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Frauen und Geld – Das passt ganz prima zusammen, oder nicht?

Wie der viel zitierte Hase vor der Schlange, erstarren Frauen beim Thema Finanzangelegenheiten, so die weitläufige Meinung. Kein Interesse, nicht genügend Wissen und Angst die falschen Fragen zu stellen.

Doch was ist dran an dieser Meinung? Passen Frauen und Geld tatsächlich nicht zusammen? Sind sie nur kleine Goldgräberinnen, die den Mann mit dem guten Einkommen suchen, um sich dann gemütlich zurückzulehnen?

Claudia Müller von female finance forum

„Nein, Frauen und Geld passen tatsächlich sehr gut zusammen!“. Diese Meinung vertreten zwei Frauen, die es wissen müssen: Natascha Wegelin, Gründerin des Finanzblogs Madame Moneypenny, und Claudia Müller, Gründerin des Female Finance Forum. Sie befassen sich täglich mit dieser Konstellation „Frau und Geld“.

„Mit ihrer überlegten Art und dem Wunsch nach möglichst vielen Entscheidungshilfen, also Informationen, sind Frauen eigentlich sogar die besseren Investoren als Männer“, geht Müller sogar noch einen Schritt weiter. „Ähnlich wie bei Frauen gibt es auch bei Männern durchaus Nachholbedarf, wenn es um finanzielle Bildung geht“.

„Männer treten hier einfach viel selbstbewusster auf und probieren aus. Sie investieren, wo Frauen erst überlegen, ob sie diese Ausgabe überhaupt tätigen wollen“, bestärkt Wegelin diese Einschätzung.

Woran liegt´s?

Scheint den Männern das „Finanz-Gen“ schon mit in die Wiege gegeben worden zu sein, müssen Frauen darum kämpfen, sich hier eine Basis zu schaffen. Zu groß ist hier offenbar der Respekt vor Zahlen. „Das ist schon in der Schule zu merken, dass Frauen hier richtige Berührungsängste haben, und das setzt sich fort beim Ergreifen des Berufs. Nicht umsonst gibt es so wenig Frauen in den sogenannten MINT-Berufen“, erklärt Müller. Sie plädiert dafür, dass bereits im Elternhaus und in der Schule Mädchen verstärkt an das Thema Finanzen herangeführt werden. „Dann können ihnen Finanzberater auch nichts mehr vormachen“.

Natascha Wegelin von Madame Moneypenny

Müller und Wegelin plädieren beide dafür, mehr über das Thema Geld zu reden. Ob in der Partnerschaft oder in gleichgesinnten Gruppen. „In meiner geschlossenen Frauen-Facebook-Gruppe reden wir über Geld, über Anlagemöglichkeiten und Investitionen. Da sind wir unter uns und keine hat mehr Bedenken, nicht das nötige Fachwissen aufzuweisen“, so Wegelin.

Auch Müller kann diese Beobachtung teilen. In ihren Workshops und Seminaren wird heiß diskutiert und keine der Anwesenden ist zu eingeschüchtert, ihre Fragen zu stellen. „Die Teilnehmerinnen merken schnell, dass ihre eigenen Anfragen auch andere beschäftigen“.

Reden, reden und noch mal reden

Über Finanzen und Geldangelegenheiten zu reden ist nach Meinung der Expertinnen sowieso unglaublich wichtig. Wer eine Partnerschaft eingeht oder heiraten will, sollte vorab über genau diese Dinge sprechen. „Gibt es zum Beispiel Studienschulden, sollte vor Eheschließung geklärt werden, ob es nach der Heirat nach wie vor die Schulden des einzelnen Partners sind oder dann gemeinsame Schulden. Auch ein wichtiges Thema ist das Einzahlen des Partners in ihre Rentenkasse bei der Geburt eines Kindes“. Helfen tue auch ein Ehevertrag, in dem gerade finanzielle Dinge abgeklärt und festgehalten werden, wissen Wegelin und Müller.

„Paare sollten darüber sprechen, welche finanziellen Ziele sie verfolgen und sich eine Strategie überlegen. Der eine fährt lieber in den Urlaub, der andere möchte ein Eigenheim“. Geld sei Streitthema Nummer 1 in Beziehungen, betont Müller. Und was, wenn es mit der Beziehung nicht klappt? Einen Notfallgroschen anlegen! Das ist für Wegelin und Müller das wichtigste Ziel für Frauen. „Jede Frau sollte sich ein Finanzpolster anlegen, das sie drei bis sechs Monate trägt. Kündigt der Chef den Job oder geht die Beziehung in die Brüche, sitzt man nicht auf dem Trockenen“, so Müller.

Ganz wichtig dafür: ein eigenes Konto. „Jede Frau sollte über ein eigenes Konto verfügen und auch wissen, was da passiert. Das Beste in einer Partnerschaft ist es, wenn jeder sein Konto hat und es dann noch ein gemeinsames gibt“. Was dann auf welches eingezahlt wird, muss nach Wegelin geklärt und abgesprochen werden.

Unangenehmes Thema Altersvorsorge

Ist der Sparstrumpf aufgefüllt, sind Altersversorgung und Vermögensaufbau ein Thema. „Wer schon mit 20 anfängt, monatlich zum Beispiel 25 Euro zu sparen, der kann sich gar nicht vorstellen wieviel Mist solches Kleinvieh machen kann“, lacht Müller. Der Altersarmut also mutig entgegentreten und zwar nicht erst mit Beginn des Rentenalters, sondern schon viel, viel früher.

Schon in jungen Jahren darüber nachdenken, was jede Einzelne im Alter gern an finanziellen Mitteln zur Verfügung hat, das sei wichtig, betont Wegelin.

Und keine Angst vor den Entscheidungen! Informationen zu Altersvorsorge und Vermögensaufbau gibt es zu Hauf, ob im Internet oder in Büchern. „Mal einen 10er investieren und ein Buch kaufen“, so habe sie auch angefangen, sagt Wegelin. Sie musste eine schmerzhafte Erfahrung machen, bevor sie die Augen geöffnet habe und sich mit ihrer finanziellen Situation auseinandergesetzt habe. „Ich bin in die Fänge einer Provisionsberaterin geraten, der ich meine Altersversorgung übertragen habe. Nach drei Jahren mit wachsenden Bauchschmerzen habe ich dann mal den Vertrag gelesen und bin umgefallen. In diesen ersten 3 Jahren wären insgesamt knapp 30.000 Euro Gebühren angefallen, wenn ich nicht schnell gekündigt hätte, wovon ich aber bereits einiges bezahlt hatte“.

Für sie der Zeitpunkt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie las entsprechende Bücher, recherchierte im Internet, kam von der Altersvorsorge zu Aktien und dann zu Anlagestrategien und machte sich Notizen. So aufgestellt begann sie, mit den Informationen den Blog Madame Moneypenny zu führen. Sie war mit ihrem Wissensdurst nicht allein. Mittlerweile führt sie eine geschlossene Facebook-Gruppe, in der heiß über Geld diskutiert wird. Und sie hat ein Buch geschrieben „Bali statt Bochum“, in dem sie eine Anleitung zur finanziellen Unabhängigkeit gibt.

Claudia Müller bietet mit dem Female Finance Forum eine Gemeinschaft, in der sich Frauen austauschen, gegenseitig unterstützen und von- und miteinander lernen. „Geschlossene Räume, in denen sich Frauen untereinander austauschen können sind bei diesem Thema ganz wichtig“, weist sie noch einmal auf die Wichtigkeit von Austausch und Kommunikation hin. Da wäre keine Frage falsch: „Am Anfang jedes Workshops weise ich noch einmal eindringlich darauf hin, dass es keiner Vorkenntnisse bedarf und keine Frage zu dumm ist. An den sich entspannenden Gesichtern der Teilnehmerinnen sehe ich dann, dass das genau die Bedenken waren, die sie mitgebracht haben“, so Müller.

Mutig und angstfrei ans Werk

Frauen sollten beherzter sein, sich ausprobieren und die Entscheidungen selber treffen. Wer sich nicht sicher fühlt, sollte sich immer ins Gedächtnis rufen, dass es zum Thema Finanzen eine komplette Branche gibt, die Geld verdienen will. „Ob BankerIn oder AnlageberaterIn, denen ist es nur recht, dass das Thema Finanzen so hoch gehängt wird und viele Frauen meinen, dass sie davon keine Ahnung haben“, so Wegelin.

Viele Banken bieten inzwischen kostenlose Spieldepots an, in denen man die ersten Schritte der Vermögensanlage ausprobieren kann. Hier kann jede Frau genau für sich herausfinden, was sie will und welche Strategie sie verfolgen möchte, das A&O, wenn es um die eigenen Finanzen gehe, betont Müller.

Bei der Bank nach Kredit fragen?

Selbstverständlich! Wer ein Unternehmen gründen oder das Bestehende ausbauen möchte, der kann den Weg zur Bank antreten. Allerdings sollte sich Jede vorab ein bisschen einlesen und wissen, worauf sie sich einlässt. „Der Finanzsektor ist männlich dominiert, also herrscht auch eine männliche Sprache vor“, weiß Müller, die vor ihrer Gründung bei der Zentralbank tätig war. Allerdings steige das Angebot für Frauen.

Ob es jetzt der Kredit bei der Bank ist oder eine andere Möglichkeit ist, sich das finanzielle Startguthaben zu besorgen, Crowdfunding, Crowdinvesting oder vor potentiellen Investoren zu pitchen, das sei jeder selbst überlassen. Vielleicht sind bislang auch viel zu wenig Frauen bei den Finanzinstituten vorstellig geworden und haben nach Krediten gefragt. Wegelin: „Es müssen einfach viel mehr werden!“.

Mehr zum Thema Frauen und Geld in unserem Januar-Magazin zum Schwerpunktthema.

 

Über das Female Finance Forum

Das Female Finance Forum bietet einen Raum für alle Frauen, die sich rund um das Thema Geld austauschen, von- und miteinander lernen und sich gegenseitig unterstützen wollen.

Die Teilnehmerinnen treffen sich zu regelmäßigen FrauenFinanzRunden im kleinen Kreis (maximal 10 Teilnehmerinnen), bei denen jede Frage gestellt werden darf und soll. Hier geht es vor allem darum, einen Einstieg zu dem Thema Geld zu bekommen und sich mit anderen Frauen auszutauschen – egal, ob es darum geht, wie man am Ende des Monats über die Runden kommen soll, ein Hauskauf geplant ist oder sich jede fragst, wie man das eigene Geld sinnvoll und nachhaltig anlegen kann.

Madame Moneypenny

Natascha Wegelin hat Madame Moneypenny im Januar 2016 gegründet um Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu begleiten.

Auf dem Blog teilt sie neue Erkenntnisse, in der Women Only Facebook-Gruppe diskutiert sie mit den Gruppenmitgliedern Finanzthemen rauf und runter, der Buchclub kümmert sich um die finanzielle Bildung und ihr Ebook „Bali statt Bochum“ bietet eine Starthilfe für jede(n), der sich auf seine Reise in die finanzielle Unabhängigkeit begeben möchte.

 

 

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