Initiative Chefsache: Noch nie war die Lust auf Führungsaufgaben so gering
Nur noch 35 Prozent der Deutschen wünschen sich im Laufe ihrer beruflichen Karriere eine oder eine weitere Führungsposition zu übernehmen – der niedrigste Wert seit 2018. Besonders gering ist das Interesse bei den Frauen: Lediglich 30 Prozent streben eine Führungsrolle an, bei den Männern liegt der Anteil bei 39,9 Prozent. Das ergab eine repräsentative Civey-Umfrage der Initiative Chefsache. Im Februar 2020 wurden dafür 5000 Berufstätige und Studierende in Deutschland befragt. Seit Anfang 2018 untersucht die Initiative Chefsache Karriereabsichten der Deutschen. Damals hegten noch 36,6 Prozent der Frauen und 44,1 Prozent der Männer den Wunsch, eine Führungsposition zu übernehmen.
Während 45 Prozent der Männer zuversichtlich sind, eine oder eine weitere Führungsposition zu erreichen, glauben dies nur 36,5 Prozent der Frauen. Aber die Tendenz geht nach oben: Anfang 2019 waren nur 33,5 Prozent der Frauen zuversichtlich.
Kinder sind kein Karrierekiller
Auffällig ist der größere Wunsch nach einer Führungsposition bei denjenigen, die mit Kindern im Haushalt leben: Knapp 40 Prozent von ihnen streben eine Führungsposition an. Ohne Kinder im Haushalt liegt der Anteil nur bei 31 Prozent. Diejenigen, die mit Kindern im Haushalt leben, schätzen ihren Karriereweg auch optimistischer ein: 51 Prozent sind zuversichtlich, im Laufe ihrer Karriere eine Führungsposition zu erreichen. Bei den Befragten ohne Kinder im Haushalt sagen das nur 35 Prozent.
„Der eingeschlagene Weg, Arbeitszeiten zu flexibilisieren und begleitende Maßnahmen zur Entlastung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Kindern auszurollen, war und ist richtig und wichtig“, sagt Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende von Warema Renkhoff SE und Mitglied der Initiative Chefsache.
Karrierezuversicht trotz Rushhour des Lebens
Gleichzeitig ist der Wunsch, eine Führungsposition zu übernehmen, bei den bis 30-Jährigen am stärksten ausgeprägt: 56,4 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 48,7 Prozent der 30- bis 39-Jährigen wünschen sich, im Laufe ihrer Karriere eine Führungsposition zu übernehmen. Die Generation U40 ist auch am zuversichtlichsten, dies zu erreichen: 65,6 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 57,6 Prozent der 30- bis 39-Jährigen stimmten dem zu. Während sich die Zahlen in diesen Altersgruppen im Jahresvergleich konstant halten, sinkt die Karrierezuversicht der ab 40-Jährigen.
Deutsche erhalten zu wenig Unterstützung durch berufliches Umfeld
Einer der Gründe für den abnehmenden Karrierewunsch könnte sein, dass trotz zahlreicher neuer Regelungen und technischer Möglichkeiten, immer noch 56 Prozent der Deutschen nicht denken, ohne Nachteile räumlich und zeitlich flexibel arbeiten zu können, oder diesbezüglich unentschlossen sind. Fast 70 Prozent der Deutschen fühlen sich weniger stark oder gar nicht von ihrem beruflichen Umfeld in ihren Karriereplänen unterstützt oder sind unentschieden.
„Wer 40 Jahre alt ist, hat noch mehr als die Hälfte seines Arbeitslebens vor sich. Vereinbarkeit bezieht sich nicht nur auf das Leben mit kleinen Kindern und Beruf. Unser Ziel muss es sein, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit individuellen Angeboten, in jeder Lebensphase zu unterstützen. Karrieren im Unternehmen müssen für alle attraktiv bleiben“, sagt Norbert Janzen, Geschäftsführer Personal, IBM Deutschland DACH und Mitglied der Initiative Chefsache.
Hintergrund zur Initiative Chefsache
Die Initiative Chefsache ist ein Netzwerk zur Förderung eines ausgewogenen Verhältnisses von Frauen und Männern in Führungspositionen. Schirmherrin der Initiative Chefsache ist Bundeskanzlerin Angela Merkel. Treibende Kräfte sind Geschäftsführungsmitglieder und Vorstände von Unternehmen sowie Leiterinnen und Leiter wissenschaftlicher, sozialwirtschaftlicher und öffentlicher Einrichtungen. Mit neuen Ideen und Konzepten will die 2015 gegründete Initiative ein Umdenken in der Arbeitswelt herbeiführen. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und zeitgemäße Rollenbilder nützen allen gleichermaßen – Frauen, Männern und der Gesellschaft.
Die Mitglieder des Netzwerks sind: Airbus, Aktion Mensch, Allianz, BASF, Bayer, Bundesministerium der Verteidigung, Deutsche Post DHL Group, Deutsche Telekom, EnBW, Evonik, Fraunhofer-Gesellschaft, Google, Hensoldt, IBM, innogy, Kion Group, Landesbank Baden-Württemberg, Max-Planck-Gesellschaft, McKinsey & Company, NDR, RWE, Siemens, TÜV Rheinland, Volkswagen, WAREMA Renkhoff und DIE ZEIT.