Frauen unternehmen: Portraitreihe Vorbildunternehmerinnen
„Mehr Existenzgründungen und Unternehmertum von Frauen“ – mit diesem Ziel hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vor einem Jahr die Initiative „FRAUEN unternehmen“ ins Leben gerufen. Als Vorbilder fungieren seitdem 180 ausgewählte Unternehmerinnen in ganz Deutschland. Auf Messen und in Podiumsdiskussionen, mit Vorträgen und Workshops zum Thema Berufsorientierung in Universitäten, Schulen und sogar Kindergärten, mit Patenschaften und Mentoring – die Vorbild-Unternehmerinnen füllen ihr Ehrenamt mit viel Kreativität und Engagement aus. Mit über 120 Aktivitäten und Kampagnen allein in diesem Jahr ermutigen sie andere Frauen zu beruflicher Selbstständigkeit, begeistern Mädchen für das Berufsbild „Unternehmerin“ und sorgen für Präsenz und Sichtbarkeit von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit. Betreut wird das Netzwerk durch die nationale Koordinierungsstelle im RKW Kompetenzzentrum.
Portraitreihe über Vorbildunternehmerinnen
SHE works! beginnt heute damit, zur Vorbildunternehmerin gekürte Frauen vorzustellen. Beginnen möchten wir mit Birgit Hülsdünker, Rechtsanwältin und Mediatorin, die mit ihrem Unternehmen „Karriere mit Sinn“ Freiberuflerinnen beim Aufbau der Karriere und dem Führen des eigenen Unternehmens berät und unterstützt
Frau Hülsdünker, können Sie uns einen kurzen Einblick in Ihr Arbeitsfeld geben?
Mir ist es ein Anliegen, dass Menschen mit ihrer Arbeit zufrieden und glücklich sind – das ist noch viel zu selten der Fall. Wer das einmal hatte, der weiß, dass es sich nicht mehr wie „harte Arbeit“ anfühlt, sondern Sinn und Erfüllung gibt – und dies mit finanziellem Erfolg. Das ist mein Mission-Statement.
Deshalb begleite ich Menschen z. B. auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Immer häufiger sind auch Menschen in der Lebensmitte, die sich als Senior Entrepreneure oder im Wege der „Encore-Karriere“ („noch einmal“)-zu diesem Zeitpunkt auf den Weg in die Selbstständigkeit machen. Es stellen sich gerade in diesem Alter sehr viele Menschen die Frage: Was will ich noch? Ist es das, womit ich noch 2o Jahre mein Geld verdienen will. Am Ende war dies ja auch für mich vor 13 Jahren mein Weg, als ich beschlossen habe, aus dem klassischen juristischen Arbeitsumfeld auszusteigen und mich zu den Themen „Mediation und Coaching“ weiter zu bilden. Dabei ging es mir um Fragestellung nicht nur mehr an der Oberfläche, nämlich rechtlich, sondern an der Wurzel zu bearbeiten. Denn ganz häufig sind Prozesse nur Stellvertreterkriege.
Manchmal bedarf es auch nur kleinerer Korrekturen im Arbeitsumfeld, „bessere“ Kommunikation, Konfliktkultur oder Führung – hier kann ich mit Mediation und Konfliktmanagement oder natürlich auch Coaching für die Führungskraft helfen. Karrierebegleitung und Karriereberatung meint in diesem Zusammenhang auch immer: mehr Sinn in der Arbeit finden, damit es nicht so viel Energie raubt, sondern welche gibt. Schlussendlich habe ich viele Freiberufler – vornehmlich Ärzte und Anwälte – die naturgemäß zeitlich sehr eingespannt sind und meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um sich wieder mehr auf die von ihnen durchaus als sinnstiftend empfundenen Kernaufgaben konzentrieren zu können. Zudem habe ich noch einen Lehrauftrag im Masterstudiengang Mediation an der Fernuniversität Hagen, hier bilden wir angehende Mediatoren wissenschaftlich fundiert aus, damit die neue Grundsätze in die Unternehmen bringen. Die will ich auch als Beraterin im Projekt unternehmensWert:Mensch erreichen.
Gibt es eigentlich Unterschiede in der Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit im Job zwischen Männern und Frauen?
Nach meinen Erfahrungen gibt es keine gravierenden Unterschiede in der Arbeitszufriedenheit zwischen Männern und Frauen. Es gibt, so meine Einschätzung, jedoch unterschiedliche Herangehensweisen und Haltungen. Frauen sind leichter geneigt, sich einzugestehen, dass Unterstützung hilfreich wäre, Männer brauchen dazu länger, weil sie es gerne alleine schaffen möchten, machen dann, wenn sie Bedarf erkannt haben, meistens schneller „Nägel mit Köpfen“. Aber hier natürlich auch keine Regel ohne Ausnahme – das ist nur ein grobes Raster, ich habe auch Kundinnen – ganz häufig sogar – die mit Sieben-Meilen-Stiefeln dann ihre Ziele verfolgen.
Was reizt Sie persönlich am Unternehmertum? Was empfinden Sie immer noch spannend daran?
Für mich sind es mehrere Aspekte, die für mich immer noch und immer wieder spannend sind: die sowohl inhaltliche wie organisatorische Freiheit, genau mit dem Thema mein Geld zu verdienen, das mir Freude macht und mich ausfüllt (und wozu ich natürlich qualifiziert bin)– denn das was ich gerne tue, mache ich auch gut und besser – das ist eine sehr befriedigende Wechselwirkung. Gestalten in jeder Hinsicht und Menschen im besten Sinne in Bewegung zu bringen und das in der Begleitung auch miterleben zu dürfen – wunderbar. Ich kann mir meine Zeit frei einteilen und den Ort meiner Arbeit, zumindest, wenn es um organisatorische oder konzeptionelle Aufgaben geht, aussuchen. Das sind Vorzüge, die den Arbeitsumfang gut händelbar machen – für mich jedenfalls. Ich habe auch keinerlei Motivationsprobleme, da ich mit Freude dabei bin. Eher das Gegenteil ist der Fall – ich muss mich manchmal abends zwingen, auch aufzuhören…
Was macht Ihrer Vorstellung nach eine Vorbildunternehmerin aus?
Leider kenne ich ja nicht alle 177 Frauen, aber die, die ich kenne – mich eingeschlossen – haben nach meiner Wahrnehmung alle eine Mission. Etwas bewegen und gestalten wollen, um damit nach eigenen Vorstellungen erfolgreich sein. Von diesem Spirit etwas nach außen sichtbar zu machen, damit es sich noch mehr Frauen – natürlich auf solide Füße gestellt -zutrauen – das, so glaube ich, ist die Motivation. Und natürlich darf auch gesellschaftlich gesehen werden, dass wir viele Unternehmerinnen in Deutschland haben, die vielleicht noch nicht so im Bewusstsein der Öffentlichkeit stehen.
Sie mussten sich für die Auszeichnung zur Vorbildunternehmerin bewerben. Was hat Sie daran gereizt?
Genau aus diesem Grund: weibliches Unternehmertum sichtbar machen mit der Botschaft: es kann gelingen und es ist eine wunderbare Aufgabe mit Sinn.
Wo sehen Sie die Aufgabe einer Vorbildunternehmerin?
Andere Frauen ermutigen, weibliches Unternehmertum sichtbar machen. Und ich speziell: auch für die Unternehmensnachfolge, die derzeit ein ganz großes Thema ist, auch Frauen in den Focus zu rücken. Mit der richtigen Unterstützung – gleich, ob Frau oder Mann – ist das eine sehr gute Möglichkeit, die eigene Vorstellung von Selbstständigkeit umzusetzen.
Gibt es einen Austausch unter den Vorbildunternehmerinnen?
In jedem Fall – wie sind vernetzt über verschiedene Plattformen, bei der Koordinierungsstelle beim RKW laufen die Fäden zusammen und auch vor Ort besteht Kontakt untereinander.
Welche Ziele werden mit dem Netzwerk verfolgt?
Den Unternehmergeist bei Frauen, vor allem auch in jungen Jahren wecken, Role Models zeigen, wie spannend Unternehmertum sein kann.
Wie machen Sie persönlich Frauen auf Unternehmertum aufmerksam?
Erstens durch Aktivitäten im Rahmen der Initiative – Schulen, Unis, Institutionen und außerdem durch die Gründerinnenwerkstatt, Aktivitäten bei der Verleihung des Unternehmerinnenbriefes und als Mentorin z. B. bei TWIN Themen von Unternehmerinnen und Gründerinnen.
Ganz wichtig sind auch: Medien – und hier fundierte Berichte über Erfolgsstories, die das Überwinden von Hindernissen schildern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Birgit Hülsdünker
HAUS DER WIRTSCHAFT, Wiesenstraße 35, 45473 Mülheim an der Ruhr
Tel.: (0208) 88 3 555 86
Fax: (0208) 88 3 554 10
Mobil: 0177 51 822 51