Aktuelles

Daniela Horn: Wenn ihr etwas wirklich wollt, dann traut euch!

Daniela Horn gehört als Vice President zum engeren Führungskreis der PAYBACK GmbH. Als Abteilungsleiterin Digital Product ist sie für die Online-Produktentwicklung von PAYBACK zuständig. Was sich dahinter verbirgt, auf welche Herausforderungen sie in ihrer beruflichen Laufbahn gestoßen ist und was sie an ihrem Beruf so liebt, verrät sie Dana Rotter von SHE works!.

Frau Horn, nach Ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre und bevor Sie zu PAYBACK gekommen sind, waren Sie bereits u.a. bei PayPal im Bereich Produktmanagement tätig. Wie haben Sie Ihre bisherigen beruflichen Erfahrungen auf Ihre jetzige Position vorbereitet?

Das sind viele Aspekte, die da zusammenkommen. Nach dem Abitur wollte ich eigentlich Psychologie studieren, stattdessen ist es dann internationale VWL geworden. Mein erster Job nach dem Studium hatte dann mit unified messaging im Produktmanagement zu tun. Die Firma war damals sehr technisch orientiert und wollte jemanden, der den Business-Aspekt mit reinbringt. So bin ich also eher zufällig zum Produktmanagement gekommen, geplant hatte ich das nie.

Das war so um 2000 rum, da war Produktmanagement als Bezeichnung noch relativ neu. Ich musste dann auch durch eine harte Schule gehen, denn die Entwickler und Techniker haben mich anfangs nicht wirklich ernst genommen, wollten teilweise nicht mal mit mir reden. Also habe ich innerhalb kurzer Zeit viel dazu gelernt und konnte sie damit schlussendlich auch von mir überzeugen.

Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Ohne sich wirklich für ein Thema zu interessieren und tief darin einzutauchen, kann es nicht funktionieren. Ich habe manchmal leider das Gefühl, dass heute viele glauben, dass oberflächliches Wissen reicht und man nur so zu tun braucht, als hätte man Ahnung. Das wird auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt sein.

Auf das Vorurteil “Frau und Technik” bin ich anfangs natürlich auch häufiger getroffen. Das hat mich zwar auch geärgert, aber schließlich habe ich es als Chance begriffen: Wenn die Erwartungen niedrig sind, dann kann man sie viel einfacher übertreffen und damit beeindrucken.

Ein Aspekt, den ich noch wichtig finde, ist: Je öfter man etwas macht, desto routinierter wird man auch. Wenn ich mir überlege, welche Dinge mir am Anfang meiner Karriere oder auch in den ersten Berufsjahren Sorgen gemacht haben, dann kann ich mich da heute schon gar nicht mehr richtig dran erinnern. Natürlich war ich nervös vor vielen Leuten zu sprechen oder wenn es um den Termin mit einem Geschäftsführer ging. Aber das ging vorbei. Gelernt habe ich dabei auch, dass es immer am besten ist man selbst zu sein und sich nicht zu verstellen.

Sie waren selbstständig tätig und haben Unternehmen zum Thema Produktmanagement beraten. Was hat Sie zum Schritt in die Selbstständigkeit bewogen?

Das hat einen ganz simplen, fast banalen Grund. Ich war recht lange bei PayPal und habe dort den Produktbereich geleitet. Ich bin wirklich Produktmanagerin im Herzen. Ich muss mich begeistern für das, was ich tue. Ich muss Spaß haben an dem, was ich mache, und ich muss auch das Produkt lieben. Das war bei PayPal so, deswegen war ich auch so lange da. Dann hat sich allerdings intern einiges verändert, den einzelnen Ländern wurde viel Verantwortung genommen und in den USA mehr und mehr zentralisiert. Das war dann der Punkt für mich, dort aufzuhören. Ich wusste aber noch gar nicht, was das nächste Produkt für mich sein könnte. Da ich aber schon während meiner Zeit bei PayPal immer wieder für Beratungen angefragt wurde, wusste ich, dass es dafür anscheinend einen Bedarf gibt. Also habe ich ausgerechnet, wie lange ich mit meinem Ersparten auskomme, sollten sich keine oder nicht genug Jobs ergeben.

Das war dann aber nicht der Fall?

Nein, im Gegenteil. Ich bin in eine Phase gefallen, in der ich jeden Auftrag angenommen habe, ich hatte keinen Urlaub mehr und das war eine sehr anstrengende Zeit. Da hätte ich anders mit umgehen müssen, wenn ich länger selbstständig geblieben wäre. Aber mir war auch klar, dass das eigentlich nicht mein Weg ist, denn ich will, dass das Produkt mein Baby ist. Und das bedeutet für mich auch mit einem Team daran immer weiterzuarbeiten und es weiterzuentwickeln.

Und dann sind Sie zu PAYBACK gekommen und geblieben. Was hat Sie so begeistert, dass Sie gesagt haben: “Hier bleibe ich.”?

Über meine freiberufliche Tätigkeit bin ich zu PAYBACK gekommen. Das Unternehmen hatte ich vorher gar nicht auf dem Schirm, für mich war es nur eine Plastikkarte, die man in verschiedenen Läden vorzeigen und auf der Website den aktuellen Punktestand einsehen konnte, von denen man sich dann Prämien aussuchen konnte.

Als ich dann also zu PAYBACK kam, wurde mir schnell klar, dass da unglaublich viel Potential brachliegt, die Karte und das gesamte Angebot zu digitalisieren. Wir haben dann eine App entwickelt, die anfangs noch sehr weborientiert war, bis sie zu dem wurde, was sie heute ist: Ein intelligentes Tool, das man auf dem Smartphone immer dabeihat und das mehr kann, als nur Punkte zu sammeln. Es kam dann auch noch PAYBACK PAY dazu und vieles mehr.

Kein Wunder, dass man Sie scherzhaft auch “Die Mutter der PAYBACK App“ nennt. Woher kommt Ihre Begeisterung für das Digitale?

Es gibt einfach so viele Möglichkeiten. Das agile Arbeiten steht im Vordergrund. Man muss sich immer wieder neue Ziele setzen, auf Bedürfnisse von Kund*innen eingehen. Das heißt nicht, dass man immer wieder Altes komplett abreißen muss, sondern man dockt daran an und entwickelt es weiter. Ich empfinde es als großes Glück, in so einem spannenden, sich ständig verändernden Bereich tätig zu sein. Produktmanagement ist insgesamt sehr kreativ.

Man merkt richtig, wie Sie für das Thema brennen. Produktmanagement macht Ihnen ganz offensichtlich viel Spaß.

Ja! Das ist mir auch ganz wichtig. Ich stelle mir regelmäßig die Frage: Macht mir das, was ich tue, noch Spaß? Natürlich ist dabei nicht jeder einzelne Tag gemeint, sondern meine Arbeit insgesamt. Und bisher konnte ich die Frage immer mit Ja beantworten. Das liegt sowohl am Produkt und seinen Möglichkeiten, aber auch an den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Ein Vorteil, wenn man Führungskraft ist: Man kann sich sein Team selbst zusammenstellen.

Ein gutes Stichwort: Da Sie selbst in der Anfangszeit mit Vorurteilen zu kämpfen hatten, achten Sie heute darauf Ihr Team möglichst divers aufzustellen und ein Role Model für andere Frauen zu sein?

Ich hatte nie eine bestimmte Quote im Kopf, sondern habe immer darauf geachtet, dass die Personen fachlich und menschlich zu uns ins Team passen. Wahrscheinlich habe ich unbewusst auf ein ausgeglichenes Verhältnis geachtet, inzwischen sind wir, glaube ich, sogar etwas mehr Frauen als Männer im Team.

Noch wichtiger ist es mir aber Frauen zu fördern, wenn es um Weiterentwicklung und Führungspositionen geht. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass Frauen da häufig viel zögerlicher rangehen als Männer und sich weniger zutrauen. Die erste Frage, die sie sich stellen, sollte nicht lauten “Kann ich das?”, sondern “Will ich das?”. Deswegen nehme ich mir häufig mehr Zeit und führe mehrere Gespräche, wenn ich das Potential sehe.

Auch spreche ich Vorurteile offen an, wenn sie mir begegnen. Es gab beispielsweise die Situation, dass männliche Kollegen nach einem Bewerbungsgespräch meinten, die Bewerberin wäre ihnen nicht technisch versiert genug vorgekommen. Als ich fragte, woran sie das fest gemacht hätten, hatten sie darauf keine Antwort. Überprüft hatten sie es im Bewerbungsgespräch jedenfalls nicht. Auf meine Frage, ob sie bei einem Mann auch diese diffusen Zweifel hätten, konnten sie nur mit Nein antworten. Solche Vorurteile müssen wir offen und direkt ansprechen, nur so können wir dabei helfen sie zu hinterfragen und damit schlussendlich zu überwinden.

Neben Vorurteilen stehen Frauen also vor allem die eigenen Unsicherheiten immer wieder im Weg?

Ja, deswegen versuche ich in Gesprächen immer rauszubekommen “Was willst du wirklich? Worauf hast du Lust? Was ist es denn, was du wirklich machen willst?”. Geht es nur darum einem Ideal hinterherzulaufen, auch als Frau Karriere machen zu müssen? Wenn ja, wirst du damit langfristig nicht glücklich werden. Oder willst du es wirklich, aber traust dich nicht?

Es ist alles auch eine Typenfrage. Viele Frauen, und da gehörte ich früher auch dazu, trauen sich nicht in großen Runden etwas zu sagen. Stattdessen kreisen die Gedanken um die Fragen “Muss ich das jetzt wirklich sagen? Hab ich eigentlich genug Informationen, um was sagen zu können? Ist das nicht schon gesagt worden? Ist es jetzt wirklich wichtig?“. Dadurch gehen Chancen, andere von sich zu überzeugen, verloren.

Deswegen kann ich nur raten: Wenn ihr etwas wirklich wollt, dann traut euch!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Über Daniela Horn
Daniela Horn kam vor zehn Jahren als externe Beraterin zu PAYBACK. Eigentlich wollte sie nur ein paar Monate bleiben. Nach Stationen bei einem kanadischen Hardware-Unternehmen für Unified Messaging Systeme und beim Bezahldienstleister PayPal hatte sie sich selbstständig gemacht. Erst einmal wollte sie das Feld sondieren und überlegen, wohin die Reise gehen sollte: Corporate, Start-up oder etwas ganz anderes? Doch eines war für Daniela Horn schnell klar: „In Unternehmen reingehen, den Job machen, weiterziehen, die nächste Herausforderung – das war es nicht. Was mir fehlte, war Liebe und Begeisterung für ein Thema zu entwickeln.“

PAYBACK war an einem entscheidenden Punkt auf dem Weg zur nächsten Stufe angelangt: der konsequenten Digitalisierung des Geschäftsmodells. Die Plastikkarte bekam eine digitale Schwester. Und so wurde Daniela Horn zur Mitentwicklerin der PAYBACK App (manche nennen sie auch scherzhaft die Mutter der App).

Vorheriger Beitrag

Apps keleya & ammely: Rundum-Sorglos-Paket vor und nach der Geburt

Nächster Beitrag

keelearning: Lernen am Arbeitsplatz verbessern

kein Kommentar

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.