Aktuelles

Aktive Frauen können passive Investorinnen sein

Autorin Clara Creitz & Caroline-Lucie Ulbrich

Von Clara Creitz, Mitgründerin von Finelles, Coach und Beraterin (PwC, UBS, Towers Watson)

Denkst du, als aktive, selbstbewusste Frau solltest du eine aktive Investorin sein? Abwarten und erst einmal die Grundlagen klären. Es könnte durchaus sein, dass das passive Investieren besser zu Deinem Lebensstil passt. Lies den untenstehenden Artikel, um dich über die Vor- und Nachteile zu informieren. Und komme zu unserer Veranstaltung MAKE YOUR MONEY MOVES am 25. Mai in Frankfurt, bei der du dich in Panels und Workshops mit vielen anderen Frauen mit dem Investieren beschäftigen kannst.

Fangen wir bei Null an. Als ich das erste Mal das Wort Anlagestrategie hörte, hatte ich keine Ahnung, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Meine Herangehensweise war bis dato „Geld verdienen“. Um aber mehr zu erreichen – nicht nur Geld verdienen, sondern es auch vermehren – brauchte ich eine Anlagestrategie (auch: Investmentstrategie). Klingt aber abstrakt, ist es aber nicht! Worum geht es? Verstehe eine Reihe von Kriterien, kläre deine eigenen Präferenzen. Auf Basis dieser Überlegungen entsteht deine Anlagestrategie.

Und hier sind sie schon, die Kriterien

Zuerst einmal die Kurzübersicht:

KRITERIUM 1: Will ich aktiv oder passiv investieren?

Entscheide dich für das eine oder andere. Beim aktiven Investieren besteht die Haupttätigkeit darin, selber Aktien auszuwählen. Basierend auf bestimmten Kriterien bewertest du Aktien und entscheidest, sie zu behalten oder zu verkaufen. Dein Ziel besteht darin, höhere Renditen zu erzielen. Diese kommen aber nicht von irgendwo: Du setzt Deine eigene Zeit und Brainpower ein, um die Aktien zu bewerten, die „richtigen“ Aktien zu kaufen und den „richtigen“ Zeitpunkt für den Verkauf ab zu passen. Für das passive Investieren wiederum benötigst du weniger Zeit. Hier kannst du dein Geld beispielsweise in ETFs (Exchange Traded Funds) investieren, die die Performance von großen Indexen (etwa dem deutschen Aktienindex, dem DAX) abbilden.

KRITERIUM 2 – Assetallokation

Die Assetallokation ist nichts anderes, als die Realisierung deiner Anlageentscheidungen. Das hieraus resultierende Anlageportfolio spiegelt deine Präferenzen wieder. Ein Beispiel: Du willst höhere Rendite und nimmst dafür mehr Risiko in Kauf? Dann wird dein Anlageportfolio mehr Aktien mit einem gewissen Risiko beinhalten, und prozentual weniger „sicherer“ (also weniger riskante) Anleihen. Die Asset Allokation basiert auf zwei Prinzipien: Risikoprofil und Diversifizierung.

KRITERIUM 3: Auswahl einzelner Aktien (“Stockpicking”)

Du wählst Deine Aktien nach Grundsätzen wie Value-Investing, Growth-Investing, Dividendenstrategie und Buy & Hold.

Waren das zu viele neue Informationen auf einmal?

Kein Problem – wir schauen uns das ganze gemeinsam im Detail an:

KRITERIUM 1 – Aktives vs. passives Investieren

Beim aktiven Investieren setzt Deine eigene Zeit und Brainpower ein, um die Aktien zu bewerten, die “richtigen” Aktien zu kaufen und den “richtigen” Zeitpunkt für den Verkauf ab zu passen.Beim passiven Investieren würdest  du nur durchschnittliche Rendite erzielen, wenn du in ETFs (Exchange Traded Funds) investierst. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Wenn du in ETFs investierst, wählst du einen Index (z. B. den DAX, den S&P 500, den MSCI World). Die Firmen, die durch den Index abgebildet werden, sind klar umrissen. Zum Beispiel umfasst der DAX-Index die 30 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Daher investiert ein auf dem DAX basierender ETF in diese 30 größten Unternehmen. Wenn du Einzelaktien aller 30 Unternehmen erwerben möchtest, müsstest du eine recht umfangreiche Investition tätigen. Durch die Anlage in einen ETF beteiligst du Dich an einem Fonds, der die Anteile hält. Was bedeutet das? Du hälst einen bestimmten Prozentsatz des Fonds, also einen Prozentsatz dieser Anteile. Warum heißt das passives Investieren? Weil der Index definiert, welche Aktien darin enthalten sind. Im Falle des DAX deckt der Index die 30 größten Unternehmen in Deutschland ab.

KRITERIUM 2 – Assetallokation
Bei der Investition hängen 90% Deiner Anlageentscheidungen von Deiner Assetallokation (ein anderes Wort hierfür: Portfolioallokation) ab. Diese wiederum beruht auf zwei Prinzipien:

  1. Dein Risikoprofil: Basierend auf Deiner Situation (z.B. Alter, Risikotoleranz, Investitionsbetrag, Anlageziel, Anlagehorizont) kannst Du Dein Risikoprofil definieren. Das Risikoprofil definiert dann, wie viel % Deines Anlagebetrages in Risikolose Anlagen (z.B. Bar, Tagesgeld oder AAA-Anleihen) gehen oder in Risikoreiche Anlagen (z.B. Aktien, Rohstoffen, Immobilien).
  2. Deine Diversifikation: Innerhalb Deiner Allokation von risikolos oder risikoreich wählst Du dann eine Anlageklasse (z.B. Aktien) und deren Schwerpunkt (z.B. Wachstumsmärkte). Eine Assetallokation sollte diversifiziert sein, was bedeutet, dass Du nicht nur verschiedene Anlageklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe) auswählst, sondern auch innerhalb einer Anlageklasse diversifiziert (z.B. in Aktien verschiedener Regionen, verschiedener Branchen). Aus diesem Grund sind ETFs so “pflegeleicht“. Bei einem ETF (z.B. MSCI World) wählst du etwa einen sehr diversifizierten ETF aus und legst somit dein Geld in mehrere Länder (z.B. beim MSCI World in 23 Länder) und Unternehmen (z.B. beim MSCI World in über 1.600 Unternehmen) an.

KRITERIUM 3 – die richtige Anlagestrategie für aktives Investieren

Für die Aktienauswahl solltest du verschiedene Prinzipien kennen und berücksichtigen. Hier sind einige:

  1. Wertorientiertes Anlegen (Value Investing) – wähle Aktien basierend auf ihrem Wert aus. Der Grundgedanke dabei ist, Aktien zu finden, die derzeit unterbewertet sind mit dem Gedanken, dass der Aktienkurs den tatsächlichen Wert des Unternehmens annimmt und man als Investor/in deswegen einen Gewinn erzielt. Warren Buffet, einer der erfolgreichsten Investoren, nutzt diese Strategie. Um unterbewertete Aktien zu finden, müsstest du Dir  verschiedene grundlegende Fakten des jeweiligen Unternehmens zu Gemüten führen, z.B Gewinn, Einnahmen, Schulden und andere Kennzahlen (z. B. Gewinn pro Aktie usw.). Beim wertorientierten Anlegen geht es darum, immer die gleiche Bewertungsformel anzuwenden, was einfach ist wenn du es verstehst, aber auch aufwendig bzw. zeitintensiv.
  2. Wachstumsorientiertes Anlegen (Growth Investing) – hier wird in Aktien von wachsenden Unternehmen investiert, präziser: bei denen die Erwartung ist, dass die Unternehmen schneller wachsen. Gute Beispiele hierfür sind Aktien von Tech-Firmen. Der Vorteil besteht darin, eine höhere Rendite als der Durchschnitt zu erzielen. Hierbei gehst du ein höheres Risiko ein, da mehr Spekulation im Spiel ist. Diese Strategie ist zeitaufwendig und für Anfänger nicht empfehlenswert, da dies die Bewertung verschiedener Aspekte erfordert, die noch nicht (oder wenig) bekannt sind (z.B. Rentabilität).
  3. Dividendenstrategie – hier werden Aktien ausgesucht, die eine hohe und regelmäßige Dividendenausschüttung bieten. Dividendenaktien sind oft Aktien von “traditionellen“, bereits am Markt etablierten, Firmen. Der Hauptvorteil besteht darin, einen passiven Einkommensstrom durch Dividenden zu generieren und zusätzlich die Dividenden zu reinvestieren, um den Zinseszinseffekt zu nutzen. In jedem Fall sollte eine solche Unternehmensaktie nicht nur auf der Basis von Dividendenzahlungen gekauft werden, sondern es bedarf auch eine Bewertung der Aktie. Daher braucht es immer noch etwas Zeit, um die richtigen Aktien zu finden.
  4. Buy & Hold – Hier kaufst du eine gut bewertete Aktie und hälst sie – für 20-30 Jahre. Dies bedeutet am Anfang einen höheren Aufwand die Aktie zu finden aber dann behälst du sie einfach.

Diese vier Strategien kannst du mit einzelnen Aktien oder ETFs umsetzten. Solltest du dich für ETFs entscheiden, nutze etwa das Online-Portal justetf.com (hier kannst du nach Wert-, Wachstums- oder Dividendenaktien-ETFs suchen). Und Buy & Hold ist mehr eine Entscheidung, Deine Investitionen langfristig zu halten. In jedem Fall sind alle vier Strategien mittel- bis langfristig orientiert. Wir bei Finelles bieten keine kurzfristigen Investitionstipps an, sondern vermitteln Dir das Wissen, um langfristig zu investieren.

Aktives oder passives Investieren – was passt besser zu Dir?

Wenn Du eine frischgebackene Investorin bist, empfehlen wir Dir, mit passivem Investieren zu beginnen. Berechne deine Assetallokation, wähle abhängig von der Investitionssumme die einzelnen (Aktien-) ETFs aus aus diversen Regionen und Unternehmen (Wert, Wachstum und Dividende) sowie Anlageklassen (Anleihen, Aktien, Rohstoffe und Immobilien). Und dann kannst du deine Strategie umsetzen. Peter Drucker sagte: „Kultur isst Strategie zum Frühstück“, beim Investieren sollte dies heissen: „Ausführung isst Strategie zum Frühstück“.

Praxistipp

Du kannst Dein Risikoprofil und Assetallokation beispielsweise mit dem justETF Strategie Planer berechnen.

Dominique Riedl von justETF ist bei unserer Veranstaltung MAKE YOUR MONEY MOVES am 25. Mai dabei (www.makeyourmoneymoves.com). Du willst dich über nachhaltiges Investieren beschäftigen oder fragst dich, wie du beim aktiven Investieren ruhig Blut bewahren solltest? Dann besuche die entsprechenden Workshops bei unserer Veranstaltung und höre dir das spannende Impulsreferat „Psychologie der Börse“ mit der Autorin und Aktienmarktexpertin Jessica Schwarzer an.

Vorheriger Beitrag

Gender Care Gap: Weiterhin ungleiche Verteilung zwischen Männern und Frauen

Nächster Beitrag

Eine gute Arbeitsatmosphäre - Mit Pflanzen Effekte erzielen