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Business Angel – Die

So richtig wissen tut man es nicht, was so ein Business Angel macht. Und dass das nicht nur Männer sind sondern auch mal eine Frau. Das ist noch weniger bekannt. SHE works! hat eine weibliche Business Angel getroffen und die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Anne Blumers hat uns ein ausführliches Interview über ihre Tätigkeit als Business Angel gegeben.

Frau Blumers, erst einmal vorweg, was genau ist ein Business Angel?

BlumersBusiness Angel sind private Personen, die entweder schon erfolgreich gegründet haben, oft sogar mehrfach oder in einer hohen Position angestellt sind. Gerade in den frühen Phasen eines Projekts können sie mit Knowhow, Erfahrung, Kontakten, Ressourcen und natürlich auch finanziellen Mitteln unterstützen. Denn ganz ohne Kapital geht gar nichts oder höchstens wenig. Das wissen auch die meisten Gründer. Es gibt so viele Aufgaben in der Gründungsphase, dass für die eigentliche Idee immer weniger Zeit bleibt. In der frühen Phase gibt es so viele verschiedene Aspekte, die es zu beachten und bedenken gilt, da können Business Angel ein Projekt auf ganz unterschiedlichen Ebenen positiv beeinflussen und den Gründern mehr Raum verschaffen sich auf ihre eigentliche Idee zu konzentrieren.

Wer kann auf die Dienste eines Business Angels zurückgreifen?

Eigentlich jeder Gründer – aber der Business Angel sucht sich sein Projekt selbst aus. Nicht jeder Business Angel passt zu jedem Projekt. Natürlich checken wir als erstes das mögliche Potential der Idee und auch das Team der Gründer als solches. Am Ende muss das Projekt aber auch zu einem passen und die Chemie stimmen, finde ich zumindest. Leider muss ich einen großen Teil der Anfragen ablehnen, weil es aus irgendeinem Grund nicht passt, ich nicht an die Idee glaube oder weil ich einfach schon zu viele Projekte betreue. Denn wenn man seine Unterstützung als Business Angel zusagt, sollte diese auch wirklich möglich sein und nicht nur auf dem Papier versprochen werden. Bei der Fülle an Startups wird jedem Gründer irgendwann eine Ablehnung wiederfahren, diese Erfahrung ist aber wichtig für den Lernprozess und die Entwicklung des Projekts als solches. Mein Grundsatz: Das Feedback und die Erfahrung mitnehmen, nach vorne schauen und weitermachen!

Wenn ich die Dienste eines Business Angels nutze, was kostest mich das?

Business Angels verlangen keinen Stundensatz. Sie werden durch Beteiligungen entlohnt. Wie hoch die ausfällt oder ob dem Business Angel von Anfang an prozentual Geschäftsanteile überschrieben werden, ob er einen festen Zinssatz oder einen Vertrag an Rechten erhält, hängt immer vom Projekt ab. Manchmal lehnen dann auch die Gründer ab.

Wie hoch sind in der Regel die Erfolgschancen, wenn ein Business Angel sich eines Start-ups annimmt?

Da gibt es keine statistische Quote. Der Erfolg wäre ja vielleicht auch ohne Business Angel gekommen – mit geht es normalerweise schneller. Manchmal geht es auch trotz Business Angel schief. Da gibt es keine Garantie.

Sie selbst sind eine erfolgreiche Unternehmerin. Seit wann arbeiten Sie auch als Business Angel und was war Ihre Motivation ein Business Angel zu werden?

Ich habe 2006 mein erstes Unternehmen erfolgreich gegründet. 2008 kamen dann das erste Mal Freunde auf mich zu, denen ich mit meinen Erfahrungen bei Ihrer Gründung helfen konnte. Und durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen immer wieder neue Projekte. Es gab also nicht von vornherein einen Plan mal Business Angel zu werden. Wenn mich eine Idee mitreißt, bin ich gern dabei oder ich versuche andere Investoren zu vermitteln.

Wer ein Unternehmen gründet, hört immer wieder, fast schon hinter vorgehaltener Hand etwas über Business Angels. Und geht man dann ins Netz und sucht nach den Unternehmensengeln, wird man nicht unbedingt fündig. Warum dieses Geheimnis um diesen Berufsstand?

Nicht jeder möchte sein Engagement öffentlich machen, außerdem werden Anfragen so in einem händelbaren Rahmen gehalten. Business Angel haben meistens noch ihr eigenes “Business”. Gäbe es eine öffentliche Liste, gäbe es auch eine Flut an Bewerbungen. So finden die meisten Startups und Gründer den passenden Business Angel meist auf Empfehlung. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass es passt schon mal um einiges höher.

Was können Sie Gründerinnen mit auf den Weg geben, die nach einem Business Angel suchen?

Rausgehen und netzwerken, Ideen erzählen und weiterentwickeln. Pitchen müssen Sie irgendwann sowieso. Netzwerkveranstaltungen sind da zum Üben ideal. Und nur wer rausgeht, kann die richtigen Leute treffen. Wenn Sie eine Empfehlung bekommen, gehen Sie darauf ein. Sie haben nichts zu verlieren.
Auf keinen Fall solange warten, bis man meint, dass es perfekt ist. Nichts ist überzeugender als wenn man für eine Idee brennt, einen Traum lebt und Begeisterung versprüht. Wenn man schon ein halbes Jahr daran rumwerkelt, das Geld knapp wird und sich keine Perfektion einstellt, kommt schnell die Demotivation. Und niemand investiert in demotivierte Gründer.
Außerdem kann ich nur jeder Gründerin empfehlen: Lesen Sie! Über das Thema, über andere Gründerinnen und ihre Erfahrungen, wer gerade in welches Projekt investiert. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Szene und bleiben Sie Up-to-date.
Und keine Angst vor Absagen! Viele sind enttäuscht wenn nicht gleich Millionen fließen. Manchmal gibt es eben nur 500 Euro für einen Marketing-Test. Je nachdem wie dieser ausfällt, gibt es ein Investment oder nicht. Auf alle Fälle gibt es immer einen Lerneffekt. Lernen Sie auch daraus, wenn man Ihnen ihre Vorstellung um die Ohren haut. Machen Sie es besser und gehen Sie wieder raus.
Und noch ein Tipp: Gründen Sie im Team. Am besten zu dritt und gemischt. Männer und Frauen können sich hervorragend ergänzen. Ein Team kommt auch immer besser an beim Pitch.

Auffällig ist, dass wenn man von Business Angeln spricht, eigentlich nur Männer in einer solchen Position findet. Gibt es wirklich so wenige Frauen, die eine solche Aufgabe übernehmen oder treffen die sich im Geheimen?

Es gibt sicher noch andere weibliche Business Angel. Aber ich kenne keine. Es gibt auch keinen geheimen Club, in dem sich alle treffen. Das ist wie bei Gründerinnen auch – es gibt einfach weniger und Frauen sind auch wesentlich zurückhaltender als ihre männlichen Kollegen.
Gibt es eigentlich eine Alternative zum Business Angel?
Es gibt Berater, Accelerator Programme, Venture Capital Investments, Mentoren und vieles mehr. Der eine gibt eher Geld, der andere eher Wissen weiter. Man muss einfach schauen, was am besten passt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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