Digitalisierung

Warum die IT Branche weibliche Vorbilder braucht

Von Mareen Doering

Mareen Doering ist Vice President Engineering & Business Systems bei ZEAL, dem deutschen Marktführer für Online-Lotterien. In dieser Funktion ist sie für mehr als 40 – zumeist männliche – Entwickler zuständig. Wie die dreifache Mutter ihren Weg an die Spitze eines erfolgreichen Unternehmens geschafft hat und warum Frauen niemals Angst vor Verantwortung haben sollten, verrät sie exklusiv bei SHE works!.

Von Kindesbeinen an haben mich technische und naturwissenschaftliche Themen fasziniert. Mein Lieblingsfach in der Schule war Chemie, im Mathematik-Leistungskurs gehörte ich stets zu den besten. Später hatte ich das große Glück, an einem Programmierkurs teilnehmen zu dürfen. Das hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich mich letztendlich für ein Studium der Wirtschaftsinformatik entschieden habe. Das ist jetzt viele Jahre her, doch ich habe meinen Werdegang nie bereut und bin immer meiner Leidenschaft für technische Themen gefolgt.

In meinem Studienjahrgang gab es 84 Studierende, darunter nur vier Frauen – eine traurige Quote, die sich auch heute noch so oder so ähnlich durch verschiedenste technische Studiengänge, Ausbildungen und Berufe zieht. Und auch wenn sich Mädchen und Frauen heute zum Glück viel öfter an technische Berufe heranwagen, werden sie auch heute leider noch oftmals mit zahlreichen Hürden konfrontiert, wenn es um eine Karriere in technischen Berufen und insbesondere in der IT geht. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider: Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union liegt der Frauenanteil in der IT‑Branche in Deutschland gerade einmal bei traurigen 17,5 Prozent.

Karriereförderung beginnt bereits im Kindesalter

Die Weichen für die Berufswahl und den späteren Lebensweg werden häufig schon im Kindesalter gestellt. Durch Zugang zu Bildungsangeboten und einer intensiven Förderung von Interessen zeichnen sich bei vielen Kindern und Jugendlichen schon früh Neigungen und Tendenzen ab. Leider werden Mädchen und junge Frauen jedoch auch heute noch oftmals nicht ausreichend über Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten in der IT informiert oder automatisch und unbewusst in die geisteswissenschaftliche Ecke gedrängt, ohne auf eventuelle Talente oder Interessen Rücksicht zu nehmen. Das liegt zum einen an fehlenden Informationsangeboten und häufig immer noch lückenhaftem Informatikunterricht in der Schule. Zum anderen sind aber natürlich auch das Elternhaus und das persönliche Umfeld gefragt, wenn es um die Beratung zu beruflichen Möglichkeiten geht.

Frauen, egal welchen Alters, müssen den teilweise immer noch sehr großen Respekt vor IT-Berufen verlieren: denn aufgrund der oben beschriebenen Hürden trauen sich viele einfach nicht, eine Karriere in der IT überhaupt in Betracht zu ziehen. Daher ist es so wichtig, bereits im Schulkindalter Aufklärungsarbeit zu leisten, Vorurteile zu bekämpfen und Mädchen und jungen Frauen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten sich ihnen bieten.

Weibliche Vorbilder für mehr Frauen in der IT

Ein grundlegender Faktor, um Mädchen und junge Frauen für eine Karriere in der IT zu begeistern, sind weibliche Vorbilder. Egal, ob im persönlichen Umfeld oder in der Forschung oder Wirtschaft: Es braucht weibliche Rolemodels, an denen sich Frauen orientieren können, die sie inspirieren und ihnen zeigen, wie erfüllend eine Karriere in der IT sein kann.

Aus genau diesem Grund sollten auch Frauen, die bereits in der IT-Branche arbeiten, nie aufhören, ihre Geschichten zu erzählen. Es ist so wichtig, auch in der IT diverser zu werden. Das schaffen wir nur, indem wir auch weiblichen Nachwuchskräften Lust auf unsere Branche machen und ihnen Vorbilder anbieten, denen sie mit Leidenschaft nacheifern können.

Darüber hinaus sollten Frauen in der IT, egal wie jung sie sind, niemals Angst vor Stellenausschreibungen und Jobinterviews haben. Studien haben ergeben, dass Frauen viel zögerlicher sind und sich nicht bewerben, wenn sie der Meinung sind, dass ihr Skillset nicht zu 100 Prozent auf die ausgeschriebene Stelle passt. Damit stehen sie im krassen Gegensatz zu Männern, die sich trotz manch fehlender Kenntnisse bewerben. Aus genau dem Grund mache ich mich dafür stark, dass Frauen in unserer Branche den Mut zu deutlich mehr Selbstbewusstsein fassen.

Ohne Karriereplan zur Führungsposition

Zu Beginn meines Studiums hatte ich häufig das Gefühl, mich in einer Männerdomäne behaupten zu müssen. Zum Glück hatte ich seit meinem Eintritt in die Berufswelt jedoch nie mit Vorurteilen im Job zu kämpfen. Diese begegnen mir umso häufiger im Alltag: Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in einem IT-Beruf tätig bin und auch noch eine Führungsposition in einem überwiegend mit männlichen Kollegen bestückten Team ausübe, ernte ich immer wieder erstaunte Blicke und ungläubige Kommentare.

Ich habe für mich selbst nie viel von verbissener Karriereplanung gehalten. Stattdessen habe ich mich stets voll und ganz auf meine Stärken konzentriert und mir gezielt Positionen gesucht, in denen ich diese voll einbringen kann. So hatte ich automatisch immer viel Spaß an meiner Tätigkeit und konnte meine Talente voll entfalten. So kam die sogenannte Karriere dann von ganz allein!

Nach dem Studium habe ich als Frontend-Entwicklerin bei Springer und Jacoby, einer damaligen Hamburger Werbeagentur, gearbeitet. In dieser Position habe ich Webseiten und Intranets für große Kunden umgesetzt. Nach fünf Jahren habe ich dann die Seite gewechselt, das Agenturgeschäft verlassen und bei Tipp24 als Head of Frontend angefangen. Zu den Entwicklungstätigkeiten sind mit der Zeit und mit der Weiterentwicklung des Unternehmens zu ZEAL Personalmanagement-Aufgaben und technisches Projektmanagement dazugekommen. In den weiteren Jahren sind meine Verantwortlichkeiten immer weiter gewachsen bis hin zur Übernahme des gesamten Engineering- und Business Systems Bereichs, meiner jetzigen Rolle.

ZEAL ist im Bereich Online-Lotterien tätig und bietet Kundinnen und Kunden als E-Commerce-Unternehmen die Teilnahme an staatlichen Lotterien sowie an eigenen Produkten an. In meiner Rolle sorge ich dafür, dass unsere Plattform in der Branche führend bleibt. Als Vice President Engineering & Business Systems leite ich ein 40-köpfiges Entwicklungsteam, das darauf spezialisiert ist, Innovationen zu entwickeln und die Art und Weise, wie Verbraucherinnen und Verbraucher und die Branche allgemein über Lotterien denken, zu hinterfragen. In meiner Rolle sorge ich dafür, dass die Stabilität und Skalierbarkeit unserer Webshops stets sichergestellt sind, um unseren Kundinnen und Kunden ein bestmögliches Spielerlebnis anbieten zu können.

Wichtiger Rat für Frauen in der IT

Mein Rat an alle Frauen, die Lust auf eine Karriere in der IT und vielleicht sogar auf eine Führungsposition haben: Findet euren eigenen Weg. Sucht euch die Aufgaben und Bereiche, die euch Spaß machen und genießt euren Job. Wenn ihr eure Karriere planen möchtet: Hervorragend! Vergesst aber nicht, euch Raum für Spontanität zu lassen, denn oftmals entstehen so die spannendsten Entwicklungen, wie auch bei mir. Und wenn ihr keine Karriereplaner seid: Lasst euch nicht beirren! Wichtig ist in beiden Fällen, dass ihr keine Angst vor Herausforderungen habt.

Und für alle Frauen, die bereits in der IT arbeiten: Erzählt eure Geschichten! Es ist so wichtig, weibliche Nachwuchskräfte für unsere spannende und abwechslungsreiche Branche zu begeistern. Seid selbst das Vorbild, das ihr euch zum Start eurer Karriere für euch selbst gewünscht habt.

Über Mareen Doering
Mareen Doering, geboren 1979, ist Vice President Engineering & Business Systems bei ZEAL Network SE. In dieser Position ist sie für über 40 Engineers verantwortlich, die sich auf verschiedene technische Bereiche rund um das zum ZEAL-Produktportfolio konzentrieren. Ihre Aufgaben konzentrieren sich auf Data Warehousing, Data Engineering, Engineering Service Teams und die Bereitstellung einer starken technischen Führung für die Organisation. Mareen hat ein langjähriges Engagement für die Portfolio-Unternehmen von ZEAL. Sie hat mehr als 16 Jahre für verschiedene Unternehmen der ZEAL-Gruppe gearbeitet, wobei sich jede ihrer Positionen auf verschiedene Bereiche der technischen Wertschöpfungskette konzentrierte. Sie war seit 2006 als Head of Frontend bei Tipp24 und als Area Lead Games und Payment bei eSailors tätig. Als Wirtschaftsinformatikerin liegt ihr beruflicher Fokus nicht nur auf der Sicherstellung der Qualität aller technischen Produkte sowie der Webshops, sondern auch auf der Optimierung bestehender Prozesse und der Implementierung neuer Technologien und Plattformen. Die dreifache Mutter startete ihre Karriere als Frontend-Entwicklerin bei Springer & Jacoby.

Über ZEAL
ZEAL Network SE ist der führende deutsche Anbieter von Lotterien im Internet. Über die Portale LOTTO24 und Tipp24 der Tochtergesellschaft LOTTO24 vermittelt das Unternehmen Spielscheine von Kunden an die staatlichen Landeslotteriegesellschaften sowie an Veranstalter von Soziallotterien. Zum Angebot zählen unter anderem LOTTO 6aus49, Spiel 77, Super 6, Eurojackpot, GlücksSpirale, Spielgemeinschaften, Keno, die Deutsche Fernsehlotterie, Scratch-Spiele sowie die Deutsche Traumhauslotterie und freiheit+. 1999 in Deutschland gegründet, startete ZEAL unter dem Namen Tipp24 als deutscher Lotterievermittler. 2005 ging das Unternehmen als eines der zu dieser Zeit in Deutschland erfolgreichsten IPOs an die Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard). 2019 übernahm ZEAL die LOTTO24 AG.

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