Frauen sind leistungsfähig. Wir können Unternehmen gründen, Kinder großziehen, den Haushalt schmeißen, Teams leiten und manchmal all das gleichzeitig stemmen. Doch was, wenn man sich überfordert fühlt? In Phasen ist das völlig normal, doch wenn Dauerstress und das Gefühl permanenter Anspannung Überhand nehmen, lohnt es sich, einen genauen Blick darauf zu werfen. Denn im Arbeitskontext ist das Thema Mental Health kein Fremdwort mehr, doch bei Managern und Teamleitern besteht noch immer die Erwartungshaltung, dass man stets „funktionieren“ sollte. Aus genau diesem Grund werden psychische Belastungen auf Führungsebene noch häufig übersehen, obwohl sie gerade an dieser Stelle enorme Auswirkungen auf das ganze Team haben können.
Zu viel Verantwortung: der blinde Fleck im Unternehmen
Eine umfassende Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist heute in vielen deutschen Unternehmen Standard. Sie ist laut dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG § 5) für alle Mitarbeitenden im Unternehmen vorgegeben, was ganz eindeutig auch die Führungskräfte mit einbezieht. Doch an der Umsetzung scheitert es oft. Vorgesetzte sind nicht umsonst in ihren Führungspositionen. Sie haben bewiesen, dass sie leistungsstark sind und sich auch bei Gegenwind durchsetzen können. Sie übernehmen bewusst Verantwortung und werden im Idealfall auch entsprechend vergütet. Doch so belastbar diese Mitarbeitenden auch sind, selbst eine Führungskraft kann unter Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, emotionaler Erschöpfung oder Burnout leiden, wenn die Last über einen längeren Zeitraum hinweg zu schwer zu tragen ist. Die Erwartungen sind widersprüchlich. Das Unternehmen und die Mitarbeitenden erwarten, dass ihre Führungskraft Ergebnisse liefert und gleichzeitig empathisch führt und ihre eigenen Grenzen kennt.
Verantwortung und die mentale Last
Die Überlastung der Führungskräfte ist unter anderem in der dauerhaften Erreichbarkeit begründet. Gerade durch die ständige Nutzung unserer Smartphones und das Aufkommen des hybriden Arbeitens können Grenzen verschwimmen und Feierabendzeiten weniger ernst genommen werden. Außerdem besteht Entscheidungsdruck. Viele Führungskräfte müssen klar entscheiden können, auch wenn wenig Zeit zur Verfügung steht und die Informationen unvollständig sind. Geht etwas schief, leisten sie emotionale Arbeit und klären Konflikte im Team, entscheiden darüber, was mit Personal geschieht und führen schwierige Gespräche. Studien zeigen, dass das Risiko für emotionale Erschöpfung steigt, je höher die Verantwortung ist. Und das betrifft vor allem weibliche Führungskräfte, denn sie erfüllen oft doppelte Rollenerwartungen – im Job und im Privatleben.
Prävention zählt auf allen Ebenen
Unternehmen, die Großes leisten wollen, sollten die psychischen Risiken ihrer Mitarbeiter demnach auf allen Ebenen erfassen – ganz oben genauso wie beim Einsteiger. Werden die psychischen Belastungen systematisch beurteilt, werden Burnout und andere Stressreaktionen schon früh verhindert oder erkannt, und es können gesündere Arbeitsstrukturen geschaffen werden, auf jeder Ebene. Zu den praktischen Maßnahmen, die eine Führungskraft angehen kann, zählen regelmäßige Reflexionsgespräche, Coaching, eine klare Abgrenzung von Arbeitszeiten zur Freizeit und Schulungen zu mentaler Resilienz und Selbstführung. So beginnt eine gesunde Arbeitskultur ganz oben. Denn nur wer selbst stabil ist, kann Verantwortung übernehmen. Deshalb brauchen Gründerinnen und Führungskräfte dieselbe Unterstützung und Aufmerksamkeit wie ihre Teams. Am Ende des Tages ist mentale Stärke schließlich ein Teil des nachhaltigen Arbeitsschutzes und ein Baustein in der zeitgemäßen Arbeitskultur.
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