Unternehmerinnenwissen

Schauspiel, Kindergarten, Data Analyst

Mit viel Fleiß und Wissbegierde sowie gutem Networking: die Erfolgsgeschichte von Dorottya Bene-Heredi

Qualitäten, die heute nicht mehr selbstverständlich sind: Mut und Wille, an sich und für sich zu arbeiten – und mit Leistung zu überzeugen. Dorottya Bene-Heredi hat es mit diesen Eigenschaften in ihren Traumberuf, Data Analyst, geschafft. Von dem sie nie geahnt hätte, dass er es überhaupt sein könnte. Sie hat SHE works! ihre Geschichte erzählt.

Dorottya, Sie haben in Ungarn eine Schauspielausbildung abgeschlossen, sind nach Österreich ausgewandert, um dort als Kinderpädagogin zu arbeiten – und sind nun Data Analyst bei Avanade. Wie kommt so ein Lebenslauf zustande?

Es war ehrlich gesagt ein wenig Zufall im Spiel, natürlich. So einen Weg plant man ja nicht. Aber letztlich ist dieser Weg das Spiegelbild meines gewandelten Rollenverständnisses. Wissen Sie, ich war ein wenig in der Festlegung meines Ichs gefangen, wenn man das so sagen kann. Ich kam lange gar nicht auf die Idee, dass mir ein technischer Beruf gefallen könnte. „Ich möchte mit Menschen arbeiten und nicht am Computer sitzen“ – das war meine festgefahrene Überzeugung. Bis ich sie hinterfragt habe.

Warum haben sie begonnen, ihr Rollenverständnis zu hinterfragen?

Das begann, nachdem wir von Ungarn nach Österreich gezogen sind. Wir waren jung, hatten nichts zu verlieren und alles zu gewinnen … klingt romantisch, oder? *lacht* Es war natürlich trotzdem ein bisschen Mut nötig, aber Verwandte von uns wohnen bereits seit langer Zeit dort. Ich habe schnell eine schöne Stelle in einem Kindergarten bekommen und dort vier Jahre gearbeitet. Doch dann kamen Corona und meine Schwangerschaft gleichzeitig …

Keine einfache Kombination …

DBH: Genau. Damals wusste niemand, was das Virus vielleicht mit ungeborenem Leben macht. Ich wurde daher zwangsversetzt in ein Büro bei der Bezirkshauptmannschaft –eine Landesbehörde in Österreich – und erfuhr erstmals Bildschirmarbeit als Tagesgeschäft. Mein erster Impuls war: Das ist nichts für mich. Aber ich habe damals andererseits wahrgenommen, dass ich eigentlich sehr strukturiert bin und systematisch arbeiten möchte und eher nach der perfekten Lösung suche. Das passt dann wiederum eigentlich nicht so zu einer Arbeit im Kindergarten. Dennoch war diese erste Bürotätigkeit für mich „nur Arbeit“. Daheim konnte ich nicht gut abschalten. Es war schon klar, dass das nichts auf Dauer ist.

Es ist aber schon noch ein großer Schritt von der Bildschirmarbeit zur Tätigkeit als Data Analyst. Wie kam es dazu?

Das lag stark an meinem eigenen Interesse. Und auch ein wenig an der Bildschirmarbeit bei der Bezirkshauptmannschaft: Jemand hat all das programmiert, was ich bediene – für mich faszinierend. Ich wollte das verstehen. Man gibt etwas ein, es kommt etwas raus … wie geht das? Außerdem passte das zu meiner für mich neu entdeckten Arbeitsweise, etwas systematisch anzugehen. Während meiner zweiten Elternzeit habe ich begonnen, mich intensiver mit Programmierung auseinanderzusetzen. In Österreich gibt es eine Art Fortsetzung der Elternzeit für Weiterbildungszwecke, die sogenannte Bildungskarenz. Die habe ich genutzt und am Programm „She Goes Digital“ teilgenommen.

Was für ein Programm ist das?

Es ist ein staatliches Programm, das Microsoft unterstützt. Frauen erhalten die Möglichkeit, die Welt der IT besser kennenzulernen, samt Abbau von Stereotypen wie das Coden im dunklen Keller. Es werden Chancen und Wege aufgezeigt. Ein weiterer Bestandteil ist es, Unternehmen zu besuchen und vor Ort die IT zu erleben. Ich bin damals zu den Österreichischen Bundesbahnen. Dort habe ich eine junge Frau kennengelernt, die damals bereits die Digitalisierung geleitet hat. Sie hat mir sehr weitergeholfen, mir Ratschläge für Kurse gegeben und weitere Wege aufgezeigt. Ich konnte mir ja kein Vollzeit-Studium leisten, und so habe ich einfach einen Quereinstieg begonnen über erste Microsoft-Zertifizierungen.

Also ist Networking auch Bestandteil des Programms? Und wichtig für einen solchen Quereinstieg?

Die Netzwerk-Möglichkeit ist da und sehr hilfreich. Es ist aber kein Selbstläufer. Man muss schon richtig etwas tun und viel lernen. Für mich konkret war es Gold wert: Mein erwähnter Kontakt ist zu Avanade gewechselt und hat mir empfohlen, mich dort zu bewerben. Das habe ich gemacht – und bin genommen worden. Zwar an anderer Stelle als zunächst gedacht, aber es hat gepasst. Wir haben mit einem kurzen Praktikum begonnen, und schon nach drei Monaten bin ich fließend in die reguläre Festanstellung als Data Analyst eingestiegen. Ich war von Anfang an in Kundenprojekten, übrigens wieder für die ÖBB, bis heute. Und sogar bei diesem ersten Projekt gab es schon Berührungspunkte mit Künstlicher Intelligenz.

Und hilft denn die frühere Arbeit auch noch in diesem Bereich?

Tatsächlich ja. Die Schauspielausbildung bei Präsentationen. Nicht, weil da etwas vorgespielt wird; aber Haltung, Präsenz, Atmung etc. sorgen schon dafür, dass man selbstbewusst auftritt. Und auch Soft Skills aus dem pädagogischen Bereich sind wichtig, vor allem die Kommunikation. Gut zuhören können ist auch sehr wichtig. Nur so lassen sich Kundenwünsche in erfolgreiche Projekte bringen. Und auch Geduld kann in anderen Berufen nicht schaden. *lacht* Es ist eben auch als Data Analyst viel mehr als Programmierung und Coding. Ich kann immer noch mit Menschen arbeiten, und gleichzeitig kann ich meine Stärken rund um Struktur ausleben. Ich genieße das sehr.

Das klingt alles ein wenig so nach einem Spaziergang – der war es aber sicher nicht?

Ich möchte bei niemand falsche Erwartungen wecken. Mein Karrierewechsel war für mich schon eine große Herausforderung. Einmal, weil ich schon sehr weit weg war vom Thema und gar nicht wusste, wie ich wirklich reinkommen kann. Zum Beginn von She Goes Digital waren diese Sorgen eigentlich noch größer als davor. Außerdem wollte ich ja auch noch mehr als „nur“ IT, beim Consulting in der Projektarbeit ist der Berg, den man besteigen muss, nochmal etwas höher. Hinzu kommt: Ich wohne am Land, die Betreuungsmöglichkeiten sind hier leider nicht so gut. Ich musste also Familie, Finanzen und den Weg ins neue Berufsleben unter einen Hut bekommen.

Wie hat der Arbeitgeber geholfen?

Zum Glück hat mich meine ganze Umgebung wunderbar unterstützt, familiär, am Ort und natürlich seitens Avanade. Meine Kollegin, die ich noch von ihrer Zeit bei der ÖBB kannte, mein Group Manager, das ganze Team über den ständigen Austausch. Aber es bleibt eine Tatsache: Es ist sehr viel zu lernen, und es ist arbeitsaufwändig, weil man in den Projekten liefern muss. Aber es lohnt sich so sehr! Und ich kann, möchte und werde in meiner neuen Rolle weiterwachsen.

Wenn es sich so sehr lohnt – welchen Rat hätten Sie für andere Frauen, die vielleicht auch so einen Weg gehen möchten?

Aktiv das Verständnis von sich selbst hinterfragen – und schauen, ob es wirklich so ist, wie man meint, und ob das zum bisherigen Weg passt. Diese aktive Distanzierung war für mich der Schlüssel. Sei, was Du sein kannst, und nicht, was andere über Dich sagen hörst. Und natürlich ist es wichtig, sich wirklich engagiert aus der Komfortzone zu begeben. Wer nur nach Work-Life-Balance fragt oder wartet, bis einen jemand zu so einem Schritt einlädt … das wird nicht klappen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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