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SHE works! auf der CeBIT – Nullen und Einsen

Ein Kommentar von Carolin Schäufele

Eigentlich hört sich das ganz vielversprechend an: Eingeladen zum Gründerinnenfrühstück mit Staatssekretärin Brigitte Zypries. Das Thema: Treffen, Gründen, Wachsen.

Brigitte Zypries und Prof.Dr. Gesche Joost eröffnen das Gründerinnenfrühstück auf der Cebit 2016

Brigitte Zypries und Prof.Dr. Gesche Joost eröffnen das Gründerinnenfrühstück

Grundsätzlich sind dann auch spannende Menschen vor Ort: Neben Staatssekretärin Zypries waren Andera Gadeib, Entrepreneurin und Vorstand des Bundesverbandes IT-Mittelstand e.V, Prof. Dr. Gesche Joost, Designforscherin und Digital Champion für Deutschland bei der EU-Kommission sowie die t3n-Redakteurin Lea Weitekamp geladen.

Tenor der Veranstaltung: Es braucht mehr Frauen in der Politik und im deutschen Gründungsgeschehen, vor allem in den MINT-Fächern. Diese klare Ansage machte Staatssekretärin Brigitte Zypries gleich zu Beginn der Diskussion. Warum also nicht in diesen Bereichen gründen, denn zu gründen sei eine tolle Sache. Man habe das Heft in der eigenen Hand, wenn man ein eigenes Unternehmen aufbaue, bestärkt auch Gadeib die Frauen. Man müsse allerdings auch mal etwas aushalten können, das mache stark, ergänzt sie. Auch gebe es verschiedenste Angebote von Beratungsprogrammen, die speziell für Frauen zugeschnitten seien, verweist Zypries. Bei den Förderprogrammen hingegen, spielt es keine Rolle ob ein Mann oder eine Frau gründe, da gebe es keine Extrawurst. Das sei aber auch gar nicht nötig. Diese und weitere Argumente pro Gründen wurden von den Podiumsteilnehmerinnen genannt. So weit, so toll.

Alles nach dem Motto: Mensch Mädels, macht doch mal! Etwas untergehen tut dabei die Frage nach dem Wie und Warum. Aber das ist ja ab und zu mal so bei Dauerwerbesendungen, die einem die selbstreinigende Zahnbürste im Dreierpack verkaufen wollen. So etwa fühlt sich das Ganze nämlich nach einer Weile an: Was wie ein unermüdliches Mantra mit immer gleichen Argumenten vorgebetet wurde und wird, greift nicht, zumindest nicht so wie es sollte. Die Zahl der gründenden Frauen nimmt nicht zu, sondern ab. Was also tun? Einmal einen anderen Weg einschlagen? Die angebotenen Förder- und Beratungsmöglichkeiten überprüfen? Die Frauen mit Gründungswillen an die Hand nehmen und ihnen konkret helfen, ohne dass sie sich umständlich und langatmig für Pitches, Ausschreibungen und Mentoring-Programme bewerben müssen? Das wäre in der Tat eine Möglichkeit, ganz praktisch zu helfen – auch könnte man den Gedanken verfolgen, woran es liegt, dass so wenige Frauen tatsächlich den Weg ins eigene Unternehmen einschlagen und hier ansetzen.  Hier kommt dann eigentlich auch die schlechte Vereinbarkeit von Karriere und Familie ins Spiel, das war aber bei diesem Treffen nicht das Thema.

Mal die Gründe hinterfragen?

Carina Röllig von Webdata Solutions

Carina Röllig von Webdata Solutions

Tatsächlich wäre so eine Runde wie beim Gründerinnenfrühstück auch ausgesprochen gut dazu geeignet, diese Fragen zu stellen und die Gründe einmal zu hinterfragen. Und vielleicht sogar die gewonnenen Erkenntnisse zu Möglichkeiten umzugestalten. Passiert aber nicht. Stattdessen gibt es Leuchturmbeispiele von erfolgreichen Gründerinnen wie Carina Röllig, die mit zwei Kolleginnen die Webdata Solutions GmbH gegründet hat. Das Beispiel hat allerdings einen kleinen Haken: Auf Nachfrage heißt es, ja, es gab Investoren, die das Projekt finanziert haben. Unter der Maßgabe, dass das weibliche Unternehmerinnentrio einen Mann ins Team aufnimmt. Der sollte sozusagen den Damen auf die Finger schauen, dass der Laden auch läuft. Kann es das sein? Wenn selbst Foren wie diese völlig kaltlächelnd etwas als Vorzeigeprojekt vorstellen, welches zwar ein weibliches Start-Up ist, aber nur mit dem altbekannten patriarchalischen Wirtschaftsmachismo funktioniert, ja, also nee. So ja nicht. Gründen Sie meine Damen, am besten unter der Aufsicht von männlichen Kollegen? Da würde manch eine eher auf das Geld verzichten.

Was bleibt?

Ein ganz schales Gefühl im Bauch und der Verdacht, das hier deutlich mehr Schein als Sein am Werk ist.

Nach zwei Stunden ist das Treffen vorbei. Informationen? Eher enttäuschend. Wieder einmal hat eine Veranstaltung mit vielversprechendem Titel nicht das erbracht, was sich manch eine der Besucherinnen vielleicht erhofft hat: konkrete Hinweise und Hilfestellungen und nicht nur die wenig nutzbringenden Informationen, dass es Hilfsmöglichkeiten gibt. Was Frauen brauchen? Andere erfolgreiche Frauen, die Wege aufzeigen und sich selbst als Helferin und Vorbild anbieten. Aber bitte nicht immer die gleichen fünf Standardbeispiele. Ein paar weibliche Hidden Champions würden vielleicht eher das wahre Leben abbilden.

Ach ja, vielleicht noch der immerwährende Hinweis, dass die KfW Kredite vergibt. Leider nicht, was es an Arbeit und Geduld bedeutet, wenn man sich als Frau für die Beantragung entscheidet. Laut Dr. Ingrid Hengster, Mitglied im Vorstand der KfW Bankengruppe, hat die KfW 4,5 Milliarden Euro Gründer vergeben. Dazu muss man wissen, dass nur 22% der jährlich 900.000 Gründer einen KfW Kredit in Anspruch nehmen aka bewilligt bekommen. Mehr als die Hälfte aller Gründer gründen mit privaten Mitteln.

Aber es bleibt so etwas wie das Mantra der Hoffnung: Sich trauen, sich nicht scheuen, mal etwas wagen. Nicht neu und auch nicht wirklich Mut machend, aber wir möchten diese Aussagen niemandem vorenthalten.

Wie zurecht festgestellt wurde: Deutschland ist ein Land der Angestellten und die Notwendigkeit des Gründens ist einfach in dem Maße nicht mehr gegeben, der Arbeitsmarkt hat sich entspannt. Was sollte Frauen also dazu bringen, die sicheren Jobs aufzugeben und das eigene Unternehmen anzustreben bzw. den eigenen Weg zu überdenken und Richtung Gründen umzuschwenken? Die Antwort findet sicherlich eher jede Frau für sich selbst, auf dem Gründerinnenfrühstück jedenfalls gab es sie nicht.

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