Finanzen

Bitcoin & Co – Anlagen-Achterbahn oder unterschätzte Chance?

Von Carolin Schäufele

Bitcoin war die erste Kryptowährung – wobei – Währung sei eigentlich falsch, denn Bitcoin ist kein gesetzliches Zahlungsmittel eines Landes. Anita Posch, Expertin für Bitcoin, spricht von Kryptogeld, von digitalem Bargeld.

Einer Zahlungsmethode, die absolut fälschungssicher ist, so Posch. Dafür sorgt die Vorgehensweise, wie Bitcoins erstanden und gehandelt werden. Alle Transaktionen, die mit Bitcoins in Zusammenhang stehen, werden auf einer Blockchain, einer speziellen Datenbank, gespeichert.

Bitcoin & Co – Anlagen-Achterbahn oder unterschätzte Chance?

Anita Posch ist Unternehmerin, Medien-Produzentin und Gastgeberin des Bitcoin & Co. Podcasts. Weitere Informationen unter bitcoinundco.com/de / Foto Privat

Das macht, laut Posch, Bitcoin unmanipulierbar: „Wer im Internet Geld transferiert, zum Beispiel über PayPal oder per Banküberweisung, braucht eine Bank oder ein entsprechendes Geldunternehmen, um das Guthaben entsprechend zu übermitteln. Dieses sogenannte Clearing sorgt dafür, dass das Geld nicht gefälscht ist oder zum zweiten Mal ausgegeben wird. „Da verschicken wir im Prinzip Euro digital und das geht nur via Vermittler. Bitcoins dagegen funktionieren über einen direkten, unmittelbaren Zugang und haben außerdem den Vorteil, dass der Datenschutz viel größer ist.“
Außerdem, so Posch, und das ist ihr sehr wichtig, haben Kryptowährungen auch einen humanitären und sozialen Aspekt: Der Großteil der Menschheit lebe in Ländern, in denen es den Menschen nicht so gut gehe. Ohne Zugang zu einer Bank oder ohne eigene Papiere, die sie ausweisen können, um beispielsweise ein eigenes Konto zu eröffnen. Das betreffe oft gerade auch Frauen.

Es gebe Länder, in denen Frauen nicht einmal erben dürften oder Eigentum besitzen. Für sie sind Kryptowährungen eine Chance, abseits von Spekulationen und der Einmischung ihrer Männer. Alles, was man braucht, ist ein Smartphone. Dann hat man Zugang zu eigenem Geld.
Apropos Smartphone. Um mit Bitcoins zu handeln, braucht man nur eine spezielle App „Wallets“, die einem den Zugang zur Kryprowelt des Bitcoins ermöglicht.

Das Geld der Menschen – nicht das der Banken!

2009 wurde Bitcoin im Nachgang der Finanzkrise vorgestellt. Mit dem Ziel das Geld der Menschen zu sein, nicht das Geld der Banken. Die Idee dahinter ist eine Graswurzelbewegung. Bitcoin wurde von Satoshi Nakamoto entwickelt- ob sich hinter diesem Pseudonym eine reale Person oder eine Personengruppe verbirgt, ist bis heute nicht bekannt. Der Name findet sich aber auch heute noch im Bitcoin-Universum wieder.

Jeder der bislang der Meinung war, dass man immer nur ganze Bitcoins kaufen kann (mit Stand (17.03.21) liegt der Wert eines Bitcoins bei 46.506,87 Euro: Wer kann sich das leisten) wird hier eines Besseren belehrt: Man muss keinen ganzen Bitcoin kaufen, auch Bruchteile sind möglich. Die kleinste Einheit eines Bitcoins ist ein Satoshi – zurückgehend auf die Gründergruppe – ein hundert Millionstel eines Bitcoins. Damit werden auch Mikrozahlungen im Internet möglich. Anita Posch hat zum Beispiel einen Podcast, der während des Hörens mit Bitcoins bezahlt werden kann. In Europa gibt es vereinzelt sogar schon Bitcoin-Automaten – die direkt auf das Wallet im Handy auszahlen können. Die Gebühren sind allerdings noch relativ hoch.

Wie funktioniert das alles?

Der einfachste Weg sich Bitcoins zuzulegen ist das bereits erwähnte Wallet auf dem Smartphone als App. Allerdings gilt bei Kryptowährungen vor allem eins: das Passwort! Ohne dieses Passwort kein Zugang zu den eigenen Bitcoins. Also sicher aufschreiben und es auf gar keinen Fall verlieren. Denn nur solange man dieses Passwort hat, hat man von überall Zugang zu seinem Geld. Verliert man das Passwort, verliert man sein Geld.
Das Wallet kann man auch als digitalen Schlüsselbund bezeichnen, einen Nachweis für die Menge Bitcoins, die einem gehören.

Wie sicher ist das?

Laut Posch gibt es klare Abstufungen. „Wenn ich zum Beispiel 30.000 Euro anlege, sollte ich die nicht auf dem Handy spazieren tragen.“ Eine Alternative seien Hardware-Wallets, im Prinzip einem USB-Stick ähnlich.

Bitcoin ist bislang die bekannteste Kryptowährung, es gibt aber auch viele andere.

Andere Kryptowährungen sind Ethereum, Ether, Ripple oder Diem, die Kryptowährung von Facebook. Hinter einer erfolgreichen Kryptowährung stehe immer ein Netzwerkeffekt, so Posch. Wie im Fall Bitcoin: Je mehr Leute Bitcoin nutzen wolle, desto weniger stehen dem Einzelnen zur Verfügung, denn Bitcoin ist auf 21 Millionen beschränkt: „Es ist wie Gold, es ist nicht ewig verfügbar.“ Keine Inflation. Keine Änderung. Kein Eingreifen von außen. Kryptowährungen werden aber auch immer wieder missbräuchlich benutzt. Ein Beispiel: Onecoin. Anita Posch bezeichnet Onecoin als einen riesigen Scam – einen riesigen digitalen Betrug. „Das war nur eine Datenbank“, sagt Posch, „sonst ist da nichts passiert, außer dass viele Menschen sehr viel Geld verloren haben. Man muss vorsichtig sein, sobald jemand etwas verspricht“, man können nämlich nie vorhersagen, wie sich Kryptowährungen entwickeln würden – das sei einfach nicht möglich.

Der digitale Euro

Bitcoin ist längst nicht das Ende. Kryptowährungen werden sich immer weiterentwickeln, ist Posch überzeugt. „Vor 20 Jahren hieß es, dass sich auch das Internet nicht durchsetzen wird“, lacht sie. Auch der digitale Euro wird wohl kommen. Der große Unterschied zwischen dem digitalen Euro und Bitcoin sei allerdings, dass es im Prinzip das Geld sei, das wir jetzt haben, nur digital. „Banken, Firmen wie Facebook und der Staat werden das freuen“, – denn anonym sei am digitalen Euro nichts.

Worauf muss ich achten?

Bitcoin ist nicht gleich Bitcoin: Einige haben sich schon abgespalten. DER Bitcoin ist Bitcoin BTC. Laut Posch muss man immer auf die wesentlichen Eigenschaften schauen: auf Transparenz, und dass kein Unternehmen dahinter steht, dass der Staat nicht eingreifen kann. Ein Rat mit Dringlichkeit: „Beschäftigen Sie sich mit der Technologie.“ Multilevel-Marketing-Angebote seien zum Beispiel immer ein Scam. Und: Immer nur so viel investieren, wie man auch verlieren kann, ohne Probleme zu bekommen. Bitcoins seien eine neue Form des Geldes und die sei nun einmal risikobehaftet.

Bitcoin im Alltag

Es gibt schon Plattformen, die es möglich machen, in Bitcoin zu bezahlen. Selbst die eigene Miete zum Beispiel: Ein entsprechender Service überweist die Miete in Euro an den Vermieter, aber auch Amazon- oder Ikea-Gutscheine kann man mit Bitcoin kaufen. Posch ist der Meinung, „dass man kann es nutzen kann. Aber die meisten werden es nicht tun, da mit dem Bitcoin viel spekuliert wird. Es kann ja noch mehr werden. Vor einem Jahr war ein Bitcoin gut 3000 € wert, heute sind es wie bereits erwähnt 46.0000 €.“ Aber das habe halt keiner gewusst, dass das mal so viel wert sein würde.

Und wie handele ich nun mit Bitcoins? In unserem aktuellen Heft „Spotlight FINANZCHECK“ finden Sie auf Seite 57 einen Überblick von Dana Rotter.

 

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