Madeleine Beil: Meine Mission ist mein Motor
2007 gründete Madeleine Beil die PR-Agentur Beilquadrat, die zu den Top 5 in Deutschland im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die Immobilienbranche zählt. Neben weiteren Ausbildungen zur Yogalehrerin und Sterbebegleiterin, absolvierte die studierte Medienwissenschaftlerin 2018 eine systemische Business Coaching Ausbildung beim V.I.E.L. Institut. Das Psychologie-Studium steht berufsbegleitend vor der Tür.
Wie definieren Sie Erfolg?
Erfolgreich fühle ich mich, wenn …
- ich am Tag etwas getan habe, wofür mein Herz schlägt. Mein Alltag ist geprägt von so vielen Unbekannten, dass ich manchmal meinem inneren roten Faden verliere und glaube, mich im emotionalen Blindflug zu befinden.
- ich trotz Herausforderungen im Leben in meiner Selbstdisziplin bleiben kann, einen klaren Geist behalte, mich immer wieder gut reflektiere und jeden Tag besser werde, verschiedene Landkarten zuzulassen.
- ich mit voller Aufmerksamkeit im Jetzt bin und mich mit dem, was ist, verbinde.
- ich abends nach Hause komme und mein Job für meine Tochter zur Seite treten darf und ich mich vollständig auf sie einlasse.
Was zeichnet Sie aus?
Ich bin schnell, gerecht und laut.
Einer meiner Antreiber ist schnell zu sein, um vor allem ganz viel zu erleben. Das hat viel Gutes. Ich treffe schnell Entscheidungen, erlebe einiges am Tag oder denke in Überschriften. Der Nachteil ist, ich bin wenig perfektionistisch und ich langweile mich schnell. Ich übe gerade, auch mal perfektionistisch zu sein, Aufgaben zu 110 Prozent zu Ende zu bringen und langsamer durch den Alltag zu gehen.
Gerechtigkeit war schon seitdem ich denken kann, ein wichtiger Wert. Wenn damals meine Freunde oder Familie schlecht behandelt worden sind, wurde ich zur Löwin. Das artete z. B. so aus, in dem ich in der Grundschule meine erste Demonstration organisiert habe. Heute profitiert mein Umfeld immer noch davon. Wenn Kollegen von Kunden z. B. in einem für mich falschen Ton angegangen werden, greife ich gern zum Hörer und verbitte mir den Umgang mit meinen Mitarbeitenden.
Ich bin laut – im unklassischen Sinne. Ich liebe die Ruhe, die Natur und das Alleinsein. Aber ich werde laut für Gerechtigkeit – auch für unsere Kunden in Krisen. Und ich motiviere andere Menschen laut für sich zu werden, ihre Stimme zu erheben, um ihren wahren Weg gehen zu können.
Wer oder was ist Ihr Motor?
Einer meiner Motoren, meine Mission, ist, psychologisches Basiswissen in die Arbeitswelt zu bringen. Ich bin überzeugt, wir würden ein viel besseres Leben führen, wenn wir die Psychologie der Menschen verstehen, wissen, wie wir selbst ticken und unser Gegenüber wirklich sehen können. Es ist für mich ein Rätsel, dass Psychologie nicht genauso wie Biologie ein Pflichtfach ist.
Wieso gehört es nicht zu unserem Selbstverständnis, dass psychologisches Basiswissen ein Muss für ein gesundes Leben ist? Wir würden weniger Konflikte austragen und sie würden auf Augenhöhe gelöst werden, Menschen arbeiten eher in ihren Stärken und damit sind Teams erfolgreicher.
Mit Corporate Mind haben wir eine Selbstführungsakademie ins Leben gerufen, die Menschen in z.B. sieben Wochen á eine Stunde das Wissen mit Beispielen aus unserem Leben als Unternehmerin, Kollegin und auch Psychologe ergänzt, vermittelt. Die Akademien sind angepasst an den Joballtag und die Branchen, um die Teilnehmer:innen da abzuholen, wo sie sind. Unser Ziel ist, dass die Menschen verstehen, dass das Bewusstsein doch stärker sein kann, als wir denken und das Unterbewusstsein sich auch lenken lässt. Im Nachgang erarbeiten wir Routinen, wie das Gelernte Teil des Alltages wird, wir reflektierter werden und Perspektivwechsel ein Werkzeug ist, das wir irgendwann ganz routiniert einsetzen.
Straighter Weg oder Abzweigungen – wie verlief Ihr Berufsweg bisher?
Ich bin sehr gut darin, mir das, was gerade ist, als genau den Weg zurechtzulegen – egal ob ich Abzweigungen nehme. Meine ersten 19 Jahre wollte ich Ärztin oder Psychologin werden, davon bin ich 20 Jahre abgekommen. In diesen 20 Jahren wurde ich Stück für Stück wieder auf meinen Weg gebracht. Denn die PR und vor allem Krisenkommunikation führte dazu, dass ich mich auch aus der Psychologie heraus mit der Kommunikation beschäftigt habe.
Mit Mitte dreißig als Geschäftsführerin und Gründern der Agentur Beilquadrat war es mein Anspruch zu verstehen, wie wir als Team gut zusammenarbeiten zu können und warum es jeden Tag aufs neue Energie und Aufmerksamkeit bedarf. Also schloss ich eine systemische Coaching-Ausbildung ab, durfte verschiedene Workshops bei bestehenden Kunden geben, war für das Coaching von Führungskräften verantwortlich und verschob somit mehr meinen Arbeitsfokus.
Ich sammelte die Erfahrung, dass Menschen in die größte Veränderung gehen, wenn sie z. B. ihre inneren Anteile kennen, sie sich bewusst mit ihnen auseinandersetzen, lernten, wie sie das innere Team einsetzen. Für mich ist das selbst der Moment gewesen, in dem ich mein Unterbewusstsein wieder liebevoll an den Zügeln nehmen konnte. Dieses Wissen verändert so viel, dass wir uns sehr wahrscheinlich viele Coachings ersparen könnten. So entstand also die Selbstführungsakademie von The Corporate Mind. Sie bringt die Menschen (wieder) in die Selbstermächtigung.
Mit dieser Akademie bin ich wieder zurück zu meiner großen Leidenschaft gekommen – auf meinen Herzensweg. Nach knapp 20 Jahren und Abzweigungen, die wichtig waren und heute immer noch sind.
Gibt es Rollenbilder in Ihrem Alltag, denen Sie gern entkommen möchten?
Ich habe nichts, dem ich entkommen möchte, aber etwas, was ich mehr begrüßen wollen würde: Das sind Männer in gleichberechtigter Elternzeit und später in einem gleichberechtigten Familienleben. Mein Mann und ich teilen uns alles auf. Aktuell ist er ein halbes Jahr in Elternzeit. Eine Selbstverständlichkeit für ihn und auch sein Wunsch. Wir sind nur fast immer ein Novum, unter Freunden, Kollegen, in der Nachbarschaft und Co. Wir würden noch mehr Frauen in Führungspositionen sehen, wenn gleichberechtigtes Familienleben zu unserer Kultur in Deutschland dazu gehören würde.
Welche eigene Erfahrung geben Sie anderen Frauen als Tipp mit auf den Weg?
Ich bin selbst gut darin, Männern zu unterstellen, dass sie mich in irgendeine Schublade stecken. Das ist doch die Nette, die Zicke, die viel zu Laute, die, die weniger kann und weniger mutig ist, als wir Männer. Wir sind da weiter, allmählich begegnet es mir sehr selten, dass ich aufgrund meines Geschlechtes weniger ernst genommen werde. Mein Vorhaben ist, mir keine Gedanken zu machen, ob ich als Frau schlechtere Karten in den verschiedenen Jobsituationen habe.
Ich beobachte, dass Frauen allerdings häufiger dazu neigen, ruhiger zu ein, sich wenig mit Ihren Erfolgen zeigen mögen. Da dürfen wir lauter werden. Erfolge dürfen gesehen werden und jeder von uns sollte für sich und sein Können laut werden. Das braucht die Wirtschaft.
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