Büroalltag

Kreativität und Diversität sind Teil des Home-Office

Mit den Beschränkungen während der Corona-Krise hat sich der Trend zu Home-Office und „Remote Work“ zu einer weit verbreiteten und bewährten Maßnahme etabliert – denn nur so konnten viele Unternehmen ihren Betrieb aufrechterhalten. Langsam, aber sicher wird zum „New Normal“ zurückgekehrt. Bleibt die Frage: Was erwartet die Generation der „Remote Worker“ von ihren Arbeitgebern? Das und mehr beantwortet Aleksandra Sulimko, HR Director at TheSoul Publishing, im Gespräch mit SHE works.

Frau Sulimko, Video-Content ist in den vergangenen Monaten sicher verstärkt konsumiert worden. Wie ist TheSoul Publishing durch die Corona-Krise gekommen, und was hat Remote Working damit zu tun?

Einfach gesagt ist der Content zunächst einmal gefragt. Unsere Zahlen bei Nutzern und Verweildauer zeigen das und sind bereits schon vor der Corona-Krise gestiegen. Um eine Vorstellung zu geben: Im Juli 2019 lag die Zahl der Gesamtabrufe der Sender „Sonnenseite“, „123 GO! German“ und „Schlauschleim Sam“ bei 16 Millionen im Vergleich zu 44 Millionen YouTube-Aufrufen im Mai 2020 – ein Anstieg von 175 Prozent über alle Kanäle. Bei den „5-Minuten-Tricks“, dem beliebtesten deutschsprachigen Kanal von TheSoul Publishing, stieg die Gesamtlaufzeit seit Februar um 79 Prozent. Allein im Mai wurden 1,2 Millionen Stunden des Kanals auf YouTube angesehen. Für uns ist Remote Work dabei nichts Neues. Mehr als 80 Prozent unserer 1.500 Mitarbeiter in 70 Ländern haben in globalen Teams bereits vor Covid-19 aus dem Home-Office gearbeitet. Videos und digitaler Content entstehen zwangsläufig an und mit IT-Systemen, die – unter anderem dank Cloud-Technologie – ja ziemlich gut remote benutzt werden können. Dennoch ist das keine Selbstverständlichkeit, wie der Blick in die Büros vieler deutscher Unternehmen gezeigt hat. Auch dort, wo Home-Office einfach möglich gewesen wären, war es kein Selbstläufer.

Warum war Remote Working bei TheSoul Publishing dann schon vor der Corona-Krise ganz normal?

Die Gründe liegen für uns auf der Hand. Wenn Teams rund die Welt verteilt sind, können doch auch die besten Talente vor Ort einbezogen werden. Vielleicht sollten sich mehr Unternehmen, bei denen dies generell möglich ist, die Frage stellen: Wenn die beste Fachkraft in Deutschland sitzt und der beste Buchhalter in England, warum müssen sie im selben Büro sitzen? Sind einige Kubikmeter Stahlbeton, Schreibtische und Stühle wirklich der Maßstab, um ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen? Sofern vor Ort keine Produktionsmaschinen stehen, für deren Bedienung Menschenhände erforderlich sind, sehen wir einfach nur einen globalen Talent Pool und keine Orga-Probleme. Auf diese Weise wird auch ganz automatisch Diversität gefördert, die ja erwiesenermaßen die Leistungsfähigkeit von Teams stärkt.

Warum waren Unternehmen hierzulande aus ihrer Sicht so lange zögerlich?

Nun, Remote Working mag nicht immer einfach sein, wenn es um Organisation, Kommunikation und Compliance geht. Richtig gehandhabt, ermöglichen unabhängige Arbeitsumgebungen deutliche Kreativitätssprünge. Anders gesagt: Es ist ein gewisser Invest nötig, der jedoch auch einen spürbaren Ertrag liefert. Der Ansatz, von quasi überall aus arbeiten zu können, hat TheSoul Publishing nicht nur bei der Kreativität geholfen, sondern auch dabei, attraktiv für Mitarbeitende zu sein. Menschen mit unterschiedlichen Arbeitsanforderungen können gut unterstützt werden, so dass letztlich alle ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Wer diesen Schritt schon vor Auftreten der Corona-Krise gegangen ist, hatte einen deutlichen Wettbewerbsvorteil – wer ihn noch nicht gemacht hat, sollte spätestens jetzt beginnen.

Was erwarten denn diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ihnen, bzw. was erwartet die Generation Remote allgemein?

Letztlich ist die Antwort relativ einfach: Mitarbeitende wollen eine komfortable und produktive Arbeitsumgebung, und das unabhängig vom Ort. So lassen sich zum Beispiel Karriere und Familie besser unter einen Hut bringen. Für die Unternehmen ist es, wie gesagt, natürlich nicht immer ganz so simpel. Es bedeutet ja immerhin, Flexibilität organisatorisch zu strukturieren. Die notwendige Kultur der Offenheit hält jedoch verstärkt Einzug, so mein Empfinden. Man darf auch nicht vergessen: Remote Working ist nur Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck. Spannende Aufgaben, fixe Ziele und gute Führung sind zum Beispiel weiterhin bedeutsame Bausteine. Aber die richtigen Werkzeuge zählen nun einmal ebenfalls dazu.

Worauf sollten Unternehmen bei den Werkzeugen achten?

Die Bereitstellung reibungslos arbeitender Technologie ist essenziell, sowohl was Hard- als auch was Software angeht. Zoom war beispielswiese schon vor der Covid-19-Krise ein Remote-Work-Grundpfeiler, weil internationale Zusammenarbeit damit wirklich einfach und effektiv möglich ist. Werkzeuge lassen sich übrigens durchaus im weiteren Sinn begreifen, etwa was Stühle und Schreibtische angeht.

Welche Fallstricke gilt es noch zu vermeiden?

Als größte Herausforderung würde ich die Aufrechterhaltung des Kontakts zu den Einzelnen benennen. Es ist schon so, dass Remote Working für Einzelne eher isolierend wirken kann. Da müssen Führungskräfte aufpassen. Geschieht das, lässt sich dieses Problem gut lösen. Es gibt aber einfache Maßnahmen, schon regelmäßige Videoanrufe können Abhilfe schaffen. Auch das Einhalten relativ fester Tagesabläufe ist hilfreich. Teams brauchen Prozesse und Strukturen. Entsprechende Orga-Tools sind ja ebenfalls über die Cloud von überall aus nutzbar. So lässt sich Transparenz herstellen. Führungskräfte können damit nah an den Menschen im Unternehmen sein, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können so eigenverantwortlich agieren. Menschen wollen ja grundsätzlich gute Arbeit leisten. Wenn es dennoch Probleme gibt, sind diese meist recht offenkundig. Dann ist eine individuelle Herangehensweise erforderlich und normalerweise auch erfolgreich. Aber auch das unterscheidet sich eigentlich kaum von der Arbeit im Büro.

Wie sieht es mit der Weiterbildung aus?

Ein sehr wichtiger Punkt. Jedes Team-Mitglied muss die Chance bekommen, sich persönlich weiterzuentwickeln. Die hierzu nötigen Prozesse und Maßnahmen hängen jedoch ebenfalls nicht von einem festen Büroplatz ab. Dreh- und Angelpunkt ist einmal mehr die Kommunikation. Führungskräfte brauchen ein offenes Ohr, um etwa bei ihren Teams auch auf nicht offen dargelegte Hinweise achten zu können. So lassen sich die passenden Karriere-Wünsche und Entwicklungsmöglichkeiten identifizieren. Wenn es an deren Realisierung geht, gibt es natürlich ebenfalls zahlreiche Optionen, das remote durchzuführen, etwa über Online-Kurse, Seminare oder Vortragsreihen. Interne Kommunikation ist in diesem Kontext ein bedeutsamer Baustein. Firmen-Newsletter oder Mailings können zum Beispiel an solche Instrumente erinnern. Aber auch das ist kein großer Unterschied zum traditionellen Arbeiten im Büro.

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