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Frauen im Handwerk – Viele Chancen?

Deutsches Handwerk ist Qualitätsarbeit. Die Herstellerangabe „Made in Germany“ ist längst zur Eigenmarke geworden und genießt aktuell ein hohes Ansehen bei ausländischen Konsumenten. Es ist also kein Wunder, dass rund 40 Prozent der insgesamt 326 anerkannten Ausbildungsberufe in Deutschland dem Handwerk angehörig sind.

Doch wer an Handwerk denkt, denkt oft an den Mechatroniker, den Gerüstbauer oder den Klempner. Wer denkt hingegen an die Maurerin oder die Dachdeckerin? Das Handwerk scheint eine reine Männerdomäne zu sein, doch dies ist ein Trugschluss und verfälscht die Realität.

Gender-Gap im Handwerk

Es stimmt, dass im Handwerk insgesamt mehr Männer als Frauen arbeiten. Laut Statistiken des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sind 36 Prozent aller im Handwerk beschäftigten Personen Frauen. Der Frauenanteil bei den Auszubildenden ist noch geringer: Nur rund jeder fünfte Azubi ist Azubine. Doch das Handwerk ist divers und zwischen Änderungsschneider/-in und Zweiradmechatroniker/-in gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten.

Im Lebensmittelhandwerk (z.B. Konditor/-in), bei Gesundheit (z.B. Zahntechniker/-in) und personenbezogenen Dienstleistungen (z.B. Friseur/-in) dominieren nach wie vor die weiblichen Arbeitskräfte, doch besonders in typischen Männerberufen gibt es exzellente Karrierechancen für Frauen.

Frauen im Handwerk: Handwerk für Sie

Der Kampf für eine geschlechtergleiche Unternehmenskultur dauert an und viele junge Frauen scheuen sich noch immer davor, Spott von männlichen Kollegen ausgesetzt zu sein, von denen sie glauben, sie seien ihnen körperlich überlegen. Dabei ist dies in Zeiten der Automatisierung und Digitalisierung längst kein allgemeingültiges Argument mehr, denn vielerlei Arbeit wird durch technische Hilfsmittel, etwa hydraulische Hebewagen oder Staplerfahrzeuge vereinfacht. Körperliche Fitness bleibt zwar noch immer ein relevanter Faktor, dazu kommt jedoch heute vor Allem ein gewisses Maß an kognitiven Fähigkeiten und technischem Verständnis. Auch in Punkto Arbeitsschutz hat sich vieles verbessert und es gelten strenge Richtlinien. Die Arbeit mit potenziell gefährlichen Anlagen muss gut überwacht werden und Mitarbeiter werden zusätzlich durch Lichtschranken und ähnliche Sensoren geschützt.

Die Berufseinstiegschancen stehen durch den anhaltenden Fachkräftemangel sehr gut. Auch im letzten Jahr gab es wieder mehr Lehrstellen als Bewerber/-innen. Dazu sind Berufe des Handwerks allerorts zu finden, weshalb die Azubis selten weit wegziehen müssen, wenn sie es nicht wollen.

Handwerk als Chance für Gründerinnen

Aus einem handwerklichen Beruf hinaus in die Selbstständigkeit überzugehen ist im Vergleich einfacher, als in anderen Branchen. Voraussetzung und gleichzeitig die beste Qualifikation hierfür ist ein Meisterbrief. Laut ZDH führen Frauen immerhin schon jede vierte Gründung im Handwerk durch.

Natürlich ist Gründen immer eine risikoreiche Entscheidung, nicht nur finanziell. Für Gründerinnen gibt es zahlreiche Förderungsprogramme von Bund und Ländern, aber auch durch private Träger und Initiativen der Wirtschaftsunternehmen.

Die Stigmatisierung des Handwerks als Men‘s-only-Club bröckelt und durch mutige erste Schritte seitens neuer auszubildender Frauen und auch durch Gründerinnen, die im Handwerk ihre Chance zur Selbstständigkeit sehen, entwickelt es sich zu einer attraktiven Möglichkeit für die nächste Generation.

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2 Kommentare

  1. 17. Juni 2020 at 18:07

    Das sind sehr hilfreiche Infos! Den Artikel werde ich auf jeden Fall an meine Freundin weiterleiten. Sie wird das sicherlich auch sehr interessant finden, da sie sich auch in der Freizeit sehr für das Thema Handwerk interessiert.

  2. 24. Juni 2020 at 11:15

    Lieder bin ich erst sehr spät auf Ihre tolle Plattform hingewiesen worden – wir werden morgen als eine der ersten Frauennetzwerke wieder analog einladen und zwar in die Handwerkskammer Frankfurt. Die Resonanz war höchst positiv – vielleicht könnten Sie unsere Aktion ebenfalls posten, s.u. http://www.frauenmitformat.de

    Astrid Malsburg