Die „Gläserne Decke“ überwinden
Gastbeitrag von Lena Bohnenkamp-Galla, CDO von ieQ-network
… Wie Frauen in Führung neue Maßstäbe für nachhaltiges Management setzen
Lena Bohnenkamp-Galla blickt auf eine bemerkenswerte Karriere zurück und hat im Laufe der Jahre verschiedene Branchen und Rollen kennengelernt. Ihre beruflichen Wurzeln liegen in der Tourismusbranche, bevor sie ins strategische Marketing wechselte. Aktuell arbeitet Bohnenkamp-Galla als Chief Digital Officer (CDO) bei der ieQ-network AG und betreut dort die digitale Produktentwicklung. Sie leitet unter anderem Projekte zur digitalen Transformation und steuert die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Vor ihrer Tätigkeit bei ieQ-network war sie bei Fiege Logistik beschäftigt, wo sie maßgeblich an der Entwicklung einer zentralen Strategie zur Digitalisierung der Kundenkontaktpunkte beteiligt war. Ihre Arbeit umfasste die auf user-based Approach basierte Implementierung von CRM-Lösungen und Integration in bestehende Organisations- und IT-Infrastrukturen sowie die kundenorientierte Entwicklung von datenbasierter Geschäftsmodellen und Produkten. Bohnenkamp-Galla verfügt über fundierte Kompetenzen in der Entwicklung skalierbarer und systemischer Geschäftsmodelle und methodische Erfahrungen in der qualitativen und quantitativen Marktforschung, gepaart mit umfassenden Erfahrungen in der Durchführung und Moderation von Prozess- und Ideation Workshops. Heute ist sie Expertin für strategische Unternehmensentwicklung. Ein persönliches Anliegen ist ihr Engagement für Female Leadership. Bohnenkamp-Galla setzt sich aktiv für die Förderung von Frauen in Führungspositionen ein und bringt ihre Erfahrungen in Leadership und Coaching ein.
Als Vorständin eines Digitalunternehmens, das neben der Gesundheits- und Fachhandelsbranche vor allem in der Baubranche aktiv ist, kenne ich die Herausforderungen einer traditionell männerdominierten Branche sehr gut. Schon in den ersten Präsentationen und Vorstandstreffen merkte ich, dass ich als Frau oft stärker hinterfragt wurde. Die meist anfängliche Skepsis galt es durch mein Wissen und meine Expertise zu überwinden und erst dann schlug die anfängliche Zurückhaltung in Akzeptanz um. Es braucht jedoch immense Kraft, um diesen Punkt zu erreichen. Frauen müssen oft zusätzlichen Einsatz zeigen, um als kompetent wahrgenommen zu werden. Verständlicherweise ist das für viele, gerade in männerdominierten Sektoren, eine abschreckende Hürde.
Die Realität ist: Frauen müssen oft intensiver und länger kämpfen, um die gleiche Glaubwürdigkeit zu erlangen. Dieser ständige Kampf um Anerkennung ist nicht nur kräftezehrend, sondern kann auch ein Grund dafür sein, dass viele talentierte Frauen den steinigen Weg nicht weitergehen möchten. Dennoch möchte ich Frauen dazu ermutigen, an ihren Fähigkeiten und ihrem Weg festzuhalten. Ich selbst habe erlebt, wie viel Kraft in einem kooperativen Führungsstil steckt – ein Ansatz, der nicht nur für Erfolg sorgt, sondern auch nachhaltige Teamstrukturen fördert. Trotzdem wird diese Art der Führung in traditionellen, hierarchischen Unternehmen oft als „zu weich“ betrachtet.
Auch ich muss immer wieder die Entscheidung treffen, meinem Stil und meinen Werten treu zu bleiben – auch wenn dieser Weg mehr Überzeugung und Energie erfordert. Die Vorteile dieser Herangehensweise zeigen sich jedoch langfristig und sind von unschätzbarem Wert. Mein Rat an Frauen in ähnlichen Situationen: Bleibe standhaft und vertraue auf deine Werte.
Empowerment und ein starkes Vorbild sein
Ein wesentlicher Teil meines Engagements besteht darin, Frauen zu ermutigen, ihre Ziele selbstbewusst zu verfolgen und sich von äußeren Barrieren nicht entmutigen zu lassen. Chancen zu erkennen und mutig zu ergreifen ist entscheidend – Frauen bringen wertvolle Perspektiven in Führungsteams ein, die Teams diverser und leistungsfähiger machen. Die Erfahrung zeigt, dass divers besetzte Teams zu besseren Entscheidungen und innovativeren Lösungen führen. Doch es braucht oft Geduld, bis diese neuen Perspektiven vollständig anerkannt werden.
Netzwerke als Erfolgsfaktor
Für Frauen in Führungspositionen sind Netzwerke heute essenziell. Der Austausch über Herausforderungen und Lösungsansätze bietet wertvolle Unterstützung und stärkt das Selbstvertrauen im Alltag. Mein eigener Führungsstil wird manchmal als „zu kollaborativ“ oder „nicht entscheidungsfreudig“ wahrgenommen. Doch im Austausch mit anderen Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, zeigt sich, dass diese Art der Führung für viele eine Stärke darstellt. Netzwerke helfen uns dabei, unseren authentischen Stil beizubehalten und die Stärke der Vielfalt in Führungspositionen zu nutzen.
Werte als Basis für nachhaltige Führung
Für mich sind Authentizität und Wertschätzung die Grundpfeiler einer erfolgreichen Führung. Authentisch zu bleiben bedeutet, als Führungskraft hinter den eigenen Entscheidungen zu stehen, auch wenn sie unbequem sind. Als Führungsperson müssen wir in verschiedene Rollen schlüpfen: mal als Mediatoren, mal als Unternehmerinnen. Entscheidend ist, dass wir Entscheidungen in einer Weise treffen, die unseren Werten entspricht – so bleiben wir glaubwürdig, für uns selbst und für unser Team.
Ein weiterer Schlüsselwert ist Wertschätzung. Für Frauen in Führungspositionen geht es nicht nur darum, was sie erreichen, sondern auch darum, wie sie ihre Ziele erreichen. Der Weg ist oft herausfordernder, und die Kritik intensiver. Doch wir überwinden diese Hürden, indem wir neue Standards setzen und uns für Diversität und eine positive Arbeitskultur einsetzen. Wertschätzung bedeutet, neue Wege und Perspektiven anzuerkennen und die Stärken der Vielfalt zu fördern. Langfristig führt dies zu einer höheren Motivation und zu einer positiven Unternehmenskultur.
Fazit: Ein Aufruf an Frauen, Führung als Chance zu nutzen
Lass dich nicht entmutigen und glaube an deine eigene Stärke. Jeder Schritt macht dich widerstandsfähiger und bereitet den Weg für eine neue Generation von Führungskräften, die Diversität, Authentizität und Wertschätzung in den Mittelpunkt stellen. Mit Geduld, einem starken Netzwerk und einem klaren Wertekompass können wir die Baubranche und viele andere Branchen bereichern. Frauen sind eine Bereicherung für jede Führungsebene – sie bringen frische Perspektiven, innovative Lösungen und wertvolle Führungskompetenzen mit.
kein Kommentar