Gründerinnen im Porträt

Cannovum AG: Patienten mit medizinischem Cannabis versorgen

Mein Name ist Pia Marten und ich bin CEO und Co-Founder der Cannovum AG. Wir wollen Patienten in Deutschland und ganz Europa mit medizinischem Cannabis versorgen. Cannovum ist ein lizenzierter pharmazeutischer Großhändler, Importeur und Hersteller von medizinischem Cannabis. Kurz gesagt: Wir bringen die Cannabis-basierten Arzneimittel in die Apotheken.

Cannovum AG: Patienten mit medizinischem Cannabis versorgen

Pia Marten

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Ich sehe die Ausrichtung, die ich meinem Unternehmen gegeben habe als besonders an: Wir bringen Nachhaltigkeit in den deutschen Cannabis-Markt. Wir werden Patienten mit medizinischem Cannabis versorgen, das sonnenlichtgereift, frei von chemischen Pestiziden und nachhaltig angebaut ist. Anfang Mai haben wir einen riesengroßen Meilenstein erreicht, denn Cannovum ist das erste deutsche pharmazeutische Cannabis-Unternehmen, das an der Börse gelistet wurde. Meinem Team und mir ist es wichtig, ein breiteres Bewusstsein für das medizinische Potenzial von Cannabis zu schaffen, deswegen bieten wir kostenfreie medizinisch-wissenschaftliche Workshops an und bauen auch gerade eine virtuelle Weiterbildungsplattform auf.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Mein erster Erfolg war es, alle notwendigen Lizenzen für den Handel zu erhalten. Medizinisches Cannabis fällt unter das Betäubungsmittelschutzgesetz, die Anforderungen für den Markteintritt sind dementsprechend sehr streng reguliert und kontrolliert – wir haben es innerhalb von einem Jahr geschafft und das ist für die Branche schon ein zügiger Durchlauf! Mein größter Erfolg war im Mai dieses Jahres, ich habe Cannovum als erstes deutsches pharmazeutisches Cannabis-Unternehmen an der Börse gelistet und bin dadurch auch zur jüngsten weiblichen Vorständin geworden, die ein Unternehmen gelistet hat! Ich bin stolz auf das Team, mit dem ich jeden Tag zusammenarbeiten darf und sehe es als Erfolg an, mit so vielen passionierten Menschen aus verschiedenen Arbeitsbereichen zusammen unsere gemeinsame Vision zu verfolgen.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich komme ursprünglich aus dem Bereich der erneuerbaren Energien und habe dort die operative Unternehmensleitung geführt. Zwei Dinge habe ich hier gelernt: Wie viel Spaß mir das Aufsetzen und Führen von operativen Geschäften macht und wie wichtig ressourcensparende Ansätze sind. Mir ist klar geworden, dass ich beides weiter vorantreiben möchte und mein eigenes Unternehmen gründen möchte.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich möchte Patienten in Deutschland und Europa mit medizinischem Cannabis versorgen. Zu diesem Entschluss bin ich schon 2017 gekommen, als medizinisches Cannabis hier in Deutschland legalisiert wurde. Meinen ersten Eindruck für das medizinische Potenzial habe ich schon zu Studienzeiten in Maastricht gewinnen können, die gesellschaftliche Akzeptanz für den therapeutischen Nutzen ist dort groß. Ich habe 2017 sehr intensiv recherchiert, mich mit Ärzten und Patienten auseinandergesetzt und war fasziniert vom medizinischen Potenzial der Cannabispflanze. Ich habe Cannovum gegründet, weil ich das Potenzial der Pflanze voll ausschöpfen möchte und die Versorgung von Patienten verbessern möchte, denn jeder Patient verdient die beste Therapie.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Ich denke, den größten Gründungs-Einfluss hatte mein Umfeld. Mein Vater war sein ganzes Leben lang immer unternehmerisch tätig und auch heute befinden sich viele Unternehmer in meinem Freundeskreis. Die ganzen Gründungs- und Gedankenprozesse bei ihnen mitzuerleben haben mich sehr geprägt und motiviert, selbst zu gründen. Mein Co-Gründer Marius Koose und ich wurden beim Aufbau von Cannovum von der Expertise unserer Investoren unterstützt.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Meine größte Herausforderung bisher mit Cannovum war es die Eintrittsbarrieren in den sehr streng regulierten pharmazeutischen Cannabis-Markt zu nehmen. Die Regularien und Kontrollen sehe ich dabei als sehr wichtig an, denn sie dienen der Sicherheit von Patienten. Der Prozess, alle nötigen Lizenzen für den Markteintritt zu bekommen dauert in der Regel mehrere Jahre, wir haben es in nur einem geschafft. Essenziell hierfür war es, die regulatorische Expertise inhouse aufzubauen, wir haben unsere eigenen Experten für das Qualitätsmanagement, denn auch jede neue Produkteinführung erfordert neue Auditierungen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Ich konnte die Gründung 2019 mit der Unterstützung einiger vermögender Investoren aus meinem privaten Umfeld umsetzen. Im letzten Jahr konnte ich durch pitchen, pitchen und noch mehr pitchen neue Investoren dazugewinnen und unser Grundkapital nochmal erhöhen. Ich habe insgesamt mehr als 2 Millionen Euro geraised.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Ich habe noch viel vor mit Cannovum: Ich möchte das Stigma rund um Cannabis abbauen und ein breiteres Bewusstsein für den therapeutisch-medizinischen Nutzen schaffen. Ich möchte jedem Patienten, dem eine Cannabis-basierte Therapie helfen könnte, den Zugang ermöglichen. Ich möchte nachhaltig angebautes medizinisches Cannabis auf dem Markt verfügbar machen, das sonnenlichtgereift und frei von chemischen Pestiziden ist. Darüber hinausgehend sehe ich Cannovum nicht nur als deutsches, sondern als europäisches Unternehmen an und möchte Patienten in ganz Europa versorgen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Gebt nicht auf! Ich weiß, es ist frustrierend, aufgestellte Pläne immer wieder umzuschmeißen und neu zu denken und dann das Gefühl zu bekommen, dass man nicht genau weiß, worauf man sich da eingelassen hat, aber es wird besser. Selbst wenn ihr zwei Schritte vor und einen wieder zurückgeht, kommt ihr trotzdem weiter. Ich habe meine Perspektive auf den Schritt zurück verändert und sehe es inzwischen nicht als Scheitern an, sondern einfach nur als eine mögliche Herangehensweise, die ich von meiner Liste streichen kann und sehe es positiv: Ich bin damit einen Schritt näher an der Lösung. Stück für Stück schafft ihr das!

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von Cannovum.

Start-O-Mat des Startup-Verbandes zur Bundestagswahl 2021 ist online
Vorheriger Beitrag

Start-O-Mat des Startup-Verbandes zur Bundestagswahl 2021 ist online

Vertikale Segregation des Arbeitsmarktes: Verteilung von Frauen und Männern
Nächster Beitrag

Vertikale Segregation des Arbeitsmarktes: Verteilung von Frauen und Männern