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Kultur- und Kreativpiloten Deutschland: Wie Female Entrepreneurship die Start-up-Welt aufmischt

Drei als „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ ausgezeichnete Unternehmerinnen-Teams zeigen, wie man mit Ideenreichtum und Durchsetzungskraft wirtschaftlich erfolgreich ist und gleichzeitig auch die Gesellschaft verändert.

Team ooshi Foto Rok Trzan

Mehr zur Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten Deutschland und wie man sich bewerben kann erfahrt ihr hier.

Mit ooia, einem Unternehmen für Periodenunterwäsche, sind die Berlinerinnen Kati Ernst und Kristine Zeller zum Role-Model für weibliches Unternehmertum geworden. „Wir wollten eigentlich nie gründen“, sagt Kristine. „Aber diese Chance war zu verlockend: Mit ooia können wir uns nicht nur unseren Arbeitsalltag selbst gestalten – sondern auch aktiv Frauen empowern.“ Denn es sei nach wie vor oft noch ein Tabu über die Periode zu sprechen. Langsam ändert sich das aber. Dazu trägt auch die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte von ooia. bei: Nach ihrem Debut im Herbst 2018, hat unter anderem ihre mediale Aufmerksamkeit, zum Beispiel mit

 

ooshi Foto Rok Trzan

einem Auftritt bei „Die Höhle des Löwen“, die Umsätze auf ein Niveau von mehreren Millionen gehoben. Auch hilft gesellschaftliche Anerkennung wie die Auszeichnung als „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ dabei, die Periode der Frau zu enttabuisieren. „Der Titel der Bundesregierung ist für uns daher etwas ganz Besonderes“, sagt Kristine.

A.MUSE

Ganz ähnlich erging es auch den Titelträgerinnen Christin Marczinzik und Thi Binh Minh Nguyen. Die beiden haben vor einem Jahr ebenfalls die Gründung gewagt: Das Kreativstudio A.MUSE in Halle an der Saale möchte mit den Mitteln interaktiver Multimedialösungen inspirieren und unterhalten. „Wir bewegen uns mit unseren Projekten an der Schnittstelle von Kunst, Design – und Technologie“, sagt Minh. Ein Feld, das noch hauptsächlich von Männern dominiert wird. „Noch – wir ändern das gerade“, sagt Christin grinsend. „Zumindest scheinen wir einen guten Riecher für gefragte Installationen zu haben.“ Gleich ihr erstes Projekt, die „Swing VR-Schaukel“, ging quasi auf Welttournee. Die Installation besteht aus einer normalen Schaukel, auf die man sich mit einer VR-Brille setzt, in der VR-Welten hinterlegt sind. „So kann man sich schaukelnd durch den Raum bewegen und mit jedem Schwung weiter bis ins Weltall fliegen“ sagt Christin.

In Sao Paulo, dem Silicon Valley und Las Vegas hat die Swing VR Schaukel schon Station gemacht und dabei zahlreiche Preise gewonnen.

eeden bei der Preisverleihung Foto William Vedder

Auch im eeden in Hamburg wird daran gearbeitet, den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Der Co-Creation Space bringt visionäre Frauen zusammen, um gemeinsam eine gerechtere und glücklichere Welt zu gestalten. „In eeden sollen Menschen zusammenkommen, um neue Sachen in die Welt zu bringen

eeden Foto Lidija Delovska

– das können Initiativen, Veranstaltungen oder soziale Businessmodelle sein“, sagt Co-Gründerin Jessica Louis. Die Arbeiten an den Räumlichkeiten laufen noch, aber Nürsen Kaya aus dem vierköpfigen Team kommt schon jetzt nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: „Im Eingangsbereich sind die Decken sieben Meter hoch, wir haben mehrere kleinere Räume, größere Studios und einen Innenhof – gesellschaftliche Arbeit ist so wichtig und hat sich einen solch tollen Ort wirklich verdient.“ Das innovative Modell ist durch die Coachings im Kultur- und Kreativpiloten-Programm erwachsen. „Wir kommen da jedes Mal sehr glücklich von den Workshops zurück“, sagt Jessica. „Die Auszeichnung als Kultur- und Kreativpilot*innen ist für uns echt Gold wert.“

Das Potential von Entrepreneurinnen, gesellschaftliche und soziale Themen unternehmerisch zu etablieren, wird in den kommenden Jahrzehnten richtungsweisend sein. Um den Anteil von Gründerinnen aktiv zu heben, braucht es neben spezifischen Förderangeboten und arbeitsmarkttechnischen Anpassungen jedoch vor allem eines: Sichtbarkeit. Erfolgreiche Gründerinnen brauchen Bühnen und Vernetzungsmöglichkeiten. Werden diese Aspekte in Zukunft verstärkt forciert, wird auch in der Startup-Szene zeitnah mehr Geschlechtergerechtigkeit entstehen – eine echte Bereicherung für die gesamte Gesellschaft. Motivierten Nachwuchs gibt es zweifelsohne genug!

Du bist Selbstständige, Gründerin oder Unternehmer aus der Kultur- und Kreativwirtschaft? Dann bewirb dich mit deiner Idee bis zum 16. August 2020 für die Kultur- und Kreativpiloten und nutze die Chance auf ein einjähriges Mentoring-Programm, das dich nach vorne bringt!

Hier geht’s zur Bewerbung.

Über die Kultur- und Kreativpiloten Deutschland

Kultur- und Kreativpiloten Deutschland – die Auszeichnung der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft
Jedes Jahr werden im Namen der Bundesregierung 32 Unternehmen als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ausgezeichnet. Bewerben können sich Unternehmen, Selbständige, Gründer*innen und Projekte aus der Kultur- und Kreativwirtschaft und deren Schnittstellen zu anderen Branchen. Bei der Auszeichnung steht die Unternehmer*innenpersönlichkeit im Mittelpunkt. Die Titelträger*innen nehmen an einem einjährigen, individuell abgestimmten Mentoring-Programm teil. Dazu gehören Workshops, die Begleitung durch zwei Coaches, der Austausch mit den anderen Teams und mit Expert*innen sowie die bundesweite Aufmerksamkeit durch die Titelvergabe. Ideengeber und Organisator der Auszeichnung im Rahmen des Projektauftrags durch die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung ist das u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e.V. unter Leitung von Sylvia Hustedt und Christoph Backes.

 

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