Ingenieurwesen – eine Männerdomäne. Noch!
Nur 17% aller erwerbstätigen Ingenieure in Deutschland sind Frauen. Während in anderen Berufsgruppen bereits Parität herrscht, sind Ingenieurinnen eine echte Seltenheit. Wo kommt diese Disparität her? Warum studieren nicht mehr Frauen Ingenieurwesen?
Mädchen sind in der Schule gleich gut oder sogar besser als Jungs, machen öfter Abitur und sind auch an den Universitäten inzwischen in der Überzahl. Überall sind sie auf der Überholspur – nur nicht in den Ingenieursstudiengängen.
Eine gängige Erklärung dafür, dass Mädchen bzw. junge Frauen sich nicht für technische Studiengänge, also auch Ingenieurswissenschaften, entscheiden, ist das sogenannte Phänomen der Bedrohung durch Stereotype. Dieses beschreibt die Angst von Mitgliedern einer Gruppe (in diesem Fall Frauen), ihr Verhalten könne negative Stereotype gegenüber dieser Gruppe bestätigen. Tests zeigen, dass Mädchen bei Prüfungen schlechter abschneiden, wenn das Geschlecht hervorgehoben wird – zum Beispiel durch die Anwesenheit von Jungen. Aufgrund von überholter Rollenvorstellungen trauen sich Frauen – meist unbewusst – diese Studiengänge und Berufe gar nicht zu. Eine Studie der TU Darmstadt stellte fest: „Frauen sind hauptsächlich dort erfolgreich, wo es keine Männer gibt“, was das beschriebene Phänomen zusätzlich bestärkt.
Initiativen zur Interessensstärkung
Es gibt bereits verschiedene Initiativen, um das Ingenieursstudium und andere Studiengänge aus dem MINT-Bereich für Frauen interessant zu machen. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Eine Möglichkeit stellen Frauenstudiengänge in diesem Bereich dar. Seit den 90er Jahren haben sich an sechs Fachhochschulen in Deutschland Studiengänge des MINT-Bereichs speziell für Frauen etabliert. Diese schaffen ein Umfeld ohne Männer, die sonst indirekt dafür sorgen, dass Frauen denken, sie seien für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge nicht geeignet. So können sich Frauen besser konzentrieren und entfalten, ohne sich gegen Vorurteile ihrer männlichen Kommilitonen durchsetzen zu müssen.
Ingenieurswesen: Frauen beginnen Vorteile zu erkennen
Studentinnen beginnen, die Vorteile des Ingenieursstudiums zu schätzen – vielleicht, weil hier die Jobaussichten so gut sind wie selten zuvor und Gehälter überdurchschnittlich sind. Jedoch müssen Arbeitgeber an der Jobattraktivität arbeiten: Als oft einzige Frau im Team, haben es Ingenieurinnen nicht immer leicht. Schlechtes Arbeitsklima führt dazu, dass 1/3 der studierten Ingenieurinnen nie angefangen haben, in diesem Bereich zu arbeiten oder ausgestiegen sind.
Girls’s Days, Frauenstudiengänge und andere Programme sind ein erster Impuls und lassen hoffen, dass bald mehr Frauen in den Hörsälen sitzen. Dann brauchen wir nur noch positive Signale aus der Arbeitswelt, um diese auch langfristig halten zu können. TradeMachines hat zu diesem Thema gerade erst eine Infografik erstellt: Finden Sie heraus, an welchen Stellen Mädchen und Frauen auf dem Weg zur Ingenieurin verloren gehen und was getan werden kann, um diese Lücken zu schließen.
2 Kommentare
Unglaublich, dass nur 17 % aller erwerbstätigen Ingenieure in Deutschland Frauen sind! Ich dachte wirklich, dass das Engineering heutzutage kein reiner Männerberuf mehr wäre. Letztlich sollte natürlich jeder machen, was er möchte und was ihm oder ihr liegt.
Ich bin auf der Suche nach einem Bauingenieur. Dank des Artikels weiß ich nun, dass das Betätigungsfeld von Bauingenieuren weit größer ist als nur Tragwerksplanung. Hoffentlich finde ich einen, der mir weiterhin helfen kann.