHARE Monitor 2023: Geschlechtergerechte Repräsentation in Führungsteams bleibt weiterhin eine Ausnahme

Veröffentlicht von Fair Share of Women Leaders

Das jährliche Monitoring von FAIR SHARE of Women Leaders legt seit 2020 belastbare Zahlen zur Geschlechterverteilung in den Führungsetagen der Zivilgesellschaft vor. Es zeigt sich erneut: Frauen in Führungspositionen sind bis heute strukturell unterrepräsentiert und ein signifikanter Fortschritt hinzu geschlechtergerechter Repräsentation lässt auf sich warten. Ein Drittel der untersuchten Organisationen hat keine einzige Frau in der Geschäftsführung.

Auch 2023 hält die strukturelle Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen in der deutschen Zivilgesellschaft an. Dies belegt der mittlerweile vierte FAIR SHARE Monitor, für den dieses Jahr mehr als 200 NGOs, Stiftungen, Wohlfahrtsverbände und andere zivilgesellschaftliche Organisationen untersucht wurden, die zusammen rund 1 Mio. Arbeitnehmer*innen beschäftigen. Der Monitor dokumentiert, dass obwohl die Belegschaften durchschnittlich zu rund 70% aus Frauen bestehen, diese im Schnitt nur etwa 40% der Führungspositionen in Geschäftsleitungen und Aufsichtsgremien besetzen.

Dabei ist dringender Handlungsbedarf geboten, wie Lisa Tatu Hey, Co-Geschäftsführerin von FAIR SHARE of Women Leaders betont: „Indem Organisationen primär die Perspektiven von weißen, cisgeschlechtlichen Männern berücksichtigen, gefährden sie ihre eigene Zukunftsfähigkeit, beschränken die Wirkung ihrer Programme und reduzieren ihre Attraktivität als Arbeitgeber und Spendenempfänger. Darüber hinaus büßen sie ihre Glaubwürdigkeit als Akteur*innen für soziale Gerechtigkeit ein, wenn sie diese nicht in den eigenen Strukturen leben.“

Auch deshalb wird FAIR SHARE das Monitoring zunehmend intersektionaler gestalten und so die Verschränkung von Geschlecht mit anderen Identitätsdimensionen sichtbarer machen. Bundesministerin Lisa Paus: „FAIR SHARE leistet wichtige Pionierarbeit: Seit vier Jahren schafft der Monitor Transparenz und schärft so das Bewusstsein dafür, dass Frauen in den Führungsetagen zivilgesellschaftlicher Organisationen systematisch unterrepräsentiert sind. Nur wenn wir immer wieder deutlich machen, dass Frauen auch hier nicht wirklich gleichberechtigt sind, wird sich etwas ändern. Und auch die Einbindung weiterer Identitätsdimensionen neben dem Geschlecht in das Monitoring ist wegweisend für den langfristigen Abbau von Benachteiligungsstrukturen.“

Männer besetzen weiterhin die höchsten Entscheidungsgremien

Im Monitor wird die Repräsentation in Führungspositionen anhand des FAIR SHARE Index gemessen. Dieser Indexwert zeigt wie repräsentativ die Führungsebene einer Organisation im Verhältnis zu ihrer Belegschaft hinsichtlich der Geschlechterverteilung aufgestellt ist. Wenn diesesVerhältnis “fair” ist, hat die Organisationen einen sog. “FAIR SHARE”. Derzeit können nur 33 der untersuchten Organisationen (16%) einen solchen FAIR SHARE vorweisen. Insgesamt haben seit dem letzten Jahr 19 Organisationen ihren FAIR SHARE halten und sieben Organisationen erstmals oder wieder eine gerechte Repräsentation von Frauen in Führung erreichen können. Neun Organisationen haben innerhalb des Jahres ihren FAIR SHARE verloren.

Auch wenn die Zahl der von einer Frau geführten Organisationen stabil bei rund einem Fünftel blieb, steht dem gegenüber die schockierende Tatsache, dass ein Drittel der 210 Organisationen keine einzige Frau in ihrer Geschäftsführung beschäftigt. Auch acht Aufsichtsgremien sind nur mit Männern besetzt. Grundsätzlich fällt der Anteil von Frauen in Führung sowohl in geschäftsleitenden als auch kontrollierenden Gremien jedoch mit rund 40% gleichbleibend niedrig aus.

Erste positive Veränderungen dürfen nicht übersehen werden

Die Analysen von FAIR SHARE zeigen aber auch erste positive Signale. So war die Chance eines Mannes in eine Führungsposition befördert zu werden 2022 noch 4,6 mal höher als die einer Frau. Mittlerweile fällt die Chance nur noch 3,5 mal so hoch aus. Ferner stieg der Anteil an Organisationen, in denen Führung in einer Doppelspitze geteilt wird, auf 33% an. Davon besteht beinahe die Hälfte aus Duos von Männern und Frauen. Überdies wurden im FAIR SHARE Monitor 2023 erstmals auch Zahlen zu nicht-binären Beschäftigten erhoben. Dieser Schritt war längst überfällig und die Auswertung dieses Pilotversuches ließ erkennen, dass in den Personalabteilungen zwar wenige Daten vorliegen, einige Organisationen jedoch z.B. ihren Mitarbeiter*innen bereits zusätzliche Möglichkeiten zur Selbstidentifikation geben.

Mehr und mehr Organisationen zeigen sich transparent

Ein weiterer Grund für Zuversicht bietet die gestiegene Teilnahmequote am FAIR SHARE Monitor: Während im vergangenen Jahr nur etwa ein Drittel der Organisationen ihre Zahlen übermittelten, engagierten sich dieses Jahr 40% der u.a. NGOs und Stiftungen aktiv in der Datenerhebung. Sie übernehmen damit Verantwortung für die aktuelle Geschlechterverteilung in ihren Führungsetagen. Ist für die verbleibenden rund 130 Organisationen Geschlechtergerechtigkeit keine Priorität?

Zusammen sind wir wirksamer

Daten, wie der FAIR SHARE Monitor sie erhebt, können als Katalysator für soziale Gerechtigkeit wirken: sie schaffen Transparenz, lassen Muster erkennen und schärfen den Blick für bestehende Ungerechtigkeiten und Machtverhältnisse. Doch ein nachhaltiger, struktureller Wandel in der Zivilgesellschaft lässt sich nur erreichen, wenn auch die dort tätigen Menschen sich zusammenschließen und sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit engagieren. Daher wurde die Community rund um das FAIR SHARE Commitment ins Leben gerufen. Darin entwickeln zivilgesellschaftliche Organisationen gemeinsam mit FAIR SHARE neue Ansätze für eine inklusive, diversitätsorientierte und repräsentativen Führungskultur und setzen sich öffentlich das Ziel, bis 2030 einen fairen Frauenanteil in ihren eigenen Führungsetagen zu erreichen. Zuletzt haben sich die Schöpflin Stiftung und die Maecenata Stiftung dem Netzwerk angeschlossen.

Hier gibt es weitere Informationen zum www.fairsharewl.org/monitor2023-de

Über FAIR SHARE of Women Leaders e.V.
FAIR SHARE of Women Leaders e.V. setzt sich international und in Deutschland für einen fairen Frauenanteil in den Führungsetagen zivilgesellschaftlicher Organisationen ein und erprobt Ansätze einer feministischen Führungs- und Organisationskultur. Dazu erheben und veröffentlichen wir u.a. jährlich die Daten zu Frauen in Führung und fordern den Sektor auf, bis spätestens 2030 Geschlechtergerechtigkeit in ihren Leitungsebenen zu erreichen. Seit 2020 fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) die Arbeit von FAIR SHARE of Women Leaders.

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