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FidAR WoB-Index: Mehr als die Hälfte der Vorstandsetagen frauenfrei

FidAR WoB-Index 2021 zeigt: Über die Hälfte der großen börsennotierten Konzerne haben keine Frau im Vorstand. 62 planen weiterhin mit einer frauenfreien Führungsetage, darunter die DAX-30-Unternehmen Delivery Hero und RWE. Die Pläne der Bundesregierung für eine gesetzliche Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen zeigen aber bereits erste Wirkung: Mit adidas, BAYER, E.ON, Infineon, Fielmann und Südzucker haben schon sechs der 66 Konzerne, die der neuen Regelung unterliegen, seit Bekanntgabe des Vorhabens eine Frau in den Vorstand berufen. Bei 25 Unternehmen besteht weiterhin Handlungsbedarf. Das ergibt der aktuelle Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand April 2021, der heute in Berlin veröffentlicht wird.300x250

FidAR WoB-Index zeigt: Stagnation beim Frauenanteil in Aufsichtsräten und Ausschüssen

Nach dem starken Anstieg durch die Einführung der Frauenquote für Aufsichtsräte 2015 ist der Zuwachs in den Kontrollgremien fast zum Erliegen gekommen. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der derzeit 186 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen stieg seit 2020 minimal um einen Prozentpunkt auf 33,2 Prozent. Die aktuell 106 der Quote unterliegenden Unternehmen erreichen im Aufsichtsrat mit durchschnittlich 36 Prozent Frauen (+0,8 seit 2020) einen neuen Höchststand. Die 80 nicht unter die Quote fallenden DAX-Unternehmen verharren dagegen mit 24,5 Prozent deutlich unter 30 Prozent (+1,7 seit 2020). Auch in den wichtigen Ausschüssen der Aufsichtsräte nimmt der Frauenanteil kaum noch zu – in den wichtigsten Entscheidungsgremien wie dem Präsidial- und dem Nominierungsausschuss sind Frauen weiterhin deutlich unterrepräsentiert.

Gleichberechtigte Teilhabe in Vorständen nimmt langsam zu

In die Vorstandsbesetzung kommt seit der Diskussion um eine Frauenquote für die Führungsgremien langsam etwas Bewegung. Der Frauenanteil nahm seit dem Vorjahr um 2,3 Prozentpunkte auf 13 Prozent zu. Bei den Quotenunternehmen liegt der Anteil bei 14,1 Prozent (+2,6 seit 2020) leicht höher, bei den Nicht-Quotenunternehmen bei nur 11,3 Prozent (+1,8 seit 2020). Die Zahl der Unternehmen mit frauenfreier Vorstandsetage, die Zielgröße „Null“ festgelegt haben, sank zum Vorjahr zwar von 75 auf 62 – damit sind es aber immer noch knapp 40 Prozent der Unternehmen, die eine Zielgröße für den Vorstand definiert haben.

Gesetzliche Mindestbeteiligung im Vorstand richtige Antwort auf Zielgröße Null

In der Studie zum WoB-Index veröffentlicht FidAR erstmals die Liste der 66 Unternehmen, die unter die geplante Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen fallen. 25 dieser Unternehmen (37,9 %) haben aktuell keine Frau im Vorstand und entsprechenden Handlungsbedarf – knapp die Hälfte dieser 25 Konzerne (12 / 48 %) plant auch bislang nicht, das zu ändern, denn sie haben für die Chefetage derzeit weiterhin Zielgröße Null festgelegt.Ratenkredit Skyscraper 120x600

„Frauen tragen mit hoher Qualifikation und Leistung zum Unternehmenserfolg bei. Das muss sich endlich auch angemessen in allen Führungsebenen der Unternehmen abbilden. Deshalb ist es höchste Zeit für die Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen“, betont Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht. „Bei der bereits eingeführten Quote für die Aufsichtsräte haben wir gesehen: Diese Regelungen wirken – und zwar nachhaltig. Sie verändern nicht nur die Zusammensetzung der Führungsgremien, sondern sie wirken sich auf die gesamte Unternehmenskultur aus. Sie haben eine positive Ausstrahlwirkung und Vorbildfunktion in dem jeweiligen Unternehmen, aber auch allgemein auf die Nachwuchsförderung von Frauen. Mit dem zweiten Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen stellen wir die richtigen Weichen und geben qualifizierten Frauen endlich auch auf Ebene der Geschäftsführung die Chancen, die sie verdienen.“

„Es muss endlich Schluss sein mit frauenfreien DAX-Vorständen. Viele Konzerne haben keine Frauen in Führungspositionen und verfolgen offensichtlich auch keine Strategie, das zu ändern. Dann ist es konsequent, dass sie mit mehr Nachdruck zu gleichberechtigter Teilhabe aufgefordert werden. Das Mindestbeteiligungsgebot dürfte von den nur 66 Unternehmen relativ schnell erreicht sein. Notwendig sind aber glaubhafte Diversitätskonzepte und spürbar mehr Frauen auf allen Führungsebenen“, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Wir untersuchen die DAX-Unternehmen seit nunmehr 10 Jahren. Das Ergebnis ist nur dort zufriedenstellend, wo die gesetzlichen Regelungen zahlenmäßig wirken. Jenseits dessen fehlen aber strategische Ziele für die Gleichberechtigung. Konzerne, die Zielgröße Null als ‚sachgerecht‘ präsentieren und schreiben, dass sie kein Diversitätskonzept verfolgen, brauchen offensichtlich mehr Druck des Gesetzgebers. Mittelfristig sollte die Aufsichtsratsquote für alle Unternehmen gelten, die der Zielgrößenvorgabe unterliegen. Das ist der effektivste Hebel, um mehr Veränderung auf allen Führungsebenen zu erreichen. Dafür werden wir uns mit Blick auf die Bundestagswahl stark machen.“

Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die ausführliche Studie zum Women-on-Board-Index 185 von FidAR finden Sie unter www.wob-index.de.

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