Gründerinnen im Porträt

STAY-IN-A-KITE: Upcycling von Kite- und Surfsegeln zu Bekleidung und Taschen

Auf zu neuen Ufern: Doris Ivanschitz hatte die Geschäftsidee zu ihrem Öko-Startup STAY-IN-A-KITE beim Kiten selbst. Aus defekten, alten Kite- und Surfsegeln lässt die Bekleidungsingenieurin stylische, funktionelle Bekleidung und Taschen herstellen. Das auf fünf Wochen angelegte Crowdfunding für ihre Zero-Waste-Geschäftsidee startete am 24. August auf Startnext.de mit dem Ziel, 16.000 Euro für den Produktionsstart einzuwerben.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Ich mache sozusagen ein „Upcycling-Extreme“: Alte Kites und Surfsegel bekommen ein zweites Leben eingehaucht und erleben als Bekleidung (Jacke, Weste, Mantel …) oder Tasche (Umhängetasche, Turnbeutel, Rucksack, Kulturbeutel, Yogatasche …) neue Abenteuer. Das Ganze verbinde ich mit ausschließlich nachhaltigen Werkstoffen aus Bio-Anbau (Futter, Garne, Label, Bänder), recycelt PET (Reißverschlüsse, Bukles) und Eco-Stahl (Reißverschlüsse). Und am Ende meiner Produktion habe ich das Ziel eines Zero-Waste! Das bedeutet, der anfallende textile Verschnitt wird sortenrein getrennt nach Bio-Baumwolle und Upcyclingmaterial, das aus PES oder Nylon besteht. Ein Partnerunternehmen wird aus der Bio-Baumwolle neue Fasern herstellen und betriebsintern verarbeiten wir den textilen Verschnitt des Upcyclingmaterials weiter.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Im Rahmen der Gründung sehe ich den Aufbau meines Netzwerkes, die entstandenen und sich entwickelnden Kooperationen als großen beruflichen und auch persönlichen Erfolg an. Und es macht mich sehr stolz zu sehen, dass ich für meinen ersten Produktionsstart gerüstet und gut vorbereite bin.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Nach dem Abitur machte ich eine Ausbildung zur Damenschneiderin. Anschließend das Studium zur Bekleidungsingenieurin (Diplomarbeit bei einem Naturtextilhersteller). Weitere Stationen bei bekannten Bekleidungsherstellern, wo ich als Produktmanagerin und in der Leitung der Qualitätssicherung arbeitete. 2004 machte ich mich mit eigenem Atelier selbständig, wo ich eine nachhaltige Kollektion launchte (Businessmode für Frauen aus kbT Schurwolle und Used Jeans), mich als „späte Mutter“ dann aber erstmal auf die Familie konzentrierte.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Die Idee aus alten Kites und Surfsegeln Mode zu machen hatte ich tatsächlich in einem Kitekurs in Italien. Doch dem ging im Grunde schon ein langer Entwicklungsprozess voraus, den ein festes Fundament ökologischen Denkens trägt und nährt. Mich hatte die Power und Farbenfreude dieses Materials förmlich umgehauen und ich musste daraus einfach konsequent nachhaltige Mode machen. Ich musste diesen Rohstoff im Kreislauf halten und wollte Plastikmüll vermeiden.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Beraten hat mich niemand außer meinem Mann und lieben, lieben Freunden. Das sind auch diejenigen, die in Bereichen halfen, die ich nicht abdecken konnte. Und natürlich ergaben sich im Zuge meiner Gründung Themen, wo ich mir fachliche Unterstützung von außen holen musste. Hier hat mich der Verein zur Förderung von Existenzgründung sehr unterstützt oder SEND und die Social Business Women und schließlich der Crowdfunding Campus.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Meine größte Herausforderung war, dass ich neben meiner beruflichen Qualifikation, auf der die Firmenidee gründet, so viele zusätzliche Felder und Sachverhalte schlagartig souverän meistern sollte, die für mich jedoch unbekanntes Terrainwaren. Social Media beispielsweise oder die Vorbereitung meiner bevorstehenden Crowdfunding Kampagne. Gemeistert habe ich diese Hürden, indem ich unglaublich viel recherchierte, las und offen an Neues heranging. Aber allein schaffst Du manches trotzdem nicht in einer angemessenen Zeit oder weil Du nicht die richtigen Fragen kennst. Also suchte ich offen nach freier Unterstützung und kam darüber mit vielen, vielen Menschen ins Gespräch, was meinem Verständnis immer ungeheuren Anschub gab

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Ich teile mit jedem meine Begeisterung für mein Thema und erzähle von meinem Gründungsvorhaben. 24h am Tag. Unermüdlich.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Mit dem Crowdfunding werde ich mein Produkt erstmalig vermarkten. Im Anschluß ist ein Online-Shop geplant

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Über eine Crowdfunding Kampagne will ich meine erste Serienfertigung finanzieren und zugleich einen Proof of Concept erreichen.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Mein Traum wäre, ein Purpose Unternehmen erwachsen zu lassen mit dem Ziel aus Beach-Clean-Ups-Plastics neue Produkte für den Textilbereich herzustellen und damit in armen Regionen Menschen in Lohn und Brot zu bringen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Durchhalten, weiter machen und nicht beirren lassen! Auf dem Weg niemals starr sein. In Deiner Vision aber immer fokussiert. Und in einem verständlichen Satz Dein Ziel vor Augen haben. Aber das wichtigste ist wohl, mit Menschen zu sprechen!

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von STAY-IN-A-KITE.

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