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Drei Jahre Frauenquote: Frauenanteil wächst nur langsam

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen nimmt drei Jahre nach Inkrafttreten der Frauenquote am 1.01.2016 weiterhin nur langsam zu. Der durchschnittliche Frauenanteil in Aufsichtsräten der derzeit 187 im Women-on-Board-Index von FidAR untersuchten Unternehmen sprang zwar erstmals über die 30-Prozent-Marke auf 30,3 Prozent (vorläufige Zahlen, Stand Dezember 2018). Der Frauenanteil in den Vorständen der im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen stieg auf durchschnittlich 8,6 Prozent. Bei den nicht der Quote unterliegenden 84 Unternehmen liegt der Frauenanteil im Aufsichtsrat nur bei 23 Prozent, im Vorstand bei 7,9 Prozent.

„Der Frauenanteil steigt vor allem in den wenigen Unternehmen, die der Quote unterliegen. Eine Ausweitung der festen Quote wäre ein wichtiger Schritt, um die Stärkung der gleichberechtigen Teilhabe in der Wirtschaft weiter zu beschleunigen“, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Der Druck der Quote wirkt. Wo die Quote nicht gilt, fällt die Entwicklung ernüchternd aus.“

Hohe Frauenquote zieht Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach sich

Jenseits der Zahlen wirkt sich die Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsrat und Vorstand teilweise auch positiv auf die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber aus. Dies zeigt eine exklusive Untersuchung der Bewertungs-Plattform kununu und FidAR. Die SAP SE ist ein positives Beispiel. Anfang 2015 hatte SAP keine Frau im Vorstand und einen Frauenanteil im Aufsichtsrat von 22 Prozent. Die Beschäftigten bewerteten Gleichberechtigung, Karrierechancen, Gehalt, Arbeitsatmosphäre, Work-Life-Balance und Vorgesetztenverhalten mit 3,95 Punkten (Auf Skala von 1 bis 5). Heute hat SAP einen Frauenanteil im Aufsichtsrat von 39 Prozent und einen hohen Wert von 22 Prozent Frauen im Vorstand. Die 2015 gesetzte Zielgröße für den Vorstand von 20 Prozent wurde überschritten. Gleichzeitig stieg der kununu Score um 11 Prozent auf 4,22 Punkte und gehört damit zu den Spitzenwerten. Das heißt, in diesem Unternehmen wirken Veränderungsprozesse.

Mehr Frauen führen nicht zwangsweise zu einer veränderten Unternehmenskultur

Bei vielen anderen Unternehmen äußern sich die Beschäftigten dagegen weit weniger positiv, bei einigen ist der Wert seit 2015 auch deutlich rückläufig. Insgesamt wurden 176 der börsennotierten Unternehmen aus dem WoB-Index, die auch auf kununu vertreten sind, ausgewertet. Eine ausführliche Untersuchung der Ergebnisse werden kununu und FidAR im ersten Quartal 2019 vorlegen.

„Mehr Frauen in den Führungsgremien führen nicht zwingend zu einer geänderten Unternehmenskultur. Aber wir beobachten bei einigen Unternehmen eine positive Entwicklung, die durch die Quote beschleunigt wurde“, so Monika Schulz-Strelow. „Natürlich wird der kununu Score nicht in Bezug auf den Frauenanteil erhoben. Aber sie sind ein wichtiger Indikator dafür, dass Arbeitgeber mit mehr Frauen in Führungspositionen und einer gelebten Diversitykultur von den eigenen Beschäftigten besser bewertet werden, als Konzerne mit schwacher Diversity in der Führungsspitze. Die Unternehmen, die beim Frauenanteil zurückliegen, verbauen sich die Chancen darauf, qualifizierte Frauen für Führungspositionen zu gewinnen und riskieren, Frauen unterhalb der Vorstandsebene an Mitbewerber zu verlieren, wenn sie bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten.“

„Unsere Daten zeigen, dass Unternehmen profitieren können, wenn sie mehr Frauen in Führungsposi­tionen einsetzen. Das sollte für Arbeitgeber – unabhängig von Quotenregelungen – ein Ansporn sein, Veränderungen in diese Richtung umzusetzen“, betont kununu- Geschäftsführerin Dr. Sarah Müller.

Ersten leere Stühle als Sanktionen

Geprägt war das Jahr 2018 durch den ersten Fall der Sanktion des leeren Stuhls, in dem ein Unternehmen den Aufsichtsrat nicht wie gesetzlich vorgegeben mit 30 Prozent Frauen besetzen konnte. Bei der Villeroy & Boch AG blieb ein leerer Stuhl, weil die Arbeitnehmerseite nicht wie erforderlich zwei Frauen für das Kontrollgremium benannt hatte. Erst nach drei Monaten wurde eine weitere Frau gerichtlich in den Aufsichtsrat bestellt, so dass das Gremium die Quote erreichte.

„Es ist bemerkenswert, dass die Quote in drei Jahren nur von einem einzigen Unternehmen nicht erfüllt wurde. Das heißt Sanktionen zeigen Wirkung. Es wird deutlich, dass es genügend qualifizierte Frauen für die verantwortungsvollen Positionen in den deutschen Aufsichtsräten gibt“, bilanziert Schulz-Strelow. „Gleiches gilt auch für die Vorstände. Dass der Anstieg hier weiterhin nur in Kleinstdosierung erfolgt, ist ein Armutszeugnis auch für die Aufsichtsräte, da sie über die Vorstandsbesetzungen entscheiden. Der European Gender Diversity Index unserer Partner-Initiative European Women on Boards (EWoB) hat ja erst im November bewiesen, dass in anderen europäischen Ländern kein Mangel an erfahrenen weiblichen Führungskräften herrscht. Deutschland hinkt bei der Diversity in Führungspositionen im europäischen Vergleich immer noch hinterher.“

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