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Vielfalt durch inklusive Kommunikation: Die Stärkung der Barrierefreiheit in der Verständigung

Inklusiver Unterricht, barrierefreie Webseiten, rollstuhlgerechte Toiletten: In den vergangenen Jahren hat sich einiges getan, um Menschen mit Beeinträchtigungen mit in das gesellschaftliche und berufliche Leben einzubinden. Doch gerade bei der Kommunikation im öffentlichen Raum gibt es noch eine Menge zu tun. Eine engagierte Dolmetscherin und Unternehmerin ist aktiv dabei, das zu ändern.

Aus der Redaktion

„Eine inklusive Gesellschaft, in der alle Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen, ist unser Ziel – in Deutschland und Europa. Ein wichtiger Schritt dorthin ist die Barrierefreiheit.“ So lautet es auf der Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Seit dem 22. Juli 2021 gilt hierzulande auch das „Barrierefreiheitsstärkungsgesetz“ – kurz: BFSG – und soll die gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe von Menschen mit Behinderungen stärken. Doch für Inklusion bedarf es nicht nur umfassende Gesetze, sondern proaktives Handeln. Nina Cisneros Arcos mit ihrem Start-up Orelon zeigt vor, dass es bereits möglich und warum dies sinnvoll ist.

Ursachen für Barrieren in der Kommunikation liegen in unserer Gesellschaft

Hinter der „sozialen Inklusion“ steckt die Idee, dass alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft haben sollten, mitunter in der Bildung, im Arbeitsmarkt, zu Gesundheitsdienstleistungen und auch im öffentlichen Diskurs. Ist eine Person ausgeschlossen, zum Beispiel aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung, wird auch unsere gesellschaftliche Vielfalt beeinträchtigt. Diese Hindernisse müssen folglich beseitigt werden.

Soziale Inklusion ist dabei nicht nur ein Ideal, sondern ein konkreter politischer Auftrag. Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention bereits im Jahr 2009 dazu verpflichtet, die Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu bekämpfen und eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Doch zur Erreichung dieses Ziels besteht hierzulande noch dringender Aufholbedarf.

13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen in Deutschland

In Deutschland leben zurzeit rund 83 Millionen Menschen, mindestens 13 Millionen von ihnen haben eine Beeinträchtigung oder Behinderung und die Tendenz steigt aufgrund der zunehmenden Alterung der Demografie. Gerade mit fortschreitendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Beeinträchtigung oder Behinderung. Wenn man beispielsweise auf die Entwicklung an Deutschlands Schulen blickt, hat sich in Sachen Teilhabe und Inklusion in den vergangenen Jahren eine Menge bereits zum Positiven gewandelt. Doch in anderen, weniger beachteten Feldern der Gesellschaft gibt es nach wie vor viele Hürden.

Das gilt auch für die Kommunikation, etwa bei öffentlichen Veranstaltungen oder Kongressen. Hier wird die Barrierefreiheit noch häufig übersehen oder gar ignoriert. Das muss sich ändern, fordert die engagierte Konferenzdolmetscherin und Unternehmerin Nina Cisneros Arcos. Um ihrer Mission eine organisatorische Plattform zu geben, hat die dreifache Mutter das Unternehmen Orelon mitten in der Pandemie im brandenburgischen Wildau gegründet. Das Unternehmen hat sich auf die Live-Untertitelung, interlinguale sowie Gebärdensprache-Übersetzungen auf Konferenzen, Events und Bildungsveranstaltungen spezialisiert.

Orelon: Veranstaltungen& Kommunikation inklusiv gestalten und Vielfalt fördern

Gründerin Nina Cisneros Arcos fügt hinzu: „Wir brennen dafür, Menschen miteinander zu verbinden. Damit das auch gelingt, wenn sich Muttersprache oder körperliche Voraussetzungen unterscheiden, sind wir Experten für mehrsprachige und barrierefreie Veranstaltungskommunikation geworden“. Anhand der Historie von Auftraggebern von Orelon sieht man den dringenden Bedarf für inklusive Kommunikation: dazu gehören mittlerweile unter anderem der Deutsche Bundestag, das Goethe-Institut, das Bundesinnenministerium und die Deutschen Außenhandelskammern in Mexiko, Kuba, Tunesien, Marokko und Algerien.

Gründerin Nina Cisneros Arcos © ORELON GmbH

Doch allein mit der Barrierefreiheit bei Terminen politischer Institutionen ist es nicht getan. Ihr Urteil zum allgemeinen Aufholbedarf in der kommunikativen Barrierefreiheit: „Rund drei Millionen Veranstaltungen finden jedes Jahr in Deutschland statt, davon ist jedoch nur ein Bruchteil für alle Menschen gleichermaßen zugänglich. Denn rollstuhlgerecht ist nur der Anfang: Wir möchten die Lücke schließen und Diversität konsequent zu Ende denken. Barrierefreiheit in all ihren Formen – auch sprachlich, kulturell, kognitiv“. Um dies auch bei anderen Veranstaltungen zu gewährleisten, müssen mehr Eventorganisatoren sich der

Vom Konferenzdolmetschen über die Audiodeskription bis hin zur Gebärdensprache

Von der kommunikativen Barrierefreiheit in Veranstaltungen profitieren im Endeffekt alle, nicht nur die Personen, die in einer anderen Sprache kommunizieren oder sich auf anderem Wege verständigen. Audiodeskription wiederum erlaubt die Teilnahme für Menschen mit Sehverlust oder funktionalem Analphabetismus. Darüber hinaus hat sich Orelon auf das Dolmetschen in Gebärdensprache für Gehörlose sowie in leichte Sprache für Menschen mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen spezialisiert.

Nina Cisneros Arcos erklärt, dass der Kostenfaktor keine Barriere in der Umsetzung darstellen soll: „Die Kombination von Konferenz- und Schriftdolmetschen ist in Deutschland beinahe einzigartig. Üblicherweise werden dafür vier Dolmetscherinnen oder Dolmetscher mit zweifacher Konferenztechnik benötigt – Orelon bietet diesen Service mit nur zwei Dolmetschenden und einer Kabine an; das bedeutet eine deutliche Kostenersparnis“.

Unsere Gesellschaft wird durch Vielfalt bereichert. Voraussetzung dafür ist aber, dass alle gleichermaßen an der Kommunikation beteiligt werden. Auf diesem Zukunftsfeld leistet Orelon wertvolle Pionierarbeit.

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