Gründerinnen im Porträt

Saarkind: gemeinsam, nachhaltig, beständig

Zehn junge Winzer von der Saar, die sich den Gemeinschaftsnamen “Saarkind” gegeben haben, haben sich ihrer Region verschrieben und möchten andere daran teilhaben lassen. Sie bieten nachhaltig und fair produzierte Kleidung, Accessoires sowie Wein an und engagieren sich darüber hinaus noch für die Gemeinschaft. Ihr Ziel ist es dabei lokale, nachhaltige Produkte, Kunst, Kultur und Regionalität in den Fokus zu setzen, indem sie Festivals, Events und Märkte veranstalten. Gründerin Vanessa Weber und ihr Team wurden dafür mit dem diesjährigen Titel „Kultur- und Kreativpilot Deutschland 2021“ ausgezeichnet.

Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?

Bei Saarkind geht es darum, eine regionale Identität zu schaffen. Wir wollen Kunst- und Kulturschaffende unserer Region zusammenbringen, um diese nachhaltig, kreativ und neu zu gestalten. Begonnen hat alles mit einem kleinen Festival in unserem Dorf. Daraus ist unsere Saarkind-Winzergemeinschaft entstanden und wir sind immer enger zusammengerückt. So konnten wir feststellen, dass in unseren Events ganz viel Potential liegt und dass sich die Menschen mit unseren Werten / unserer Philosophie (Nachhaltigkeit, Beständigkeit, Kreativität) identifizieren und dass wir so, hier in der Region, ganz viel bewegen können.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Der erste große Erfolg, neben den vielen kleinen Erfolgen (hier spreche ich von zB unseren Events, die super von unserem Publikum angenommen werden) ist die Auszeichnung der Bundesregierung Deutschland als „Kultur und Kreativpilot“. Das ist eine unglaubliche Ehre für uns und zeigt, dass wir mit unserer Arbeit den Nerv der Zeit treffen.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Mein beruflicher Werdegang ist geprägt durch ganz viele Auslandsaufenthalte und Reisen durch die Welt. High School Jahr in den USA, Aupair-Jahr in Frankreich, Erasmus in Frankreich, Work And Travel USA / Australien, dt.franz. Doppelmaster Tübingen / Strasbourg.
Ziemlich direkt nach meinem Masterstudium bin ich in die Selbstständigkeit gestolpert. Retrospektiv ziemlich waghalsig, aber kongruent zu meinem vorherigen Lebensabschnitten. 😉

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Einen konkreten Auslöser für die Gründung des Unternehmens gab es nicht. Ich würde eher sagen, dass hierfür meine Persönlichkeit „schuld“ ist. Ich liebe es, nach meinem eigenen Rhythmus zu arbeiten, meine eigenen, verrückten Ideen mit unterschiedlichsten Menschen umzusetzen, neue Projekte zu initiieren und mich in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen „auszutoben“. Welches Unternehmen bietet einem so etwas? Also musste ich selbst gründen. 🙂

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Wenn ich ganz ehrlich bin hatte ich eher einige Zweifler um mich herum, als dass ich motiviert und in meiner Idee / meinen Ideen bestärkt wurde. Es fielen Sätze wie: „Solch eine gute Ausbildung und dann kein Angestelltenverhältnis. Was könntest du ein Geld in Luxembourg verdienen“ etc. Diese Aussagen aus meiner „Ingroup“ waren wahrscheinlich die besten Mentoren überhaupt. Ich habe ein ziemlich dickes Fell bekommen und gelernt für die Dinge, die ich für wichtig erachte und mir Spaß machen, einzustehen. Leicht war das häufig nicht, vor allem in Bezug auf den bürokratischen Teil der Unternehmensgründung. Aber ich habe einfach gemacht. Hilfe habe ich mir zB von unterschiedlichen Experten geholt, die ich mit Fragen gelöchert habe, bis ich es verstanden habe. Und wenn dann doch immer noch etwas schief ging; einfachkorrigieren und weiter.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Die größte Herausforderung war und ist die Führung eines Teams, das aus vielen Alpha-Tierchen besteht. Gelernt habe ich bislang, dass Kommunikation das A&O ist und dass man häufiger Dinge einfach mal schlucken muss. Fällt mir nicht immer leicht, das muss ich zugeben, aber ich versuche an genau diesen schwierigen Aufgaben zu wachsen.

Das Team von SAARKIND Foto: Dirk Tenbrock

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Unsere Reichweite erreichen wir hauptsächlich durch social media. Die einzelnen Saarkind-Mitglieder haben auch noch einmal alle ihre eigenen accounts und so erreichen wir ziemlich viele Menschen. Eine win-win Situation quasi. Ebenfalls kooperieren wir viel mit anderen Unternehmen, was abermals die Reichweite erhöht. Neben all den „online Möglichkeiten“ auf sich aufmerksam zu machen, bringen unsere nachhaltigen „offline“-events natürlich ganz organisch Aufmerksamkeit. Mund-zu-Mund Propaganda ist auch sehr wichtig für uns.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

In unserem Fall würde ich sagen, dass es „die beste Vermarktungsidee“ nicht gibt. Bei uns ist es ein Zusammenspiel aus vielen unterschiedlichen Faktoren. So ist der Neologismus „Saarkind“ schon ziemlich stark, da er eine regionale Identität schafft, die zuvor so noch nicht in einem Wort zusammengefasst wurde. Unsere Events, Stories, Menschen vervollständigen unser Konzept / unsere Vermarktungsidee, denn sie untermauern unseren Slogan „gemeinsam, nachhaltig, beständig“. Authentizität, ein hoher Qualitäts- und Nachhaltigkeitsanspruch runden unsere Vermarktungsidee ab.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Die Gründung wurde aus dem eigenen Geldbeutel bezahlt, wobei sich hier die Kosten in Grenzen hielten (UG). Viel höhere Kosten hatte ich mit der Vorfinanzierung der ersten Produkte. Auch hier habe ich alles aus dem eigenen Geldbeutel bezahlt. Glücklicherweise haben sich hier die Kosten ziemlich schnell wieder amortisiert. Wir wachsen quasi organisch. Was zwar um einiges langsamer von Statten geht, aber auch dazu führt, dass wir uns viele Gedanken machen, in welche Produkte wir vorhandenes Kapital stecken.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Aktuell träume ich davon, endlich wieder „offline“ Events durchführen zu können. Es ist ein so unglaublich tolles Gefühl ganz unterschiedliche Menschen zusammenzubringen und für einen Tag / ein Wochenende eine Abwechslung zum Alltag zu erschaffen. Einen Teil der generierten Einnahmen spenden wir, sodass wir nicht nur durch unsere Events Freude bringen, und etwas Abwechslung zum Alltag, sondern auch noch etwas absolut sinnvolles tun. Das motiviert ungemein!

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Ich würde empfehlen, sich ein Netzwerk mit ganz unterschiedlichen Experten aufzubauen und dann mit diesen über die eigenen Ideen zu sprechen. So bekommt man ganz unterschiedlichen Input und seine eigene Idee von vielen verschiedenen Seiten beleuchtet. Und dann einfach mutig sein und tun. Einer meiner Professoren hat immer gesagt: „Es gibt nichts schlimmeres, als sich nicht zu entscheiden.“ Ich stimme aus vollstem Herzen zu. Klar kommt es so auch manchmal zu falschen Entscheidungen, aber auch diese sind für etwas gut: aus ihnen kann man nämlich lernen. 🙂

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von Saarkind.

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