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Der lange Weg zur Digitalisierung

Untersuchungen zeigen, dass viele Händler in Deutschland für die Digitalisierung noch nicht vollends gerüstet sind. Ein Fakt, der vielen Unternehmen teuer zu stehen kommen kann.

Die digitalisierte Handelswelt bietet immense Möglichkeiten was den Kauf und den Verkauf angeht. Über Handys und Rechner können die Bedürfnisse und Vorlieben des Einzelnen perfekt abgestimmt werden. Die passende Tasche zum Outfit? Das richtige Buch für die eigenen Interessen? Kein Problem. Mit entsprechenden Apps wird alles angezeigt, was möglich ist. So die perfekte Version der Zukunft. Doch die digitale Realität sieht leider noch ganz anders aus.

Das Rüstzeug fehlt

Die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung sind noch nicht bei allen Händlern angekommen. Das zumindest sagt eine Studie zum digitalen Reifegrad der Unternehmen in Deutschland, durchgeführt vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW). Laut der Umfrage sind mehr als die Hälfte der deutschen Firmen aus den Bereichen Handel, Produktion und Herstellung nicht für die Digitalisierung gerüstet. Lediglich 16 Prozent befinden sich im höchsten Reifegrad der Digitalisierung.

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Als Grund nennt die Studie die oft falsche Einschätzung des eigenen Standings. So geben bei den größeren Mittelständlern 71 Prozent an, die digitale Strategie in ihr operatives Geschäft einbeziehen, bei den kleineren Unternehmen sind es 57 Prozent. Doch den Plänen folgen nach Einschätzung der Experten oft keine Taten, die digitale Strategie scheitert an der Umsetzung.

Digitalisierung in schlechtem Licht gesehen

Als weiteren Grund für die schlechte digitale Aufstellung sehen nicht alle Händler in der Digitalisierung eine wirtschaftliche Chance. Immerhin schon 73 Prozent der großen Mittelstandunternehmen glauben, dass durch die Digitalisierung neue Wertschöpfungsquellen erschlossen werden können. Doch Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern denken zu 50 Prozent das Gegenteil.

Für diese Unternehmen könnte diese negative Bewertung der Digitalisierung auch durchweg negative Folgen haben. „Unternehmen, die sich der Digitalisierung verweigern, werden es schon in wenigen Jahren schwer haben, das Geschäft aufrecht zu halten“, warnt Oliver Bohl vom BVDW. Denn die Digitalisierung ist unaufhaltbar – ob man möchte oder nicht. „Wir müssen die Realität annehmen – und zu dieser gehört der digitale Fortschritt.“

Große Chancen für Apotheker oder Optiker

Ein Beispiel sind neben großen Ketten vor allem Geschäfte, die kleine Liebhaber- oder Sammlerstücke anbieten wie Münzen oder Antiquitäten, Accessoires oder handgefertigte Kleidung.

Was hier jedoch nicht ausreicht ist das stationäre Angebot zusätzlich in einem Onlineshop anzubieten. „Der Kunde ist heute multidimensional. Er interagiert mit den Händlern an verschiedenen Kontaktpunkten – stationär und online. Überall dort muss ein Unternehmen präsent sein,“ sagt Bohl. Ist es das nicht, tritt ein anderer Anbieter an seine Stelle.

Davon sind nicht nur Geschäfte betroffen. Konsumenten wünschen sich auch von Onlinehändlern, dass sie ihre Produkte in echten Läden erlebbar machen. Das führt dann dazu, dass sogar der Online-Riese Amazon Kaufhäuser eröffnet, wie etwa in Seattle und bald auch in San Diego.

Bohl sieht vor allem für Unternehmen, die noch zu 90 Prozent stationär und nur 10 Prozent online aktiv – etwa Apotheken oder Optiker – große Chancen in der Digitalisierung. „Solche Unternehmen können gerade aus dem Nichtreagieren anderer Branchen, die durch die Digitalisierung massiv unter Druck geraten, lernen und es besser machen.“

Aber mal ehrlich: Wo bleibt denn noch das Einkaufserlebnis? Das nette Gespräch mit der Verkäuferin? Der Kaffee zwischendurch mit der Freundin? Und wozu brauchen wir dann eigentlich noch eine neue Tasche? – Alles lässt sich eben doch nicht digitalisieren.

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