Unternehmerinnenwissen

Nein sagen können – auch im Berufsleben

Von Julia Malz

Auch beruflich ist es wichtig, sich hin und wieder zu verweigern. Doch Ablehnung ist ein „Social Skill“, der gelernt sein will.

Auch im Berufsleben muss man Nein sagen dürfen.

Sowohl im Privaten als auch im Beruf ist es wichtig zu wissen, was man kann, was man nicht kann und was man gar nicht können muss. In sozialen Beziehungen oder eben auch im Job scheint sich eine unterschätzte Fähigkeit ganz besonders zu bewähren: Nein sagen können. Auch wenn auf vielen gesellschaftlichen Ebene ein Ja viel häufiger propagiert wird.

Ja ist durchweg positiv denotiert und die scheinbare Tür zu tausend neuen Möglichkeiten. Doch auch ein wohltemperiertes Nein kann viele positive Effekte haben. Es markiert, grenzt ab und zeugt von einem guten Überblick über die eigenen Kompetenzen.

Nein ist nicht umsonst eines der ersten Wörter, das in den ständigen Wortschatz übernommen wird, weit vor der ebenfalls wichtigen zivilisatorischen Wortwippe Bitte und Danke. Mit einem Nein lässt sich so vieles formulieren, das vielleicht zunächst nur auf einer instinktiven Reaktion basiert: Ich will grundsätzlich nicht. Ich kann nicht. Ich bin damit so nicht einverstanden. Das passt jetzt gerade nicht.

Auf den Beruf übersetzt, sollte man die Fähigkeit zum Nein sagen in den folgenden vier Varianten fest in das Set der vielzitierten Social Skills integrieren.

1. Das grundsätzliche Nein

Das grundsätzliche Nein als nicht verhandelbare Reaktion auf eine Aufgabe, die die eigenen Kompetenzen unterschreitet, auf langfristige Sicht herabsetzt oder sogar im krassen Gegensatz zu den Werten steht, die man persönlich und beruflich vertritt.

2. Das reflektierte Nein

Das reflektierte Nein als Ausdruck dafür, dass man sich einer Aufgabe (noch) nicht gewachsen fühlt und die Perspektive, diese ausführen zu müssen, aktuell Überforderung und Unsicherheit auslöst, was im Ergebnis zu einer ungenügenden Ausführung der angetragenen Aufgabe führen würde.

3. Das verhandelnde Nein

Das verhandelnde Nein als Möglichkeit, eine Aufgabe in Teilbereichen nach eigener Maßgabe zu formen, Aufgabenbereiche sinnvoller unter mehreren Beteiligten aufzuteilen und das neue Aufgabenpaket auf dem goldenen Mittelweg zum Abschluss zu bringen.

4. Das aufschiebende Nein

Das aufschiebende Nein als Perspektive, die angetragene Aufgabe nicht jetzt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt zu übernehmen, weil aktuell entweder die Zeit, das Wissen oder die notwendigen Ressourcen zur Ausführung der Aufgabe fehlen.

Wie immer gilt natürlich die wohldosierte Anwendung dieses Quartetts. Gelingt sie jedoch, bietet sie auf lange Sicht eine gute Strategie, die angetragenen Aufgaben schnell, kompetent und zufriedenstellend auszuführen.

julia-malz   Julia Malz

zog es 2001 aus dem Rheinland an die Elbe. Im neuen Heimathafen Hamburg schreibt sie seit 2009 als freie Journalistin und Autorin für Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftsformate aller Couleur.
Das Berufsfeld des Freien Schreibens ist für sie Herausforderung und Inspiration zugleich. Die Etablierung der eigenen Person als Marke bei gleichbleibender Authentizität, Flexibilität und konsequenter Leistungssteigerung sieht sie als wichtige Pfeiler erfolgreicher Selbstständigkeit.

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1 Kommentar

  1. 7. August 2017 at 17:39

    Wer NEIN sagen gelernt hat, gewinnt viel Zeit für die wesentlichen Dinge und vor allem, die, die einer persönlich wichtig sind.
    Meine Erfahrung ist, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, „Nein“ zu sagen. Um das „Nein“ sagen überhaupt erst zu lernen, hat es mir sehr geholfen, noch eine zusätzliche Form des „Nein“ zu entwickeln, die das sagen dann erst ermöglicht: das „Nein sagen“ im Kopf zu denken. Vor allem wenn ich vorher schon weiß, dass ich wieder auf Menschen treffe, die mich um Gefallen bitten oder immer was von mir wollen. Dann kann ich mich vorher schon mental aufs „Nein“ einstimmen.