Gründerinnen im Porträt

Frontline Sidekicks: Personalentwicklung in der Produktion & Logistik

Alex Barber ist die Gründerin von Frontline Sidekicks. Das Startup ist ein Beratungs- und Trainingsunternehmen für zielgruppengerechte Personal-/Führungs- und Organisationsentwicklung für die gewerbliche Belegschaft (z.B. Schichtleiter, Linienleiter, Anlagenfahrer, Gabelstablerfahrer) in der Produktion und Logistik.

Alex Barber ist Bewerberin beim Hessischen Gründerpreis 2023.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Gewerbliche Mitarbeitende haben oft keine Emailadressen oder eigene Laptops. Sie sind viel schwieriger zu erreichen, arbeiten oft in Schichten und, haben oftmals auch andere Bedürfnisse als kaufmännische Mitarbeitende. Mitarbeiter- und Führungkräfteentwicklungsprogramme müssen ganz anders aufgebaut sein, nämlich zielgruppengerecht. Ich kenne die Zielgruppe sehr gut, da ich selbst Team-/ und Abteilungsleiterin in der Produktion & Logistik war. Das ist mein USP.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe BWL mit Supply Chain studiert und nach dem Studium das Beyond Borders Supply Chain Trainee Programm bei Beiersdorf durchlaufen. Anschließend bin ich erst Teamleiterin in der Produktion und dann Abteilungsleiterin in der Logistik bei Beiersdorf geworden. Nach 5-6 Jahren bei Beiersdorf machte ich einen kurzen Pit-Stop bei Tesla als Abteilungsleiterin Logistik (Montage), um die Materialflüsse im neuen Werk in Grünheide auszubauchen. Zwischendurch absolvierte ich eine Coaching- und Mediatorenausbildung und bildete mich in Personal- und Organisationsentwicklungsthemen weiter. Seit September 2021 (Anmeldung: Februar 2022) bin ich mit Frontline Sidekicks selbstständig.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Ich habe während meiner Zeit als Supply Chain Trainee, den Förderpreis Goldenen Zuckerhut gewonnen. Der Förderpreis unterstütze Nachwuchskräfte sich weiterzubilden. Ich habe das Preisgeld genutzt, um erst selbst an einige Coachings teilzunehmen und dann die Ausbildung zu bezahlen. Ich bin dann mit 27 Führungskraft von 30 Produktionsmitarbeitenden geworben und habe später mit 29 mein 45-köpfiges Logistik Team durch die Coronakrise geführt, als wir unsere Produktion auf Anfrage von der spanischen Regierung auf Desinfektionsmittel umstellten und diese an Polizei, Krankenhäuser und Pflegeheime lieferten.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich habe gesehen, wie viel Potenzial in der gewerblichen Belegschaft versteckt ist und dass kaum einer dieses wahrnimmt. Ich habe mich zuerst bei „NewWork“ Beratungen beworben und vorgeschlagen, dass ich diese Zielgruppe anspreche, aber keiner wollte dies angehen. Ich wollte mehr Menschen erreichen und die Industrie revolutionieren. Hinzukam meine private Situation mit meinem Mann (Südafrikaner), der noch kein Visum in Deutschland bekommen hatte. Ich hatte also das Thema schon, ich brauchte Freiheit und Flexibilität und so dachte ich: Wenn nicht jetzt, wann dann. Wenn nicht ich, wer sonst.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Freunde, ehemalige Kollegen und meine Familie. Meine ehemalige Chefin ist auch selbstständig und wir haben einen regelmäßigen Austausch. Außerdem sind meine drei Cousins auch schon lange selbstständig und ich habe sie oft nach Rat gefragt. Ansonsten tausche ich mich mit vielen unterschiedlichen Personen bei LinkedIn aus, je nach dem zu welchem Thema ich gerade Hilfe brauche.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Meine größte Herausforderung habe ich aktuell. Ich habe so viele Kundenanfragen und weiß nicht, wie ich sie abdecken soll. Ich habe mir zum erstmal eine virtuelle Assistenz gesucht, und nutze mein Netzwerk aus Freelancern (teilweise ehemalige Kollegen), die Projekte übernehmen können. Langfristig arbeite ich an einem Train the Trainer Programm, welches Online in einer Gruppe von 16 Personen aus unterschiedlichen Unternehmen stattfinden soll. So kann ich mehr Kunden gleichzeitig abdecken. Sonst bin ich gerade am überlegen, ob ich ab nächstem Jahr jemanden fest einstelle als Berater:in und Trainer:in.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Ich bin bei LinkedIn sehr aktiv (+5.000 Follower) und habe einen eigenen Podcast, namens „Sichtwechsel Schichtwechsel“. 80% meiner Kunden sind dadurch auf mich zugekommen. Außerdem trete ich als Keynote-Speakerin und Moderatorin auf Messe-Events oder in anderen Netzwerken in der Industrie auf.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Mein Podcast war eine geniale Idee. Ich konnte nicht nur meine Expertise teilen, die man sonst nicht in meinem CV sieht, sondern auch ungezwungen super viele Unternehmen anschreiben, falls ich bei meinem Podcast ihre Best Practices teilen möchten. Man erweitert sein Netzwerk und manchmal entsteht sogar eine Kundenbeziehung. Außerdem erfülle ich damit auch meine Mission – Werks-/Logistikmitarbeitenden eine Stimme zu geben. Es ist also eine Win-Win Situation.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Im ersten Jahr was es eine Kombination aus angespartem Geld aus der Anstellung, Arbeitslosengeld für 9 Monate und eine große Steuerrückzahlung. Ich habe dann zuerst als Expertin für andere Beratungen gearbeitet, bis ich meine eigenen Kunden gewonnen hatte und konnte mich so seit Februar 2023 nur von den Einkünften finanzieren.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Ich würde gerne einmal ein Industrieunternehmen als Geschäftsführerin führen und alles, was ich so meinen Kunden empfehle, nochmal selbst am eignen Leib erleben und einen Kulturwandel als Geschäftsführerin selbst durchzuführen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Nicht so viel nachdenken und einfach mal machen und loslaufen. Ich hatte und habe teilweise immer noch keine Ahnung, was ich tue. Aber ich habe auf mein Bauchgefühl vertraut und bin – trotz Angst – einfach losgegangen. Ich habe viele Fehler gemacht, aber daraus habe ich immer viel gelernt. Und der Weg ist genauso geil wie das Ziel bzw. die Meilensteine. Achja UND finde deine Positionierung und Nische, die dich ausmacht. Jeder Mensch ist anders und kann etwas besonderes beitragen.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Website von Frontline Sidekicks: www.frontlinesidekicks.com

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