Gründerinnen im Porträt

The Imposters: Produktionsfirma trifft Kreativagentur

The Imposters egv UG wurde von Jule Kleinschmidt, Sonni Winkler und Jochen Voss gegründet. Sie sind eine Showrunning-Unit für Filme, Serien und Shows. Das heißt sie entwickeln Konzepte, schreiben Drehbücher, setzen Projekte als Creative Producerinnen und Regisseurinnen um und beraten zu Stoffen und Produktionen. Ihre Auftraggebenden sind Sender, Streaming-Plattformen und Produktionsfirmen. Die konkrete Zielgruppe für ihrer Filme, Serien und Shows hängen vom konkreten Projekt ab.

Jule Kleinschmidt, Sonni Winkler und Jochen Voss sind Titelträger*innen 2023/24 der Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Mit The Imposters wollen wir es schaffen, Prozesse, die in der Film- und Serienwelt oft noch getrennt
voneinander gedacht werden, zusammenzuführen. Konkrete Prozesse sind: Ideen- und Stoffentwicklung, Konzeptarbeit, das Schreiben von Drehbüchern, das Entwickeln und Durchführen von kreativen Wegen der Realisation, Regiearbeit am Set und die Betreuung der Postproduktion und Distribution des Endproduktes. Indem wir die Rolle der kreativen Leitung als Showrunnerinnen einnehmen, denken wir jeden Stoff von der Idee bis zum Endprodukt. Außerdem arbeiten wir aus einer klaren intersektionalen Perspektive und wollen ein menschenfreundlicheres Arbeiten in der Medienbranche gewährleisten.

Was sind Ihre bisherigen Meilensteine seit der Gründung beziehungsweise seit der ersten Idee des Projekts?

Die mit Abstand größte Meilenstein war direkt der Start von The Imposters. Wir durften letztes Jahr (2023) unsere erste eigene Serie als Showrunnerinnen verantworten. Dabei waren wir für Konzept, Buch, Creative Producing und Regie zuständig. Knigge & Co. heißt die Sendung und ist eine Sketch-Sitcom, die man in der ZDFmediathek schauen kann.

Was motiviert Sie?

Uns motiviert es, unterhaltende Bewegtbildinhalte zu schaffen, die Menschen neue Perspektiven aufzeigen und ihnen im besten Fall Anstöße geben. Wir glauben daran, dass gute Arbeitsbedingungen sowie verschiedene Perspektiven eines Teams sich positiv auf die Produkte auswirken. So wollen wir mit unserer Arbeit einen Teil zum gesellschaftlichen Wandel beitragen und neue Räume schaffen.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Nach einem Freiwilligendienst in Georgien (2016-2018) ist Jule zum Studium in Europäischer Ethnologie und Erziehungswissenschaft nach Berlin gezogen. Dort hat sie neben dem Studium zunächst weiter im Non-Formal-Education Bereich gearbeitet (u.a. für Heinrich-Böll-Stiftung (2019) und Brot für die Welt (2019-2020)), daraufhin arbeitete sie als Assistenz eines Showrunners und später dann Producerin bei Turbokultur (2020-2022). Nach zwei Jahren verließ sie die Firma, um dann das Studium zu beenden (2023). Kurz danach folgte die Selbständigkeit und die Gründung von The Imposters egv im September 2023. Sonni hat nach dem Abitur bei einem Berliner Lokalsender gearbeitet und konnte dort alle Gewerke einmal im Überblick kennenlernen. Danach ist sie 2019 nach Köln gezogen, um dort Online-Redaktion zu studieren. Nebenbei hat sie als Setrunnerin und Regieassistentin an Filmsets gearbeitet. Anfang 2021 schrieb sie in zwei geförderten Writers Rooms. Im Sommer 2022 hat sie ihr Studium beendet, um ebenfalls im Februar 2023 selbstständig zu machen und im September 2023 The Imposters egv UG zu gründen.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Der Auslöser überhaupt zusammen zu arbeiten, war eine aus einem Witz entstandene Schreib-Session für eine zweite Staffel einer Serie, an der wir zusammengearbeitet haben. Dies hat so gut funktioniert, dass die Idee entstand, dass wir auch mal “richtig” zusammenarbeiten könnten. Der endgültige Auslöser, die Firma dann auch wirklich zu gründen, war ein letzter „Schubser“ unseres Mentors und Jetzt Mit-Gesellschafters Jochen Voß.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer*innen und Mentor*innen?

Eben jener Jochen Voß ist unser Mentor von Stunde Eins an gewesen, er war es, der den Samen in unseren Köpfen zum Wachsen gebracht hat. Er hat uns insgesamt ein Jahr lang kostenlose Workshops zu unserem Unternehmensmodell, unserem Purpose und unserem Angebot gegeben. Das war unglaublich viel wert! Ein weiterer Helfer ist Henry Alves. Er hat unser Corporate Design und auch unsere Website gemacht und unterstützt uns seitdem, wenn es um grafische Needs geht. Außerdem sind wir in einer Bürogemeinschaft mit anderen Selbständigen, die uns stark bei Themen der Selbständigkeit helfen. Last but not least sind die anderen Kreativpilot*innen schon jetzt eine große Stütze, vor allem bei den unternehmerischen Tätigkeiten.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Wir befinden uns gerade in unserer größten Herausforderung. Aktuell leben wir von Rücklagen und arbeiten daran, die Firma liquide werden zu lassen, um uns regelmäßig Gehälter auszuzahlen. Auch wenn die Arbeit jeden Tag unglaublich Spaß macht, wäre es eine Lüge zu sagen, dass dieser Zustand nicht auch Kraft ziehen würde. Um die Firma liquide werden zu lassen, machen wir aktuell ganz klassische Akquise. Sowohl für eigene Stoffe als auch für Auftragsarbeiten (die uns erstmal kurzfristig eine Finanzierung bringen). Außerdem sind wir auch gerade noch in der Recherche- bzw. Bewerbungsphase für Gründer*innen-Fördergelder z. B. von der Stadt Berlin.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Aktuell sind wir einfach sehr klassisch in der Akquise-Phase. Das bedeutet, dass wir uns mit anderen
Kreativen, Produktionsfirmen und Sendern treffen, um uns zu connecten und damit auch auf die Firma aufmerksam zu machen. Außerdem fangen wir gerade auch langsam an, als Speakerinnen auf
Veranstaltungen zu sprechen und Workshops zu geben. Nicht zu vergessen: Wir haben einen Instagram-Kanal.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

In Berlin ist Squash gerade wieder ein Trendsport geworden – dem wir natürlich zum Opfer gefallen sind. Ein Guilty-Pleasure-Traum ist also natürlich, in einem Squashcourt Werbung zu schalten. Normalerweise hängen dort sonst nur Handwerksbetriebe und Autohäuser. Dort würden wir aber genau alle Medienmenschen in ihrem Privatleben abgreifen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung bisher umgesetzt und was sind zukünftige Pläne beziehungsweise Ideen dafür?

Unsere aktuelle Finanzierung besteht nur aus unseren Stammkapital und Rücklagen. In der Zukunft wollen wir uns auf Gründungszuschüsse bewerben und mit klassischen Auftragsarbeiten Geld in die Firma bringen. Als Plan F hat sich Sonni jetzt auch bei „Wer wird Millionär?“ beworben, schaden tut es ja nicht.

Welchen Traum möchten Sie mit ihrem Unternehmen/Projekt verwirklichen?

Der größte Traum wäre für uns, mit unserer Leidenschaft und unserem Purpose im Leben eben jenes
finanzieren zu können. Wenn wir das schaffen, wäre schon viel erreicht. Ansonsten natürlich auch Leute zum Nachdenken bewegen und Menschen sich repräsentiert fühlen zu lassen.

Was macht Sie als Unternehmer*innen-Persönlichkeit aus?

Auch wenn wir es nie so außen dran schreiben würden, aber wir verstehen uns als klassische Gen-Z-Gründerinnen. Dass unsere Firma sich bestimmten Werten und einem klaren Purpose verschrieben hat, ist für uns nicht mehr groß erwähnenswert. Es schließt sich für uns nicht aus, dass Führungspersönlichkeiten trotz immer bestehender Hierarchien und Machtstrukturen nahbar und gleichzeitig professionell sein können.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Wenn ihr dieses Brennen in euch und die (finanziellen) Möglichkeit dazu habt, dann gründet! Aber wenn die Menschen schon Gründer*innen sind, dann wären unsere Tipps:

  1. Wenn ihr Euch fragt: Bin ich es oder ist es die Welt (bzw. die cis-Männer um euch herum)? – dann ist es meistens die Welt.
  2. Vernetzt euch mit anderen FLINTA*- (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans- und agender) Personen innerhalb der Branche. So könnt ihr euch eigene Räume schaffen und Türen öffnen.
  3. Lasst euch nicht einreden, dass ihr etwas nicht könntet. Ihr seid fähiger als die Menschen, die euch das versuchen einzureden.

Vielen Dank!

Hier geht es direkt zur Website von The Imposters: www.theimposters.de

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