Gründerinnen im Porträt

Thea Weiland – Gründerin von „7leads“ & „Scrum for Families“

Thea Weiland

Thea Weiland hat gegründet, im IT-Bereich. Und sie hat zeitgleich auch noch Zwillinge bekommen. Wie bekommt man das alles unter einen Hut? Sie hat es geschafft!

Frau Weiland, eine Frau gründet in der IT-Branche. Etwas Seltenes. Wie sind Sie auf die Idee der Gründung von 7leads gekommen?

Als Mitarbeiterin in einer Webagentur konnte ich mich sehr für die Themen Suchmaschinenoptimierung und Digitalisierung begeistern. Gleichzeitig wurden mir die Bedeutung und das große Potenzial von Cloud-Lösungen für den Mittelstand bewusst. Im direkten Kundenkontakt stellte ich aber fest, dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen einen enormen Beratungsbedarf haben und der Digitalisierung noch immer sehr skeptisch gegenüberstehen. Freunde von mir, die zuvor in Internet-Unternehmen, Online-Marketing- und Design-Agenturen gearbeitet haben, hatten ähnliche Erfahrungen gemacht. 2013 entstand dann der Wunsch, ein Projekt auf die Beine zu stellen, welches exakt dort ansetzen und die Berührungsängste mit Cloud-Lösungen abbauen sollte – durch umfangreiche und individuelle Beratung. 2014 haben wir dann den Schritt gewagt und zusammen gegründet.

7leads berät kleine und mittlere Unternehmen. Treten Sie an die Unternehmen heran oder kommen die auf Sie zu?

Unser derzeitiges Fokusprojekt ist das umfangreiche Beratungsportal Homepage-Ratgeber.de, auf dem sich Unternehmen entweder über unseren Online-Leitfaden informieren, Anbieter direkt vergleichen oder aber per Live-Chat, E-Mail sowie Telefon direkt an einen persönlichen Ansprechpartner wenden können. Die Seitenbesucher kommen dabei zu einem kleineren Teil über die organischen Suchergebnisse von Google (SEO), Display-Werbung (GDN, Adroll, Criteo) und Facebook-Ads, zum größten Teil aber über Suchmaschinenwerbung (SEA). Mit diesen Kanälen erreichen wir unsere Kunden sehr zielgerichtet und können Sie somit direkt zum Zeitpunkt Ihrer Suche an die Hand nehmen.Dies beschert uns einen großen Zustrom an einer sehr interessierten Kundschaft, auf „blinde“ Werbemaßnahmen wie z.B. Print-Werbung oder klassische Kaltakquise verzichten wir bisher komplett.

Leider ist es noch häufig so, dass Frauen in MINT-Berufen manchmal nicht ernst genommen werden. Haben Sie solche Erfahrungen gemacht?

Wir sind sieben Gründer und ich bin die einzige Frau im Management-Team. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich weniger ernst genommen werde als meine männlichen Kollegen. Dennoch denke ich, dass es gerade für Frauen besonders wichtig ist, zu wissen, was man kann und wo die persönlichen Stärken liegen, um sich nicht unnötig klein zu machen. In unserem Startup arbeiten wir jeden Tag an einer sehr offenen, freundschaftlichen und respektvollen Firmenkultur. Das war mir auch von Anfang an ungeheuer wichtig.

Neben der Gründung haben Sie auch noch zwei Kinder bekommen. Wie hat sich das vereinbaren lassen?

Mein Mann und ich sind beide Gründer bei 7leads. Als wir erfahren haben, dass wir im Jahr unserer Gründung Zwillinge bekommen, waren wir natürlich erst einmal nervös. Wir haben beide wichtige Positionen im Unternehmen, die nicht zweitbesetzt sind und verdienen das Gleiche. Darum haben wir ganz offen miteinander gesprochen, wie genau die Organisation und die Aufteilung aussehen kann. Wir haben uns darauf geeinigt, dass jeder die Hälfte der Arbeit übernimmt. Wir hatten in der Zeit aber eine tolle Ersatz-Oma – ein Granny-Aupair – gefunden, die uns eine große Unterstützung war. Seit unsere Kinder ein Jahr alt sind, übernehmen wir zu gleichen Teilen eine 7/8-Stelle. Am Anfang hatte ich dabei schon Gewissensbisse. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich durch meine Arbeit eine bessere Mama sein kann, denn dadurch bin ich ausgeglichener.

Während der Gründung von 7leads haben Sie auch „Scrum for families“ entwickelt. Was ist das denn?

Scrum ist ein Projektmanagement-Vorgehensmodell, mit dem wir beruflich arbeiten. Seit der Einführung konnten wir unsere Effizienz deutlich steigern. Die Funktionsweise habe ich auf unser Haushalts-Management übertragen, um auch zu Hause die Aufgaben besser verteilen zu können. Ich habe es „Scrum for families“ genannt. Dafür setzen mein Mann und ich uns alle 14 Tage zusammen und besprechen, was ansteht: von Einkauf über Kochen und Wäsche bis zu Terminen mit den Kindern. Für alle Aufgaben schätzen wir den Zeitaufwand ein und teilen sie dann genau auf, so dass keiner glaubt, zu viel zu machen. Das ist transparent und gerecht. Außerdem minimieren wir somit Streit um lästige Aufgaben.

Hatten Sie bei der Gründung Ihres Unternehmens Unterstützung?

Wir haben uns als Gründerteam von Anfang an gegenseitig unterstützt. Ein klarer Vorteil einer so großen befreundeten Gründerriege ist, dass man die Stärken und Schwächen eines jeden Einzelnen kennt und die verschiedenen Fähigkeiten zielgerichtet einsetzen kann. Jeder von uns ist Profi in einem bestimmten Bereich, das hat uns beim Aufbau von 7leads sehr geholfen.

Ihr Unternehmen läuft so gut, dass Sie in den vergangenen Jahren expandiert haben. Hatten Sie sich das vorgestellt?

Wir hatten von Beginn an große Pläne. Dass wir uns aber innerhalb von zwei Jahren zu einem Team von 16 Mitarbeitern entwickeln, unsere Leistungen bereits über Deutschland hinaus anbieten und dieses Jahr noch weiter expandieren können, hätte ich nicht gedacht. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn die harte Arbeit Früchte trägt und ich bin stolz, was wir als Team schon alles erreicht haben.

Sie arbeiten sehr erfolgreich im Team. Was zeichnet Ihr Team gegenüber anderen aus?

Wir haben eine ungewöhnliche Gründerkonstellation. Jonas ist mein Bruder, mit Lars bin ich verheiratet. Maurizio und Lorenz Graubner sind ebenfalls Geschwister, Oleg Shmykov und Julian Weber alte Schulfreunde. Wir sind also fast ein Familienunternehmen – nur eben mit Startup-Charakter. Mittlerweile sind wir 16 Mitarbeiter, zwischen Gründern und Angestellten besteht dabei ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Damit die Koordination und Arbeitsaufteilung untereinander sinnvoll und effektiv funktionieren, organisieren wir uns mit Scrum.

Was können Sie anderen Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Glaubt an euch und eure Fähigkeiten. Allen werdenden Mamas möchte ich mit auf den Weg geben, dass man nicht perfekt sein muss. Wer sich gut organisiert und bereit ist, Aufgaben abzugeben, kann sowohl den Traum von einer eigenen Familie als auch den Traum eines erfolgreichen Startups parallel leben.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

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1 Kommentar

  1. 3. Mai 2017 at 8:35

    Ein wirklich sehr spannendes Interview!

    Liebe Grüße
    Anna