IfM Bonn analysierte Rückgang bei Existenzgründungen von Frauen
Die Beteiligung von Frauen am Gründungsgeschehen im gewerblichen Bereich ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Ihre Gründungen besitzen jedoch tendenziell ein ebenso großes Innovationspotenzial und sind ähnlich groß wie die von Männern gegründeten Unternehmen.
„Seit geraumer Zeit beobachten wir eine erhebliche Abnahme der Existenzgründungen im gewerblichen Bereich, vor allem wegen der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt. Allerdings ist die Gründungsneigung unter den Frauen nochmals stärker gefallen als unter den Männern. Aufgrund ihrer tendenziell niedrigeren Risikoneigung fühlen Frauen sich womöglich stärker noch als Männer von den sich bietenden sicheren Möglichkeiten der abhängigen Beschäftigung angezogen“, berichtet Dr. Rosemarie Kay.
Einen weiteren Grund für den sinkenden Frauenanteil an den gewerblichen Existenzgründungen sieht die stellvertretende Geschäftsführerin des IfM Bonn in der eingeschränkten Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bürgerinnen und Bürger der acht ost- und mitteleuropäischen EU-Beitrittsstaaten von 2004 und der zwei EU-Beitrittsstaaten von 2007 (Rumänien und Bulgarien): „Bis Ende 2013 gründeten die Bürgerinnen und Bürger dieser Staaten in außerordentlich hohem Maße Unternehmen in Deutschland, um ihre Existenz bestreiten zu können. Seit Wegfall dieser Einschränkung ist die Gründungsneigung erheblich gesunken – wiederum stärker unter den Frauen. Den männlichen Bürgern dieser EU-Beitrittsstaaten bieten sich hingegen insbesondere im Baugewerbe weiterhin spezifische Chancen der Selbstständigkeit.“
Auffallend ist, dass Frauen in der jüngsten Vergangenheit zunehmend auch in Wirtschaftszweigen Einzelunternehmen gründen, die nicht als frauentypisch gelten, wie beispielsweise im Produzierenden Gewerbe.
Demgegenüber ist der Frauenanteil in fast allen gewerblichen Dienstleistungsbranchen gesunken – auch in den wissensorientierten Dienstleistungen. „Allerdings belegt die Auswertung der Gewerbeanzeigenstatistik auch, dass die gewerblichen Einzelunternehmen, die von Frauen gegründet werden, genauso häufig Innovationspotenzial besitzen wie die Gründungen von Männern“, berichtet Dr. Rosemarie Kay. „Auch sind frauengeführte Unternehmen kaum noch kleiner als männergeführte. Vielmehr gaben Frauen zum Zeitpunkt der Gründung sogar häufiger als Männer an, Mitarbeiter einstellen zu wollen.“
Die Studie „Existenzgründungen von Frauen – aktuelle Entwicklungen“ ist hier abrufbar.