Empowerment in der Arbeitswelt: Es wird Zeit für mehr Förderung von Frauen in Finanzberufen!
Aus der Redaktion
In der Finanzwelt gibt es nach wie vor viele Stereotypen, Frauen in Finanzberufen sind nach wie vor selten: Der Mann verdient das Geld, die Frau gibt es aus? Die Führungsebenen zahlreicher Banken sind noch immer mit Männern besetzt, die Frauenquote wird gerade in alteingesessenen Betrieben eher belächelt.
Doch die Finanzwelt steckt im Umbruch. Junge FinTechs machen den etablierten Instituten Druck und Erfahrungen bei Banken im Internet zeigen, dass die neue Generation das verstaubte Banken-Image nicht mehr so hip findet. Teilweise sind auch Frauen ganz vorne mit dabei, wenn man in die Führungsteams von Finanz-Startups schaut.
Es ist aber Zeit für noch mehr Female Empowerment im Finanzsektor. Einerseits braucht es hierfür offene Arbeitgeber, andererseits aber auch mehr Eigendynamik bei den Frauen selbst. Es gibt auf jeden Fall Lösungsansätze, um die Situation zu verändern, wie im Folgenden aufgezeigt werden soll-
Frauenanteil in Vorständen der Banken noch immer unterrepräsentiert
Auf den ersten Blick sind es gute Nachrichten, dass der Frauenanteil in Banken und Vorständen in den letzten Jahren zugenommen hat. Schon beim zweiten Blick wird klar, dass es sich hierbei um Augenwischerei handelt.
Im Jahr 2009 lag der Frauenanteil in der Geschäftsführung von Banken bei 2,6 %. Er stieg bis 2019 auf 9,8 % an. Das bedeutet, dass nach wie vor 91,2 % der Führungspositionen in Banken von Männern eingenommen werden. Dabei sind die Banken selbst nicht als „Hauptschuldiger“ zu nennen.
Die Universität Mannheim hat versucht zu ermitteln, warum schon zu Studienzeiten kaum Frauen die Finanzberufe erlernen möchten. Zu den Gründen gehörte unter anderem, dass die Sparte „verrufen“ ist und als „Haifischbecken“ deklariert wird. So soll es weder eine ausgewogene Work-Life-Balance geben, noch einen moralischen Kompass.
Im Rahmen der Studie gaben Frauen außerdem an, dass ihnen die Arbeitsatmosphäre im Sektor nicht behage. Finanzarbeitsplätze gelten als unkollegial und belastet durch Rivalitäten. Männliche Anwärter hingegen finden genau diese Faktoren gut und schätzen es.
Als belastend empfanden es die weiblichen Befragten zudem, dass sie von einem Gender-Pay-Gap ausgehen. Das könnte auch an den individuellen Erwartungen liegen. Während männliche Uniabsolventen in der Finanzbranche von einem Startgehalt in Höhe von 60.000 bis 69.000 Euro ausgehen, erwarten Frauen glatte 10.000 Euro weniger.
Studiengänge für Finanzen: Hier braucht es mehr Frauen!
Um im Finanzsektor Fuß zu fassen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die Universitäten in Deutschland bieten eine Vielzahl an Studiengängen, die auf verschiedene Aspekte in der Finanzwelt ausgerichtet sind. Obwohl sie noch immer von Männern dominiert werden, ist es jetzt die richtige Zeit für Frauen, hier einzusteigen. Nachfolgend einige Beispiele, wo es mehr Frauen braucht und was an deutschen Unis möglich ist:
- Finanzinformatik: In diesem Studiengang wird Finanzwissen mit IT-Kenntnissen zusammengeführt. Absolventinnen haben nach dem erfolgreichen Abschluss die Möglichkeit geschaffen, in Bereichen wie Datenanalyse, FinTech-Systementwicklung oder FinTech allgemein zu arbeiten.
- Finanzen und Wirtschaft: Als interdisziplinäres Studium angelegt, werden hier wirtschaftliches Know-How und Finanzwissen gelehrt. Erfolgreiche Absolventinnen haben Karrierechancen in der Wirtschaftsberatung, der Finanzplanung von Unternehmen und in der Wirtschaftsanalyse.
- Angewandtes Finanzwesen: Bei diesem Studium konzentriert sich alles auf die praktische Anwendung von Finanzmodellen. Absolventinnen haben beste Chancen auf eine erfolgreiche Karriere in der Unternehmensfinanzierung, Finanzberatung oder Vermögensverwaltung.
- Finanz- und Bankenwesen: Studentinnen lernen hier die Basics des Bankenwesens und Finanzmanagements. Es ist der optimale Studiengang für Frauen, die später in der Führungsebene von Banken oder in Investmentfirmen und Großunternehmen arbeiten möchten.
- Finanzanalyse: Studierte Finanzanalystinnen werden insbesondere von Investoren und Unternehmen für die Planung finanzieller Entscheidungen gebraucht. Auch Branchen wie Portfolio-Management und Risikomanagement stehen Frauen nach einem Studium in diesem Bereich offen.
- Finanzplanung: Als MSC Finanzen & Investment haben Absolventinnen die Möglichkeit, finanzielle Ressourcen in Unternehmen zu managen. Mögliche Karrierewege führen in die strategische Finanzberatung rund um die Unternehmensfinanzierung, aber auch die Finanzplanung von Investorinnen.
- Finanzmathematik: Hier kommen Mathematik und Finanzwissenschaften zusammen. Absolventinnen sind in Bereichen wie Risikomanagement und quantitativer Finanzanalyse sehr gefragt.
Diese Studiengänge werden nach wie vor primär von Männern belegt, bieten aber auch Frauen perfekte Einstiegsmöglichkeiten für eine Karriere in der Führungsebene.
Es braucht weibliche Power und Mut, das männliche Haifischbecken zu betreten. Aber nur so ist es möglich, das Gender-Gap im Finanzsektor zu besiegen und mit weiblicher Präsenz zu überzeugen.
Frauen in Finanzberufen: Frauenquote als persönlichen Vorteil nutzen und den Einstieg schaffen
Über die Frauenquote wird in vielen Bereichen kontrovers diskutiert, die einen halten sie für überflüssig, andere für zwingend nötig. Unabhängig von der eigenen Meinung haben Frauen dank dieser Quote die Möglichkeit, sich ihren Weg in die Finanzbranche zu ebnen.
Die Kritik basiert vor allem darauf, dass die Frauenquote eine Art „Diskriminierung“ (im positiven Sinn) darstellen soll. Wer es schafft, dieses „unangenehme Geschmäckle“ zu ignorieren, kann die Vorteile in vielerlei Hinsicht für sich selbst nutzen.
Immer mehr Programme und Initiativen richten sich gezielt an Frauen und die Förderung sowie Gleichstellung in der Arbeitswelt. Solche Möglichkeiten wirken auf den ersten Blick befremdlich, haben aber einen Mehrwert und sind daher wichtig.
Wir können nicht ändern, dass gerade der Finanzsektor (und viele weitere Branchen) bislang von Männern dominiert waren. Wir werden es auch akut nicht ändern, dass Männer oftmals noch immer ihresgleichen als die besseren Finanzexperten halten. Jede Frau hat es aber selbst in der Hand, den Grundstein für die Zukunft zu legen.
Die Frauenquote kann dabei hilfreich sein, da sie manchmal der Schlüssel zum Schritt in ein bestimmtes Unternehmen ist. Vielleicht wurde die Stelle tatsächlich nur vergeben, um eine bestimmte Quote zu erfüllen. Das spielt am Ende aber kaum mehr eine Rolle, wenn die Frau auf der Führungsebene ihr Wissen und ihr Know-How zeigt.
Gründerinnen im Finanzsektor: Auch hier gibt es Möglichkeiten
Spezifische Mentoringprogramme für Gründerinnen sind darauf ausgelegt, Frauen beim Schritt in die Selbstständigkeit zu unterstützen. Der Finanzsektor bietet hier weitreichende Möglichkeiten für alle, die sich nicht als Angestellte im Unternehmen nach oben arbeiten möchten. Ein absolviertes Studium legt den Grundstein für mehrere Berufsbilder, die nach wie vor männlich dominiert sind.
Auch hier haben wir einige Beispiele zusammengestellt:
- Finanzberaterin: Selbstständige Finanzberaterinnen arbeiten für Privatpersonen und Unternehmen. Sie leisten beratende Tätigkeiten rund um Bereiche wie Vermögensverwaltung, Steuerplanung, Altersvorsorge und Investitionen.
- Buchhalterin: In diesem Bereich unterstützen Frauen Unternehmen bei der Bilanzierung, Buchführung und sogar der Steuererklärung. Vor allem KMUs haben einen großen Bedarf, da sie die Finanzbuchhaltung primär outsourcen.
- Versicherungsmaklerin: Kommunikative Persönlichkeiten haben als unabhängige Maklerin die Möglichkeit, Privatpersonen und Unternehmen rund um das Versicherungswesen zu bearbeiten.
- Vermögensverwalterin: Die Verwaltung von Portfolios, die Planung des Vermögensaufbaus und die Erstellung individueller Anlagestrategien gehören zu den Aufgabengebieten selbständiger Vermögensverwalterinnen. Das Interesse an Kapitalanlagen ist weitgehend gestiegen, sodass Bedarf vorhanden ist. An dieser Stelle ist wichtig, dass sich Frauen auch mit dem Thema künstliche Intelligenz auseinandersetzen. Es wird im Finanzsektor eine wichtige Rolle spielen und ist daher relevant.
- FinTech-Unternehmerin: Mutige Frauen gründen ihr eigenes Start-up im Bereich der Fintechs und schaffen sich so einen Platz in der Männerwelt. Grundlage ist eine innovative Idee für eine neue Finanzdienstleistung oder ein Produkt, das so noch nicht auf dem Markt ist.
- Autorin oder Influencerin: Wissen weiterzugeben ist ein wichtiger Schritt, um Frauen in die Welt der Finanzen zu führen. Mit dem nötigen Knowhow ist es möglich, eine Karriere als Influencerin oder auch Fachautorin für den Schwerpunkt Finanzen anzustreben. Weiter unten haben wir bedeutende Frauen aus der Influencer-Szene vorgestellt, die Frauen (und Männern) bei Fragen rund um die Finanzen helfen.
Mit gutem Beispiel voran: Diese Influencerinnen machen es vor!
Die Finanzberufe den Männern überlassen? Auf keinen Fall, denn Frauenpower ist gerade auf dem Vormarsch. Instagram ist ein gutes Beispiel dafür, dass „Finfluencing“ keine Männerdomäne ist.
Wir möchten an dieser Stelle einige mutige Frauen vorstellen, die sich ins virtuelle Rampenlicht gewagt und damit Erfolge verzeichnet haben:
- Natascha Wegelins: Sie ist ihren Followern als @madamemoneypenny bekannt und hat über 240.000 Follower. Ihr Ziel ist es, Frauen in die finanzielle Unabhängigkeit zu begleiten und das schafft sie mit Challenges, Realtalk und jeder Menge Tipps. Ihr Mentoring-Programm richtet sich an Frauen, die bislang im Finanzwesen wenig Erfahrung haben und sich weiterentwickeln möchten. Mit ihrer Liebe zum Geld, Knowhow, Charisma und Köpfchen hat sich die dynamische Powerfrau im Finanzsegment als Influencerin selbstständig gemacht.
- Celine Nadolny: Sie ist attraktiv, klug und ein Ass im Finanzwesen. Bei Instagram hat @bookoffinance über 60.000 Follower, gleichzeitig betreibt die Powerfrau ihren eigenen Blog „Book of Finance“. Sie ist als Buchkritikerin gefürchtet und als Finanzratgeberin geschätzt. Ganz nebenbei wurde sie auch noch mit dem Titel „Vize Miss Germany“ ausgezeichnet, ihre Karriere basiert aber eher auf dem Finanzwesen.
- Margarethe Honisch: Für @fortunalista mit rund 42.000 Followern war das Thema Finanzen nie wirklich relevant. Sie wollte sich damit nicht auseinandersetzen und ist jetzt erfolgreiche Influencerin. Ihr Wissen möchte die erfahrene Frau nicht für sich behalten, sondern mit anderen teilen. Über ihren Blog und die sozialen Netzwerke hat sie sich ein finanzielles Standbein rund um das Thema Finanzen aufgebaut.
Fazit: Der Finanzsektor braucht mutige Frauen!
Wenn niemand den ersten Schritt geht, wird auch niemand das Ziel erreichen! Frauenpower ist im Finanzwesen dringend nötig und trotzdem sind Uni-Absolventen dieser Branche primär männlich.
Da es keine genderspezifischen Zugangsvoraussetzungen gibt, zeigt sich, dass Frauen bis heute oft der Mut fehlt, sich in einer Männerdomäne breit zu machen. An dieser Stelle brauchen wir mutige Vorreiterinnen, die nicht darüber reden, sondern es einfach tun.
Niemand hat die Erwartung, dass der Schritt in die Finanzwelt ein leichter sein wird. Es gibt aber Potenzial und vor allem ganz dringenden Bedarf für Frauen in den verschiedenen Finanzbranchen.
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