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Michaela Bessell: Gründer*innen Brücken bauen

Wer gründet, braucht gute Partnerinnen und Partner. Menschen und Organisationen, auf die man sich verlassen kann. Das gilt sowohl intern fürs Team als auch in der Zusammenarbeit mit Investor:innen und anderen Unterstützer*innen. Michaela Bessell, Head of Ecosystem and Partnerships bei Henkel dx Ventures, verrät, worauf es dabei ankommt, warum eine klare Kommunikation wichtig ist, und wieso sie sich selbst als Brückenbauerin sieht. Sie weiß aus persönlicher Erfahrung, wie wichtig Unterstützung im richtigen Augenblick ist. Ein Gespräch über Vertrauen, Diversität und Kollaboration im Rahmen des Xathon, dem Business-Hackathon für weibliche Gründerinnen von Henkel.

Michaela, als Head of Ecosystem and Partnerships bist du verantwortlich für die Zusammenarbeit von Henkel mit anderen Unternehmen und Start-ups. Warum sind Partnerschaften wichtig?

Wir brauchen Partnerschaften vor allem, wenn es um neue Geschäftsmodelle und Innovationen geht. Neue Ideen entstehen gemeinsam, durch Zusammenarbeit und Austausch intern sowie extern mit Stakeholdern. Darum investieren wir in Start-ups, arbeiten mit jungen Unternehmen zusammen und knüpfen Allianzen mit etablierten und großen Organisationen – und möchten so das Start-up- und Innovations-Ökosystem stärken. Wie aktuell beim Xathon, den wir mit starken Partnern entwickeln – allen voran mit Global Digital Woman, aber auch Microsoft, Bryck, Orrick, Hich-Tech Gründerfonds und Unicorn Workspaces sind mit an Bord.

Dann bist du so etwas wie eine Brückenbauerin? 

Ja, das ist ein gutes Bild. Denn es geht um Vertrauen und Partnerschaften auf Augenhöhe, die Mehrwert für alle bringen. Wir möchten eine Kollaborationskultur schaffen.

Wohin baust du Brücken? 

In mehrere Richtungen. Innerhalb von Henkel, um unsere Innovationen gemeinsam mit den Unternehmensbereichen und unserem Henkel dx Ventures Team voranzubringen. Für mein Team, um erfolgreich arbeiten zu können. Für Gründerinnen und Gründer und natürlich für Partner, ob bestehende oder zukünftige.

Unsere Mission ist es ein starkes Netzwerk für Henkel aufzubauen und erfolgreiche Partnerschaften zu etablieren. Und das möglichst vielfältig, mit Unternehmensmitarbeiter*innen, Venture Capitalists, Gründer*innen, IT- und Digital-Expert*innen oder einfach klugen Köpfen.

Woher kommt deine Begeisterung für das Thema?

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, Brücken zu bauen und gebaut zu bekommen. Und auch, dass dabei schnell Missverständnisse entstehen können.

Was meinst du damit?

Vor ein paar Jahren habe ich mich Henkel-intern für eine Stelle interessiert, die für mich eine große Chance gewesen wäre und für die ich, wie mir zugetragen wurde, auf der Shortlist stand. Statt mein Interesse offen gegenüber meiner Vorgesetzten zu kommunizieren, habe ich abgewartet. Mit der Folge, dass sie sich – wiederum auch ohne mit mir das Gespräch zu suchen – gegen meine Versetzung ausgesprochen hat. Sie war davon überzeugt, dass meine Zeit in ihrem Team noch nicht vorbei war und sah Potenzial für weitere Entwicklung und Verantwortung in meiner aktuellen Position. Im Nachhinein hatte sie wahrscheinlich sogar recht, doch damals fühlte es sich anders an. Das zeigt: Kommunikation, Ehrlichkeit und Offenheit sind die Voraussetzung, um Brücken zu bauen.

Hast du die Person darauf angesprochen?

Ja, was wir damals beide versäumt haben, haben wir nachgeholt. Wir haben offen gesprochen und heute ist genau diese Kollegin eine meiner Unterstützerinnen, ich würde sogar sagen eine Mentorin.

Was hast du daraus gelernt?

Es war eine krasse Erfahrung, aus der ich gelernt habe, dass man nur weiterkommt, wenn man klar und offen anspricht, was man braucht und möchte. Man darf nicht darauf warten, dass andere einem das Umfeld bauen, das man braucht.

Das gilt für Konzernkarrieren, das gilt für alle, die ein Unternehmen gründen oder in eines investieren. Und am Ende gilt es natürlich auch für Partnerschaften. Alle Seiten müssen ihre Erwartungen sowie und was sie einbringen wollen nennen. So entstehen Mehrwerte. Und das ist es ja, wofür wir und ich hier antreten: Mehrwerte für alle Partner*innen zu ermöglichen und das Ökosystem voranzubringen.

Du engagierst dich auch für das Thema Diversität…

Vielfalt ist ein Herzensthema von mir. Ich habe als Ambassadorin in den vergangenen Jahren an mehreren Diversity-Projekten mitgearbeitet. Wir wollen Talente fördern, um unser Führungsteam diverser aufzustellen, weiblicher und internationaler. Daraus ist ein Talentprogramm entstanden, das seit diesem Jahr erfolgreich läuft. Wir brauchen mehr Vielfalt. Und für Innovationsprozesse ist das sowieso sehr entscheidend. Darum ist mir auch der Xathon so wichtig, denn er eröffnet Gründerinnen neue Chancen. Wir brauchen auch bei Gründerinnen mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es kann nicht sein, dass Investments verzögert und nicht getätigt werden, weil Venture Capitalists zu erahnen meinen, dass eine Gründerin ja schwanger werden könnte. Sie sollten sich viel mehr überlegen, wie sie ihre Portfolio-Firmen im Fall einer Familiengründung unterstützen können, mit Coaching etwa. Wir brauchen das Vertrauen, dass eine starke Gründerin, die für ihre Idee antritt, genau weiß, was sie tut – und es ernst meint.

Wie lebt ihr das Thema in eurem Team?

Ich bin gerade frisch zurück aus der Elternzeit, vor eineinhalb Jahren habe ich mein zweites Kind bekommen. Ich habe mich entschieden, mit 80 Prozent zurückzukehren, denn ich möchte auch als Mutter für meine Familie da sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Reduzierung meiner Arbeitszeit nicht den Wert ändert, den ich für die Organisation leisten kann. Und meine Vorgesetzten sehen es auch so: Schließlich haben sie mir die neue Verantwortung übergeben.

Wie funktioniert es in der täglichen Arbeit? 

Gut, und dafür bin ich dankbar. Natürlich gilt es auch hier Brücken zu bauen, aber da haben wir zum Glück die richtige Unternehmenskultur. Ich kann remote und flexibel arbeiten und wenn es das Setup zulässt, von unterwegs auch mal mit meinen Kindern einen Termin wahrnehmen. Für mich ist wichtig, dass ich meine eigene Agenda mit Voraussicht und Verantwortung für alle Beteiligten plane. Das funktioniert gut dank offener Kommunikation, gegenseitigem Vertrauen und Verständnis füreinander.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Michaela Bessell // Foto: Carolin Weinkopf

Über Michaela Bessell
Michaela Bessell ist als „Head of Ecosystem und Partnerships“ im dx Ventures-Team von Henkel dafür verantwortlich, die Ventures-Einheit des Konsumgüterkonzerns im digitalen Ökosystem zu positionieren und ein starkes Netzwerk von Unternehmen, Risikokapitalgebern, Branchen- und Technologiepartnern, Start-Ups und weiteren Institutionen aufzubauen und zu stärken. Ursprünglich aus dem Marketing kommend, blickt Michaela Bessell mittlerweile auf mehrere Jahre Erfahrung im Bereich der digitalen Transformation und Strategieentwicklung zurück. Michaela Bessell ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder.

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