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Unternehmerinnen starten Petition für Gendergerechtigkeit im Wirtschaftsministerium

Geschäftsführerin der rds energies GmbH Eva-Catrin Reinhardt und die Unternehmerin Nicole Schelter kritisieren die Frauenlosigkeit in 3 der wichtigsten Ministerien in Deutschland. Sie bewerben sich in Form einer Petition für Positionen bei Minister Peter Altmaier im Wirtschaftsministerium.

Deutliche Worte finden Eva-Catrin Reinhardt und Nicole Schelter in ihrer jüngsten  Petition an Minister Peter Altmaier: „Wir regen angesichts der frauenlosen Führungsriege in 3 Bundeministerien an, uns zu nehmen.“

„Um es deutlich zu sagen: Wir Frauen werden stets und besonders bei Führungspositionen benachteiligt. Und Sie machen dabei mit! Benachteiligung erfahren wir Frauen vielfältig auch bei anderen Themen:

• Wir arbeiten mehr und oft kostenlos für Kinder, den Haushalt oder zu pflegende Angehörige.
• In Dax Vorständen sind wir mit 13% Frauenanteil fast gar nicht vertreten.
• Wir werden mit unserer Intelligenz und unseren guten Lösungskonzepten öffentlich kaum wahrgenommen.
• Wenn wir gute Ideen haben, werden sie oft von Männern geklaut und als die eigenen ausgegeben (z.b. in Meetings) und als deren Ideen wahrgenommen.
• Bei gleicher Qualifikation werden wir wesentlich schlechter bezahlt.
• Wir bringen oft Höchstleistungen, bekommen dafür aber wenig Anerkennung.
• Das alles zermürbt auf Dauer unser Selbstbewusstsein und deswegen trauen sich viele Frauen weniger zu als Männer.
• Wir bekommen wesentlich schwerer Zugang zu Krediten und Unterstützung für ein erfolgreiches Unternehmertum.
• Wir bekommen selten die Chance auf Führungspositionen.
• Im Geschäft erlebten wir Klüngelei, Filz und hohe Zugangsbarrieren.
• Uns droht in großem Maße Altersarmut, nicht nur, wenn wir Kinder haben.
• Haben wir eine Notsituation, z.B. als Alleinerziehende, hilft uns in den seltensten Fällen jemand. Teilweise nicht mal die eigene Familie.
• Viele von uns wurden dazu noch begrapscht, angemacht und haben Gewalterfahrungen, auch sexueller Natur.
• Wenn wir Kinder haben und unsere Beziehungen scheitern, ziehen sich Väter oft vollkommen aus der Verantwortung.
• Durch alle diese Zustände sind nicht nur wir sondern zugleich auch unsere Kinder sehr stark benachteiligt.“

Deutschland bei Gendergerechtigkeit rückschrittlich

In der Petition heisst es weiter : „Es ist deshalb außerordentlich bedauerlich, dass sich Deutschland insgesamt rückschrittlicher in Sachen Gleichberechtigung darstellt, als es mit dem vorhandenen Potential sein müsste. Bezogen auf Europa zeigt der Gender Equality Index, dass selbst Slowenien besser abschneidet als Deutschland, ganz zu schweigen von den skandinavischen Ländern, die uns ausnahmslos weit hinter sich lassen.

Sie wissen sicher, dass weibliche Sichtweisen, Kreativität und Intelligenz von Frauen Fortschritt auch im Sinne von finanziellem Erfolg bringen. Die dazugehörige Studie zeigt, dass Unternehmen, in denen mindestens eine Frau im Aufsichtsrat oder im Vorstand sitzt, messbar erfolgreicher sind. Schaut man sich die Beteiligung von Frauen in Entscheidungsgremien an, so ist Deutschland nur im Mittelfeld, d.h. es gibt sehr viel ungenutztes Potential in Deutschland.

Frauen sind Vorbilder 

Zum Start der Initiative „Frauen unternehmen“ hat ihr Vorgänger dies als wesentliche Motivation genannt und setzte damit auf die Wirkung von Vorbildern für Frauen. In Deutschland glaubt immer noch jeder Fünfte, Männer wären eher in der Lage, wichtige gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen. Zum Vergleich: in Spanien sind es nur 9%, sogar in Mexiko immerhin nur 15%. Es kann nicht sein, dass so viele Menschen glauben, die wichtigsten wirtschaftlichen Entscheidungen unseres Landes könnten nur von Männern gefällt werden. Sie sehen, Vorbilder sind dringend notwendig.

Ihr Ressort hat Auswirkungen auf alle Themen, die Belange von Frauen betreffen. Frauen, die oft durch geringeren Verdienst ohnehin wirtschaftlich benachteiligt sind und die ganz selbstverständlich für den größten Anteil der meist unentgeltlichen Carearbeit zuständig sind. Andere wichtige Themen, die große Auswirkungen auf unser Leben haben, sind die Lohngleichheit, Haftungsübernahmen, Lösungen für die Frage, wie sich unsere Wirtschaft entwickeln soll, um eine faire Wirtschaft und Teilhabe für alle zu bieten, Energiewende, Digitalisierung, Deutschland als Produktionsstandort, wirtschaftliche Teilhabe, Lösungen für das Alleinerziehendendilemma, Vergütung von Carearbeit etc.

Wenn wir uns die vielen Herausforderungen anschauen, dann sind frischer Wind, Blick von außen und neue Ideen dringend nötig und dies bringen Frauen mit.
Sollte also tatsächlich der Männerüberschuss im Ministerium dadurch zustande gekommen sein, dass geeignete Kandidatinnen fehlen, bieten wir hiermit gleichzeitig unsere Kompetenzen an.“

Die Petition hat bereits mehr als 100 Unterschriften gesammelt, davon ca. 30% von Männern, was zeigt, dass die Gendergerechtigkeit nicht mehr nur ein reines Frauenthema ist.

Hier geht es zur Petition: https://weact.campact.de/petitions/manner-und-frauen-schaffen-gemeinsamen-erfolg-auch-in-bundesministerien-2

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