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Parität noch in weiter Ferne

FidAR-Forum 2024 fordert substanzielle Fortschritte bei Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen

Die DAX-Konzerne gehen bei der gleichberechtigten Teilhabe voran. Der Frauenanteil in den Vorständen der 40 im Leitindex der deutschen Börse notierten Unternehmen hat mit 23,8 Prozent zwar einen neuen Höchststand erreicht – doch Parität ist noch weit entfernt. In den Aufsichtsräten liegen die Unternehmen mit 38,5 Prozent Frauenanteil noch knapp unter der 40-Prozent-Marke. Das ergibt eine exklusive Auswertung des Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand Februar 2024 für das heutige FidAR-Forum 2024 in der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin.

15 und damit über ein Drittel der DAX-Unternehmen haben mehr als eine Frau im Vorstand, in allen Aufsichtsräten sind mindestens zwei Frauen vertreten. Mit Siemens Healthineers hat ein DAX-Konzern eine paritätisch besetzte Vorstandsetage. Nur noch ein Vorstand – Porsche SE – ist frauenfrei. Sechs Aufsichtsgremien, bei Hannover Rück, Zalando, Commerzbank, Covestro, Heidelberg Materials und Vonovia sind mindestens paritätisch mit Frauen und Männern besetzt.

Dagegen hat sich der Elan zur Steigerung des Frauenanteils bei den derzeit 179 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen insgesamt deutlich abgeschwächt. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten ist leicht auf 36,5 Prozent gestiegen (Mai 2023: 35,3 %), in den Vorständen werden 19,3 Prozent erreicht (Mai 2023: 18,3 %). 65 Unternehmen haben weiter keine Frau im Vorstand (36,3 %), acht Aufsichtsräte sind frauenfrei. Nur 27 der 179 Unternehmen (15,1 %) haben mehr als eine Frau im Vorstand.

Lichtblicke gibt es zum Jahresanfang: Mit Bechtle und Salzgitter haben gleich zwei Konzerne erstmals eine Frau in den bislang rein männlich besetzten Vorstand berufen. Beim IT-Unternehmen Bechtle übernimmt Antje Leminsky zum 1. Februar 2024 die Ressorts Logistik, Beschaffung und Partnermanagement sowie Financial Services und Nachhaltigkeitsmanagement. Bei Salzgitter wird Birgit Potrafki ebenfalls zum 1. Februar 2024 die Rolle der CFO übernehmen. Zudem wurden zum 1. Februar 2024 Gina Vargiu-Breuer als Chief People Officer und Arbeitsdirektorin in den SAP-Vorstand und Dr. Katja Scharpwinkel als Arbeitsdirektorin in den Vorstand von BASF berufen.

Bundesfrauenministerin Paus: „Gesetzliche Quoten wirken – freiwilliges Engagement zu gering“

„Wir wollen mehr Frauen in den Spitzengremien der der deutschen Wirtschaft. Die gesetzlichen Vorgaben sind dabei ein wichtiger Schritt: Wir sehen, dass mehr Frauen in Führungsetagen einziehen. Die Quote wirkt. Der Bund geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass es noch besser und vor allem schneller gehen kann. Sowohl in den obersten Bundesbehörden, als auch bei den Bundesunternehmen liegt der Anteil von Frauen an Führungspositionen bei über 40 Prozent, Tendenz deutlich steigend. Ich wünsche mir, dass auch bei den privaten Unternehmen das Tempo anzieht“, betont Bundesfrauenministerin Lisa Paus zum heutigen FidAR-Forum.

FidAR-Präsidentin Seng zu fehlender Parität: „Pflichterfüllung ist zu wenig“

„Dass die DAX-Konzerne vorangehen, hat Signalwirkung. Aber wir erwarten deutlich mehr Engagement, gerade auch von den Unternehmen, die nicht unter die gesetzlichen Vorgaben fallen. Denn sonst ist das Ziel der Parität nicht erreichbar. Es geht, wie wir beim heutigen FidAR-Forum zeigen, um mehr als Zahlen! Es reicht nicht aus, eine einzelne Vorstandsposition mit einer Frau zu besetzen. Für substanzielle Fortschritte braucht es konkrete Strategien für die nachhaltige Steigerung des Frauenanteils auf allen Führungsebenen. Zielgrößen für Aufsichtsrat, Vorstand sowie die 1. und 2. Managementebene sind so festzulegen und zu kommunizieren, dass ein klarer Wille erkennbar wird, Frauen nicht nur zu fördern, sondern auch zu befördern. Nur so können wir mittelfristig eine paritätische Besetzung der Führungsgremien erreichen“, erklärt die Präsidentin von FidAR, Prof. Dr. Anja Seng.

Großes Potenzial sieht FidAR angesichts der erfolgreichen Entwicklung bei den unter die gesetzlichen Vorgaben fallenden Unternehmen in einer Ausweitung der Regelungen auf deutlich mehr Unternehmen. Denn bei den aktuell 101 der Geschlechterquote im Aufsichtsrat unterliegenden Unternehmen ist der Frauenanteil weiterhin sowohl in den Aufsichtsräten (38,1 %) als auch in den Vorständen (21,1 %) signifikant höher als bei den 78 Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen. Gleiches gilt für die nur 61 Unternehmen, die dem Mindestbeteiligungsgebot unterliegen – auch sie liegen im Aufsichtsrat (37,5 %) und im Vorstand (22,2 %) klar über den Durchschnittswerten der untersuchten 179 Unternehmen.

„Die Freude über den Erfolg der gesetzlichen Vorgaben wird durch deren geringe Reichweite getrübt. Wir sollten diesen wirksamen Hebel auf alle mitbestimmten oder börsennotierten Unternehmen ausweiten. Auch bei Unternehmen, die nicht unter die Regelungen fallen, müssen Frauen in Leitungspositionen Normalität werden. Wir können es uns nicht leisten, dass die deutsche Wirtschaft bei der gleichberechtigten Teilhabe im internationalen Vergleich weiter zurückfällt“, so FidAR-Präsidentin Seng.

Das FidAR-Forum gehört zu den größten Konferenzen für gleichberechtigte Teilhabe in Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. Die Veranstaltung wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die ausführliche Studie zum Women-on-Board-Index 185 von FidAR vom Juli 2023 sowie aktualisierte Zahlen zum WoB-Index mit Stand Januar 2024 finden Sie unter www.wob-index.de. Im Women-on-Board-Index werden derzeit 179 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen untersucht. Davon unterliegen 101 Unternehmen der Geschlechterquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat, 61 fallen unter das Mindestbeteiligungsgebot im Vorstand.

Über FidAR:

FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle und -kultur an. Ziel der Initiative, getragen von über 1.400 Frauen und Männern, ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.

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