Gründerinnen im Porträt

IGLU gUG: Jeans-Recycling. Textilmüll reduzieren.

Alte, kaputte Jeans gehören nicht in den Müll oder Altkleidercontainer, sondern in eine Jeans-Sammelbox. Das ist die Idee der gemeinnützigen IGLU gUG, die damit bereits einen Riesenerfolg feierte und von Katharina Partyka gegründet wurde. Der Grund: Jeansstoff eignet sich sehr gut zum Recyceln und die Menschen freuen sich, mit ihrer ausrangierten Jeans einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Da die Wirtschaft (noch) nicht mitzieht bei einem einheitlichen Rücknahmesystem, setzt das IGLU auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Die Deutsche Postcode Lotterie fördert das Vorhaben mit 30.000 Euro.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Ich habe verschiedene Start-ups gegründet. Das aktuellste ist das „Iglu“ – eine Drehscheibe für nachhaltigen Konsum. Dort beheimatet ist das Jeansprojekt. Denn wir sammeln alte, kaputte Jeans, um Ressourcen und Umwelt zu schonen. Jeans, die aus 95% Baumwolle hergestellt wurden, können wieder in den Kreislauf, um daraus neue Kleidung herzustellen. Das reduziert Textilmüll und spart bis zu 70 Prozent Wasser und CO2.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Mein erster beruflicher Erfolg ist die Gründung des Ethical Fashion Shops „kiss the inuit“ vor zehn Jahren. 2014 eröffnete ich eine Filiale in Bonn, und 2019 numero drei, das Iglu. Letzteres ist eine NGO, um gemeinnützige Klimaprojekte und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Der aktuellste Erfolg ist die Jeans-Kampagne: 2020 haben wir die Kampagne 10.000 Jeans in Köln gestartet und in nur acht Wochen 1,2 Tonnen Jeans gesammelt. Mitten im Lockdown! Wir haben aus den gesammelten Jeans einen Köln-Sweater produzieren lassen um Kreislaufwirtschaft erlebbar zu machen. Das kam super an.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe BWL studiert und im Anschluss Radiojournalismus. Ich habe einige Zeit in Stuttgart bei einem Lokalsender gearbeitet und wechselte danach in eine große Kommunikationsagentur nach Düsseldorf. Der Liebe wegen ging es dann nach Köln, wo ich zunächst freiberuflich für das erste nachhaltige Stadtmagazin arbeitete. 2011 machte ich mich dann mit meinem ersten Organic Fair Fashion Shop „kiss the inuit“ selbständig. Zwei Jahre später gründete ich in Bonn eine Filiale und 2019 das Iglu in Köln, wo wir unter anderem das Jeans-Projekt betreuen.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich wollte alle davon zu überzeugen, das ökofaire Kleidung nicht uncool, sondern Fashion ist! Im Rahmen einer Recherche für ein nachhaltiges Stadtmagazin entdeckte ich kleine, ökofaire Marken, die mich sofort begeisterten. Die Kleidung war nicht typisch öko, so walle walle mit Filz, sondern wirklich fashion – aber eben fair und bio produziert. Und das zu einem bezahlbaren Preis. 2011, im Gründungsjahr, gab es noch nicht so viele schöne Labels wie heute. Aber die Marken hatten einen besonderen ethischen Anspruch, den ich super fand und den ich unter die Leute bringen wollte. Es gab für mich ab dato keinen Grund mehr, nicht ökofair zu shoppen. Und das sollte jeder wissen. ich hatte quasi eine Mission.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Beraten hat mich niemand. Ich vertraue sehr stark auf mein Bauchgefühl – Businesspläne waren nie mein Ding. Bis mal alle Zahlenreihen komplett hat, geht die Lust und die Begeisterung für das Entrepreneurship verloren – das wichtigste überhaupt um erfolgreich zu sein. Ich hatte mich nur mit meinem Partner und Freunden zu bestimmten Themen ausgetauscht.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Familie, Partnerschaft und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Das ist schon heavy, vor allem wenn die Geschäfte mal nicht so laufen. Ich habe in den zehn Jahren zwei Familien groß gezogen – die private (2 Kinder) und die Jobfamilie (12 Mitarbeiter:innen). Ich verfüge über viel Energie und Zuversicht – diese Eigenschaften helfen, wer sich selbständig machen möchte.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Ich finde es wichtig, innovativ zu sein und eine Message zu haben. Das hat mich immer angetrieben und darüber habe ich berichtet. Ich habe Pressemitteilungen geschrieben, Kooperationen und bisschen Werbung gemacht. Vor allem aber war ich auf vielen Events aus meiner Branche, und habe mich so stark vernetzt. Kontakte sind das A und O.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Ich habe Freunde angepumpt und einen Privatkredit aufgenommen. Die Banken hatten mir nichts gegeben – ich war unverheiratet, freiberuflich und hatte keine Ersparnisse. Einzelhandel ist zudem auch kein so ertragreiches Business. Ich weiß noch wie ich in Bonn den Anruf bekam, dass die KfW mir keinen Kredit gibt. Da waren die Umbauarbeiten bereits in vollem Gange für circa 30.000 Euro. Da braucht man gute Nerven, und vor allem Freunde und Familie, die zu einem halten.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Ich hätte gerne ein kleines Häuschen im Grünen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Unbedingt an sich glauben und an seine Idee, dann ist alles möglich. Und auf sein Bauchgefühl hören. Ich nenne mich gerne intuitive Unternehmerin, denn nichts von dem was ich gemacht habe, war jemals geplant. Eine Portion Durchhaltevermögen kann auch nicht schaden.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage der IGLU gUG.

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1 Kommentar

  1. Wibke Liebhart
    18. März 2022 at 10:16

    Zur nachhaltigen Kleidung zum Ausleihenhabbe ich GERADE einen Beitrag, in „Volle Kanne“ gesehen und wollte mich informieren, ob es DAS auch im Süden (Bodenseeregion) von Deutschland gibt…