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„Nein sagen“ – ein Top-Thema nicht nur in Unternehmen

Von Sabine Prohaska

Nein zu sagen, das fällt vielen Menschen schwer. Dabei ist ein klares Nein oft nötig, um unter anderem die Beziehung und Zusammenarbeit auf ein auch künftig tragfähiges Fundament zu stellen.

Egal, ob Führungskraft oder Mitarbeiter: Jeder Mensch kennt Situationen, in denen er (oder sie) das Gefühl hat, in einer Konfliktsituation zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Erwartungen anderer zu stehen, weshalb ein klares Nein nötig wäre. Doch dieses zu artikulieren, fällt vielen Menschen schwer, obwohl ein klares „Nein“ enorm befreiend sein kann: für einen selbst und für das jeweilige Gegenüben.

Wann und wie „Nein“ sagen?

Beim Nein-sagen gilt es jedoch zu beachten: Unser „Nein“ sollte weder willkürlich noch aggressiv sein. Es bedarf einiger Vorüberlegungen und eines gewissen Fingerspitzengefühls, um auf eine respektvolle Art und Weise, ein Nicht-wollen oder -können zu artikulieren und damit Grenzen zu setzen.

Folgende Tipps helfen Ihnen dabei:

  • Klare ICH-Botschaften senden.
    Kommunizieren Sie Ihre eigenen Kapazitäten oder Prioritäten sachlich und ohne Schuldzuweisungen. Ein Beispiel: „Ich bin derzeit mit meinen Aufgaben völlig ausgelastet. Ich kann dieses Projekt nur zusätzlich übernehmen, wenn andere Aufgaben verschoben oder delegiert werden.“
  • Alternativen aufzeigen.
    Ein „Nein“ muss nicht endgültig sein. Bieten Sie mögliche Lösungen an, die für beide Seiten eventuell akzeptabel sind. Beispiele: „Können wir das Projekt verschieben?“ oder „Könnte vorläufig erst einmal jemand anderes diese Aufgabe übernehmen?“
  • Zeit für Reflexion nehmen.
    Ein vorschnelles „Ja“ kann langfristig negative Folgen haben, ebenso ein abruptes bzw. vorschnelles „Nein“. Bedenken Sie die möglichen Konsequenzen und bitten Sie, sofern nötig, um Bedenkzeit: „Kann ich Ihnen morgen Bescheid geben, wie ich bzw. wir das am besten lösen könnten?“
  • Konsequenzen erfragen.
    Stellen Sie gezielte Fragen, um den Spielraum für eine Lösung auszuloten: „Was passiert, wenn wir diese Aufgabe erst in zwei Wochen erledigen?“ oder. „Welches Ziel hat für Sie aktuell die höchste Priorität?“ 

Ein klares „Nein“ nicht als Schwäche interpretieren

Ein klares und begründetes „Nein“ signalisiert keine Schwäche, sondern Professionalität und Selbstreflexion. Es

  • schafft Raum für das gemeinsame Suchen nach einer tragfähigen, weil für alle Beteiligten bzw. Betroffenen akzeptablen Lösung und
  • verhindert, dass sich Probleme bzw. Konflikte auf der psychologischen Ebene verfestigen.

Führungskräfte sollten in ihrem Umfeld eine Kultur fördern, in der Widerspruch als konstruktiv wahrgenommen wird – ohne Angst vor Konsequenzen. Denn nur dann können (Interessen- und Ziel-)Konflikte funktional betrachtet und gelöst werden und so das Fundament für eine tragfähige Beziehung und zielorientierte Zusammenarbeit geschaffen werden. Ein klar formuliertes und begründetes „Nein“ ist mehr als eine Absage: Es ist ein Ausdruck von Respekt, Klarheit und Verantwortung.

Zur Autorin: Sabine Prohaska ist Inhaberin des Beratungsunternehmens seminar consult prohaska. Die Autorin mehrerer Fachbücher unterstützt Unternehmen unter anderem beim Entwickeln einer neuen Lernkultur und Kultur der Zusammenarbeit in ihrer Organisation (www.seminarconsult.at).

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