2 Jahre Frauenquote – FidAR zieht Bilanz
Zwei Jahre nach Inkrafttreten der gesetzlichen Frauenquote in Aufsichtsräten wächst der Frauenanteil in Führungspositionen deutscher Unternehmen nur noch langsam. In der öffentlichen Diskussion zur Regierungsbildung spielte die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in den Unternehmen zuletzt kaum eine Rolle. Vor diesem Hintergrund mahnt FidAR Politik und Wirtschaft zu deutlich messbaren Fortschritten bei der Gleichberechtigung.
„Die Quote liefert den Beweis, da alle betroffenen Unternehmen, die ihre Aufsichtsräte neu gewählt haben, einen Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr erreichen. Dies zeigt, dass es genügend qualifizierte Frauen für verantwortungsvolle Führungspositionen in Deutschland gibt“, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Wo keine Quote gilt, sieht es dagegen düster aus. Die DAX-Unternehmen, die nicht der festen Quote im Aufsichtsrat unterliegen, haben einen Frauenanteil von unter 20 Prozent. Besonders gering ist die Veränderung beim Frauenanteil in den Vorständen, hier herrscht fast Stagnation. Dies zeigt sich auch deutlich bei der Festlegung der freiwilligen Zielgrößen. Die Unternehmen legen bislang nur wenig ambitionierte Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils auf Vorstandsebene fest. Hier muss die Politik dranbleiben. Sonst setzt sie mit Nichthandeln das bisher Erreichte aufs Spiel. Wir sollten die Beharrungskräfte der Männerquote nicht unterschätzen.“
Nur 1,7% Steigerung bei der Frauenquote
Nach den aktualisierten Zahlen des Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand 31.10.2017 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 185 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen der Privatwirtschaft bei 27,6 Prozent, dies entspricht einer Steigerung von nur 1,7 Prozentpunkten seit Anfang des Jahres (25,9 Prozent). Auf der Vorstandsebene kletterte der Frauenanteil um minimale 0,4 Prozentpunkte auf den weiterhin niedrigen Stand von 7,2 Prozent. Der WoB-Index misst seit 2010 den Fortschritt beim Frauenanteil in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.
Auch bei den Öffentlichen Unternehmen bleiben die Zuwächse beim Frauenanteil weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Hier gelten ab 1. Januar 2018 für die Bundesunternehmen höhere Anforderungen, dann müssen die Hälfte der vom Bund zu bestimmenden Aufsichtsgremiumsmitglieder Frauen sein. Mit Stand 1.01.2017 lag laut Public Women-on-Board-Index von FidAR der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 415 größten öffentlichen Unternehmen bei 29,7 Prozent, in den Top-Managementorganen bei 17,3 Prozent. Vergleichbare Werte erzielen die 98 Bundesbeteiligungen. Dort liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien bei 29,8 Prozent, in den Managementorganen bei 15,3 Prozent.
„Die öffentlichen Unternehmen sind noch stärker in der Verantwortung, wirksame Schritte für eine gleichberechtigte Teilhabe zu unternehmen“, erklärt Schulz-Strelow. „Sie müssen eine Vorbildfunktion einnehmen. Die paritätische Zusammensetzung der Gremien ist hier das langfristige Ziel. Dies hat das Bundesgremienbesetzungsgesetz schon 1994 eingefordert. Es ist nur schwer nachvollziehbar, warum der Prozess trotz dieser Vorgabe bei den öffentlichen Unternehmen so lange dauert.“
16 Frauenverbände für Berliner Erklärung zusammengeschlossen
Die Initiative FidAR steht mit ihren Forderungen nicht allein. Gemeinsam mit 16 weiteren Frauenverbänden, die sich zur Berliner Erklärung 2017 zusammengeschlossen haben, setzt sich der Verein für eine spürbare Erhöhung des Frauenanteils auf allen Führungsebenen und für eine faire Bezahlung von Frauen auf allen Unternehmensebenen sowie für transparentes Monitoring der entsprechenden Gesetze ein. Wir fordern die Politik auf: “Setzen Sie die Frauen endlich auf die Agenda. Was Macron kann, nämlich Gleichberechtigung als einen Schwerpunkt seiner Amtszeit zu deklarieren, sollte in Deutschland auch möglich sein. Hieran kann sich die kommende Bundesregierung ein Beispiel nehmen.“
Die ausführlichen Studien zum WoB-Index 185 und zum Public WoB-Index vom Juni 2017 können unter www.wob-index.de eingesehen werden.
Über FidAR
FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e.V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel der Initiative ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. FidAR ist aktives Mitglied im europäischen Netzwerk EWoB- European Women on Board (www.ewob-network.eu). Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.