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Multilevelmarketing: Einstieg in die Selbstständigkeit?

Tupperparty, Kerzenparty, Dessousparty, Schmuckparty, Putzparty oder Besuch von der AVON-Beraterin – es gibt wohl kaum eine Frau, die noch nicht live dabei war bzw. noch nie davon gehört hat. Die Welt des Multi-Level-Marketing. Für etliche Frauen stellt diese Vertriebsform auch einen Einstieg in die Selbstständigkeit dar. Aber der Ruf der Branche ist nicht der beste und oft wird diese Vertriebsform im gleichen Atemzug mit dem Schneeball- oder Pyramidensystem genannt. Was ist also dran am Mythos der „Tupper-Tante mit Dienstwagen”?

Multi-Level-Marketing (MLM) – eine Definition

Multi-Level-Marketing ist eine Spezialform des Direktvertriebs. Das heißt, ein Produkt wird ohne weitere Zwischenhändler (Groß- oder Einzelhandel) direkt an den Endkunden verkauft. Beim MLM (oder auch Network-Marketing bzw. Strukturvertrieb) werden die Kunden zusätzlich dazu animiert, als selbstständige Vertriebspartner ebenfalls neue Kunden anzuwerben. So kommen sie in den Genuss von verbilligten Einkaufspreisen und zusätzlichen Verkaufsprovisionen.

Die Verdienstmöglichkeiten – Wer verdient wie viel?

Der Begriff Multi-Level deutet es schon an: das Verdienstsystem verläuft über mehrere Stufen und je höher die Stufe und desto hochtrabender zum Teil die Bezeichnung, desto höher der Verdienst. Da werden Sie dann ganz schnell zum “International Marketing Manager” oder wenn Sie gut sind, sogar zum “Vice President” in den Abstufungen Silber, Gold und Platin. Hinzu kommen Auto, Urlaub, Rentenprogramm – je nach Unternehmen unterschiedlich ausgeprägt.

Und ja, es ist ein Pyramidensystem, denn die Strukturen verlaufen vertikal. Je weiter oben im System Sie angesiedelt sind, desto weniger verkaufen Sie an Endkunden. Sie motivieren hauptsächlich Ihr Vertriebsteam und verdienen an allen Verkäufen mit.

Eigentlich nicht anders, als in einem mittelständischen Betrieb oder auch in einem großen Konzern. Nur, dass Sie selbstständig sind und nicht angestellt. Und wie in einem normalen Unternehmen muss das verkaufte Produkt alle Hierarchieebenen mitfinanzieren.

Ist MLM als Einstieg in die Selbstständigkeit geeignet?

Die Angebote lesen sich häufig so:

  • Spitzenverdienst bei freier Zeiteinteilung
  • Gründen Sie ohne Startkapital
  • Top-Nebenverdienst für Mütter

Die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Alles zielt darauf ab, uns zu suggerieren, dass man in kürzester Zeit mit wenig Arbeit bei völlig flexiblen Arbeitszeiten reich werden kann.

Skepsis darf hier angebracht sein.

Aber Fakt ist: Wer Spaß am Verkaufen hat und sich für die entsprechenden Produkte begeistern kann, hat mit diesem System die Chance, sich im Nebenerwerb erst einmal auszuprobieren. Und man kann auch definitiv nicht gezwungen werden, ständig neue Verkäufer anzuwerben. Sie bekommen auf Ihre Verkäufe ja auch Provision. Sind sie mit dieser zufrieden, weil Sie viel und gut verkaufen, spricht überhaupt nichts dagegen, dabei zu bleiben. Schließlich sind Sie ja “selbstständig”. Also sollten Sie auch selbstständig entscheiden können, wie Sie am liebsten arbeiten.

Seriöse MLM-Unternehmen machen keine Vorschriften hinsichtlich monatlicher Umsätze. Dürfen sie auch gar nicht. Denn Sie sind ja ihr eigener Chef.

“Starten ohne Kapital” ist auch so eine Versprechung. Bei den meisten Anbietern müssen Sie erstmal in ein Starter-Set oder in eine Schulung (hauptsächlich bei Finanzprodukten) investieren. Den Preisen sind dabei nach oben kaum Grenzen gesetzt. Je höher die von Ihnen verlangte Start-Investition ist, desto skeptischer sollten Sie aber das ganze hinterfragen.

Multilevelmarketing: Seriöse Anbieter und Schwarze Schafe erkennen

Schwarzes SchafDoch wie unterscheidet man seriöse Anbieter von schwarzen Schafen der Branche? Das Bundeswirtschaftsministerium hat dazu einen Fragenkatalog veröffentlicht, den Sie hierfür zu Rate ziehen können. Hier gelangen Sie zum kostenlosen Download.

Der wichtigste Unterschied zwischen seriösen MLM-Anbietern und den berüchtigten Schneeballsystemen liegt darin, dass Anbieter von Schneeballsystemen ein “Kopfgeld” von jedem Neueinsteiger verlangen, welches nur über das Anwerben von neuen Kandidaten wieder “zurückverdient” werden kann. Beim Schneeballsystem geht es ausschließlich um Geld, nicht um zu verkaufende Produkte.

Ein weiteres Problem der MLM-Unternehmen: die internen “Schwarzen Schafe”. Auch wenn das Unternehmen als seriös gilt, so gibt es doch immer wieder “Anwerber”, die auf das schnelle Geld hoffen und über Zeitungsannoncen mit großen Versprechen an neue “Teammitglieder” kommen wollen. Der MDR hat hierzu einen Test mit versteckter Kamera gemacht:

http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/sendung607944_letter-V_zc-1f09f6e4_zs-dea15b49.html  (Minute 1 bis 13)

Der herkömmliche Weg geht über die Begeisterung für die Produkte, die es zu verkaufen gilt. Seriöse VerkäuferInnen werden Sie nicht dazu drängen, ebenfalls VerkäuferIn zu werden. Meist haben sie die Möglichkeit auch erstmal bei anderen Verkaufsveranstaltungen mit dabei zu sein, bevor sie es selbst versuchen. Wenn Sie nicht begeistert und überzeugt sind, lassen Sie die Finger davon. Man wird es Ihnen sonst bei Ihren Verkaufsversuchen anmerken.

Die meisten MLM-Unternehmen in Deutschland sind übrigens Mitglied im Bundesverband Direktvertrieb Deutschland (BDD e.V.). Wer sich also nicht sicher ist, sollte hier mal einen Blick in die Mitgliederliste werfen.

Diese Unternehmen in Deutschland arbeiten mit Direktvertrieb

Die meisten Firmen, die mit Direktvertrieb arbeiten, haben ihren Ursprung in den USA, egal ob Tupperware, PartyLite oder Pippa&Jean. Zu den wenigen Firmen mit deutschem Ursprung zählen LR Health 6 Beauty sowie PM-International.

Wir haben uns hauptsächlich an den Mitgliedern des Bundesverband Direktvertrieb orientiert und zeigen hier mal einige Branchen und Firmen auf.

Mode, Schmuck, Kosmetik, Lifestyle

  • AVON
  • Drache
  • JAFRA,
  • LR Health & Beauty
  • Luna
  • MaryKay
  • PartyLite
  • PepperParties
  • Pippa&Jean
  • PM-International
  • Ringana
  • Younique

Haushalt

  • VORWERK
  • Tupperware
  • Vileda Home
  • AMC
  • bofrost
  • HAKA

Egal ob Weinvertrieb und Stromvertrag, wer noch weitere Anbieter sucht kann sich hier auf der Seite des BDD informieren.

Wir werden nach und nach einige der Firmen hier genauer vorstellen und auf Vor- und Nachteile hinweisen.

Für die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema MLM und Direktvertrieb bietet die Seite http://www.fakten-direktvertrieb.de/ von Dr. Claudia Groß ein sehr empfehlenswertes Informationsangebot.

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