Social-Business-Projekt für Südafrika
Neben einem Müllsack liegt Bauschutt, gleich daneben kaputte Glasflaschen und ein alter Autoreifen – mittendrin steht der Schüler Takudzwa Madyauta von der Olivienhoutbosch Secondary School in Südafrika und sieht auf dem Foto nicht glücklich aus. Den Gestank, den diesen Chaos verbreitet, kann man sich nur zu gut vorstellen. „Und es ist so einfach, ein solches Problem zu lösen. Unsere Gruppe Mission Green hat dafür ein dreirädriges Fahrrad mit Recycling-Behältern für Papier, Plastik und Glas entwickelt“, berichtet er. Gerade zeigt er in der virtuellen Präsentation der zehnköpfigen internationalen Jury die entsprechenden Bilder.
„Mit diesem ‚Binny Bike‘ sollen Angestellte den Abfall in der Gemeinde aufsammeln, ihn aufteilen und zu Recyclingzentren bringen“, erklärt Madyauta weiter. „Und wie soll diese Idee finanziert werden?“, fragt Claudia Umanzor vom Fachbereich Wirtschaft der FH Münster, der Münster School of Business (MSB). „Finanzieren wollen wir das Ganze, in dem wir von Gemeindemitgliedern eine kleine Gebühr für die Sammlung des Abfalls verlangen“, antwortet der Schüler. So schnell könnte die Umweltverschmutzung vor Ort reduziert werden. Und es gibt noch zwei andere innovative Ideen von den Schülern, doch dazu später mehr. Aber wie ist es dazu gekommen, dass sich die Schülerinnen und Schüler in Südafrika mit den Umweltproblemen vor Ort beschäftigen und nach wirtschaftlichen Lösungen suchen?
Konzept in Südafrika entwickelt
Die Idee dazu hatte die Studentin Mpho Letsoalo des Masterstudiengangs International Marketing and Sales. „Ich wollte eine Summer School für benachteiligte Schüler entwickeln, die ihnen hilft, innovative Ideen zutage zu fördern, und von der die Umwelt profitiert.“ Sie ging für ein Praktikum bei Google in ihre Heimat Südafrika zurück und nutzte die Zeit vor Ort, um ein Konzept zu entwickeln. Gemeinsam mit Prof. Dr. Bert Kiel von der MSB stellte sie eine Summer School zum Thema „Social Entrepreneurship“ für benachteiligte Schüler auf die Beine – Hilfe bei der Umsetzung bekamen sie von Dr. Moses Onyoin, Claudia Umanzor und Iulia Stroila.
Die Schwierigkeit dabei: Aufgrund der Coronakrise musste die Erarbeitung und Durchführung des Konzepts komplett virtuell erfolgen. Eine Herausforderung, die das internationale Team gut meisterte. Die Jugendlichen erhielten dabei die Aufgabe, jeweils ein Problem in ihrer Community mit einer Businessidee zu lösen, die der Gesellschaft und der Umwelt zugutekommt und die sich auch finanziell rechnet. Die Studentin macht deutlich: „Wir haben dabei das Thema soziales Unternehmertum gewählt, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Rentabilität und ökologische Nachhaltigkeit koexistieren können. Wir brauchen mehr Menschen, die lernen, dass man ein Unternehmen gründen kann, das die Umwelt schützt und gleichzeitig Geld einnimmt.“ Mit dem fertigen Entwurf wandte sie sich an die Organisation „Young Aspiring Thinkers“, die mit Schülern der Olivienhoutbosch Secondary School arbeitet, und bot das Konzept zusammen mit ihnen online an.
Unterstützung der Jugendlichen
Neben der Gruppe „Green Mission“, die sich auf die Reduzierung der Umweltverschmutzung konzentriert hatte, kümmerten sich die Gruppen „Sewage Ops Inc” – auf Deutsch Abwasserentsorgung – und „Eco-Technologies Inc“ um das Problem der Schmutzwasserentsorgung. „Ein Abwasserüberlauf in der Gemeinde ist ständig und wochenlang überflutet, er verursacht Gestank, Gesundheitsprobleme und setzt Treibhausgase frei“, erklärt Mandy Mojela das Problem. Ihr Team hat deshalb ein wasserbeständiges Gerät entwickelt, das erkennt, wann es zu einem Abwasserausbruch kommen wird. Um es zu implementieren, plant die Gruppe eine Partnerschaft mit dem Ministerium für Wasser und sanitäre Einrichtungen, das auch Finanzgeber sein soll. Das dritte Team „Eco-Technologies Inc“ hat sich den Prototyp eines Ortungsgeräts mit Sensoren und GPS-Satelliten ausgedacht, das den Druck des Wassers erfasst und überwacht. Dazu Phetolo Nkoana: „Damit kann ein Abwasserüberlauf frühzeitig erkannt werden, und die Gemeinde kann rechtzeitig eingreifen.“ Das Team strebt an, dieses Gerät an Gemeinden in Südafrika zu verkaufen.
Die zehnköpfige internationale Jury war sehr beeindruckt davon, was die Jugendlichen in so kurzer Zeit virtuell auf die Beine gestellt haben. Als Belohnung erhielten sie ein Teilnehmer-Zertifikat der FH Münster, eine finanzielle Unterstützung, um sich an einer Hochschule zu bewerben, was sich viele sonst nicht leisten könnten, und lehrreiche Bücher. „Das Projekt Summer School wird bald in die zweite Phase gehen, und dann werden die Schüler auch die Möglichkeit haben, ihre Ideen vor der Regierung und Unternehmen zu präsentieren“, berichtet die Initiatorin stolz. Prof. Kiel, der das Konzept gemeinsam mit ihr erarbeitet hatte, ist ebenfalls zufrieden: „Ich freue mich, dass wir mit unserer Summer School in Südafrika einen kleinen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit leisten konnten.“