Gründerinnen im Porträt

Bex-BioTec – Auftragsforschung im Bereich Pflanzendiagnostik

Wer sind Sie und was machen Sie?

Mein Name ist Dr. Rebecca Melcher, ich habe die Bex-BioTec GmbH & Co. KG 2018 als Spinn-Off aus meiner Promotion an der WWU-Münster gegründet. Zusammen mit meinen Kollegen Dr. Tobias Weikert und Dominik Schmidt, haben wir uns darauf spezialisiert Auftragsforschung im Bereich Pflanzendiagnostik anzubieten. Gerade im Bereich alternativer Pflanzenschutz geht es um komplizierte Mechanismen, die nur bei exakter Anwendung Effekte zeigen. Dies setzt voraus, die Mechanismen zu verstehen und das ist unsere Aufgabe.

Was ist die Besonderheit Ihrer Gründungsidee?

Die Landwirtschaft steht aktuell vor großen Herausforderungen. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen werden kleiner, das Klima extremer und die Gesetzlichen Auflagen härter. Alternative Pflanzenschutzstrategien können aktiv in den Stoffwechsel der Pflanze eingreifen und sie so resistenter gegen Stress machen. Dies hilft einerseits mit den härteren klimatischen Bedingungen (Trockenheit, Stress) umzugehen, andererseits kann es auch die Resistenz gegen Krankheiten erhöhen, sodass weniger Pflanzenschutzmittel verwendet werden müssen. Es ist auch möglich die generelle Ressourcenverwertung zu optimieren, sodass zum Beispiel weniger Stickstoff (Dünger/Nitratbelastung) ausgebracht werden muss.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Wir haben 2019 unseren ersten Kunden von uns begeistern können, für den wir mittlerweile das vierte Forschungsprojekt planen. Anfang 2020 haben wir zwei weitere Kunden für uns gewinnen können, und sind jetzt international tätig. Aktuell sind wir im Gespräch mit fünf weiteren Firmen und planen neben strategischen Partnerschaften auch gemeinsame Forschungsanträge.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Dr. Rebecca Melcher Foto Copyright f3

Ich habe an der Uni Münster erst Biowissenschaften und dann Biotechnologie studiert. Es folgte die Promotion im Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen. Mit einer Methode, die ich während der Promotion entwickelt haben, habe ich mich dann auf ein Exist Forschungstransfer beworben. Aus dem Forschungstransfer haben wir dann gegründet.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich fand die Idee mein eigener Chef zu sein schon immer attraktiv, habe aber immer auf eine Gelegenheit (einen genialen Einfall) gewartet. Als klar war, dass ich mit meiner Ausbildung keinen Job in der Nähe bekomme, habe ich nach Alternativen gesucht. So kam dann die Idee mit der Selbstständigkeit. Jetzt habe ich einen familienfreundlichen Job mit flexiblen Arbeitszeiten und einem netten Team.

Was war oder ist Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Ein Start-up zu gründen, war eine große Herausforderung. Viele (administrative) Aufgaben haben sich mir nicht intuitiv erschlossen. Mittlerweile habe ich ein gutes Netzwerk an Beratern, (und eine ausgelagerte Buchhaltung). Jetzt ist die größte Herausforderung, sich immer wieder zu motivieren, denn in einem Start-up herrscht ein ständiges auf und ab.

Welches sind aus Eurer Sicht die größten Herausforderungen von Start-ups aus den KUER Branchen (Klima, Umwelt, Energieeffizienz, Ressourcenschonung) generell?

Wir sind mit unserer (Agra) Dienstleistung ein absoluter Außenseiter. Wir passen nicht auf die Standard Start-up-Veranstaltungen, da wir keine (günstige, skalierbare) App-Programmieren anbieten. Wir passen nicht zu den Biotec-Start-ups, die zu 95 % für die Medizin-Branche sind. Für die Agra-Veranstaltungen sind wir zu technologisch. Für uns ist daher die Finanzierung immer wieder ein Problem.

Sie sind Teilnehmer im aktuellen KUER.NRW Businessplan Wettbewerb 2020: Warum haben Sie sich entschlossen, an dem Wettbewerb teilzunehmen?

Wir haben unser Geschäftsmodel im letzten Jahr komplett überarbeitet. Ein Businessplan-Wettbewerb ist die Gelegenheit, den Ansatz auf Herz und Nieren zu prüfen. Im KUER Wettbewerb ist unsere Geschäftsidee im richtigen Umfeld. In den fünf Monaten des Wettbewerbs steht Ihnen ein persönlicher Mentor zur Seite und unterstützt Sie beim Schreiben des Businessplans. Mehr als 100 Experten stehen den Teams im KUER Netzwerk zur Seite.

Wie können wir uns die Zusammenarbeit vorstellen? Was nehmen Sie aus dem Mentoring mit?

Einen Teil des Wettbewerbs stellen die Online-Workshops dar, in denen Experten die verschiedenen Segmente eines Businessplans vorstellen. Zusätzlich berät uns unser Mentor bezüglich unseres Businessplans. Aktuell geht es darum, ob die Kapitel verständlich sind und wo mehr Hintergrundwissen vermittelt werden muss. Wie wichtig sind für Sie Netzwerke wie das des KUER.NRW Gründungswettbewerbes?

Das Netzwerk ist einer der Hauptgründe für uns gewesen, am Wettbewerb teil zu nehmen. Netzwerke sind unglaublich wichtig und man kann nie genug Leute kennen. Tatsächlich haben wir bisher fast alle Schlüsselpartner auf Netzwerkveranstaltungen kennengelernt.

Wer berät Sie, wer sind Ihre Helfer und Mentoren? (KUER und sonstige)

Wir haben ein gutes Netzwerk von unterschiedlichsten Mentoren aufgebaut: Ich habe eine Beraterin für alle administrativen Prozesse, guten Kontakt zu unserem Doktorvater, mit dem wir ein gemeinsames Forschungsprojekt haben, und weitere Experten, die uns Beratend zur Seite stehen.

Im KUER-Wettbewerb betreut uns Benno Weißner, mit dem wir schon vorher über ZENIT (gutes Netzwerk!) Kontakt hatten. Ein weiterer Berater ist Dr. Oliver Bonkamp von der Bio-Security GmbH, der ebenfalls über ein gutes Netzwerk verfügt, dass uns schon oft geholfen hat.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Am Anfang waren wir vor allem auf Fachmessen und Konferenzen unterwegs. Natürlich sind wir auch auf Start-up und Investorenveranstaltungen. Wir profitieren von Presseberichten und haben natürlich auch einen Internet- und Social-Media Auftritt.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Neben Stipendium und Forschungsprojekten sind wir über Eigenkapital finanziert.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Es wäre natürlich schön, zu sehen, dass sich unser Konzept auszahlt und wir tatsächlich einen wichtigen Beitrag zur Agrarwende leisten können. Es wäre schön, jemanden für die administrativen Prozesse einstellen zu können und wieder selber im Labor zu stehen. Und ich würde gerne mal einen Marathon laufen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Es gibt keinen idealen Zeitpunkt für nichts. Statt auf irgendetwas Unbestimmtes zu warten, sollte man einfach machen. Ein berühmter Hockey-Spieler hat mal gesagt: „You miss 100% of the shots you don’t take.“

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

 

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