Unternehmerinnenporträts

Sophie Riedel: Erfolgreiche Working Mum

Marketing Managerin Sophie Riedel ist kurz nach der Bekanntgabe ihrer dritten Schwangerschaft Partnerin bei Zoi geworden und setzt in ihrem Leadership gezielt auf die Unterstützung von Teilzeitmitarbeiter*innen. Dabei spricht sie auch besonders werdende Väter an, um so die Gleichheit der Geschlechter voran zu treiben.

Zoi selbst unterstütz Vereinbarkeit von Karriere und Familie ebenfalls mit sehr viel Engagement und Ideen, von Kita-Bonus bis hin zu Familienbesprechungszimmern und es scheint zu funktionieren, mit 30 % Frauenanteil stellt der Stuttgarter Cloud-Experte eine echte Ausnahme in der Tech-Unternehmens-Welt dar – der Durchschnitt liegt bei 17%.

Frau Riedel, Sie sind selbst Working Mum und kennen Hürden und Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus eigener Erfahrung. Womit hatten Sie zu kämpfen?

Kampf ist ein starkes Wort – ich würde es eher “zurecht ruckeln” nennen. Ich bin bereits als Mutter in meine Rolle bei Zoi gestartet. Unser Technologie-Unternehmen ist gewachsen – und meine Familie auch.

Ich begleite das Unternehmen seit Gründung 2017 und von Anfang an war klar, dass Familie immer eine elementare Rolle spielt. Wir leben eine Start-Up-Kultur, die gleichzeitig sehr verantwortungsvoll mit viel Commitment gestaltet wird. Kritische Blicke habe ich eher in diversen Mutter-Kind-Gruppen geerntet, die es irritierend fanden, dass ich schnell wieder in den Beruf gegangen bin.

Sie sind zum dritten Mal schwanger – und gerade Partnerin von Zoi geworden, herzlichen Glückwunsch. Ist Ihnen dieser Schritt in Hinblick auf weitere elterliche Verpflichtungen leichtgefallen?

Ja, absolut. Weil ich weiß, dass bei Zoi Vereinbarkeit keine leere Worthülse ist, sondern wirklich von allen gelebt und unterstützt wird. 30 Prozent Frauenanteil – in den Tech-Unternehmen in Deutschland sind es durchschnittlich nur 17%.

Ich finde, das wichtigste ist, dass alle im Unternehmen eine transparente und offene Haltung und Kommunikation einnehmen: Was erwarte ich? Was kann ich anbieten? Und was können wir gemeinsam wuppen? Das gilt natürlich für alle Bereiche, aber vor allem auch in Sachen “Kind und Karriere”. Wir pflegen einen sehr verständnisvollen, empathischen Umgang miteinander. Eine Atmosphäre und Verfügbarkeit von Verständnis macht es leichter, Grenzen zu ziehen und nach Hilfe zu fragen, aber auch für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Ich bin sehr dankbar, dass wir über die Jahre diese Werte so fest etabliert haben.

Wie schaffen Sie es Beruf und Familie miteinander zu vereinen?

Als Mutter benötige ich viel Flexibilität im Job. Denn wir alle wissen: Planen geht mit Kindern nur jedes zweite Mal gut. Das fängt beim Wiedereinstieg und der flexiblen Anpassung von Stunden an und geht weiter bis zur Planung des Daily Business um Kinderbetreuung oder um einen Ausfall herum. Wenn eines meiner Kinder krank ist oder die Betreuung wegfällt, dann ist klar, dass ich von zu Hause aus arbeite oder die Kinder auch einmal mitnehme. Wir haben bei Zoi zwei extra eingerichtete Eltern-Kind-Zimmer, inklusive Rutsche und Ruhezone mit Stillkissen. Manchmal denke ich, die 60:40-Regel aus dem klassischen Zeitmanagement müsste man als Elternteil umdrehen: 40 Prozent verplanen und 60 Prozent der Zeit für Spontanes reservieren …

Als Frau in einer Führungsposition unterstützen Sie besonders Teilzeitmitarbeiter*innen. Wie genau sieht diese Unterstützung aus?

Als Mutter in einer Leadership Position verstehe und unterstütze ich besonders unsere Teilzeitkräfte. Das fängt damit an, dass ich vieles einfach konsequent „vorlebe”. Ab 16 Uhr beginnt meine Kinderzeit und in dieser Zeit ist mein Kalender automatisch geblockt, so dass Kolleg:innen gleich sehen, dass ich nicht für Termine zur Verfügung stehe. Ich lese auch keine E-Mails in dieser Zeit – und werde eigentlich auch wirklich nur im Notfall angerufen. In meiner täglichen Arbeit ermutige ich auch Kolleg:innen hier ganz klar zu sein. Wenn ich merke, dass jemand eigentlich nur 20 Stunden in Woche arbeitet, aber jeden Tag „länger bleibt” oder ständig Ausnahmen macht, dann suche ich das Gespräch und versuche herauszufinden, ob der oder diejenige die Stunden erhöhen möchte oder aber eher Rückendeckung dabei braucht, „Nein” zu sagen. Wichtig für alle Beteiligten ist auch hier die klare Linie.

Auch Männer sollen dabei nicht hinten runterfallen. Wie versuchen Sie auch Väter mit anzusprechen?

Ich tue das, indem ich sie ganz klar ermutige, Elternzeit zu nehmen und gerne auch mehr als vier Wochen. Hier haben wir im Unternehmen schon sehr viele gute Vorbilder. Ich denke, erst wenn es für Männer selbstverständlich ist, in Elternzeit zu gehen, kann es für Frauen selbstverständlich werden, in ihre Berufe zurückzukehren und weiter an ihrer Karriere zu arbeiten. Denn oftmals sprechen äußere Gründe wie die Frage nach der Kinderbetreuung eine gewichtige Rolle, weshalb Frauen länger als eigentlich geplant zu Hause bleiben. Daher informieren wir Männer und Frauen bereits in unseren Vorstellungsgesprächen gleichberechtigt über die Möglichkeiten der Elternzeit und unsere Freue daran, Familien zu unterstützen.

Sehen Sie sich selbst als Role Model für andere Frauen? Wenn ja, wie tragen Sie dazu, bei mehr Frauen zu motivieren trotz Familie Karriere zu machen?

Als Vorbild empfinde ich mich eigentlich nicht, aber ich freue mich, wenn ich vielleicht die eigene Vorstellung, wie Kinder und Karriere vereinbar sein könnten, bestärken kann. Ich sehe ferner das „trotz” nicht so recht. Mir ist es wichtig, bei uns vorzuleben, wie das „mit“ auf eine sehr gute und für beide Seiten vorteilhafte Art geht.

Hatten Sie selbst Role Models in Ihrer Karriere?

Ich finde die Tennisspielerin Bilie Jean King ist ein großartiges, feministisches Role Model. Sie hat in einer Zeit gelebt, in der Frauen so stark stereotypisiert wurden – a man’s world, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hat sich für die gleiche Bezahlung von Frauen im Tennis eingesetzt: Mit ihrem Talent, ihrem Willen und ihrem Durchsetzungsvermögen. Mich inspiriert das zielstrebige Vorangehen für die eigenen Werte und die Vision einer fairen, gleichberechtigten, besseren Welt.

Und natürlich meine Mutter. Sie stand immer wie eine Löwin für ihre Familie ein – das hat mich geprägt und berührt mich auch heute sehr.

Welche Tipps können Sie Working Mums mit auf den Weg geben?

Rückblickend kann ich sagen, dass ich immer flexibel und situativ geschaut habe, was in dem Moment das Beste für mich, meine Karriere und meine Familie ist – quasi immer nach dem gemeinsamen Nenner suchen, der auch realisierbar ist. Letztendlich müssen wir natürlich auch „zu Hause“ einfordern, dass beide Elternteile für die Betreuung der Kinder verantwortlich sind. Wenn die Frau von ihrem Mann fordert auch Elternzeit zu nehmen, etabliert sich das sicherlich auch besser, als wenn die Frau zurücksteckt und daheim bleibt weil es in der Gesellschaft ja der einfach gangbare Weg ist. Schlussendlich läuft es wohl auf zwei Tipps hinaus: „Mach dir klar, was du möchtest und was du zu geben bereit bist!“, und „Hab’ den Mut und die Zuversicht, dass es mit den richtigen Partnern und Arbeitgeber:innen funktioniert!”.

Vielen Dank für das Gespräch!

Vorheriger Beitrag

Befragung zum Start-up Monitor 2022 gestartet

Nächster Beitrag

Themenwoche: Unternehmensnachfolge durch Frauen!