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Freiheit, Erfolg und Unabhängigkeit – 10 Jahre Feminess

Frauen kämpfen immer noch an vielen Fronten im Beruf – und die Kämpfe werden härter, je weiter es nach oben geht auf der Karriereleiter. Muss nicht sein, sagt Marina Henze, die sich vor 17 Jahren selbstständig gemacht hat.
Vor zehn Jahren hat sie dann ihr eigenes Unternehmen gegründet: Feminess – ein Weiterbildungsinstitut für Frauen. Etwas Eigenes, nachdem sie vorher in der Weiterbildungsbranche eigentlich immer für andere Trainer gearbeitet hatte. Und plötzlich festgestellt hat, dass sie diesen Trainern zwar immer mehr Kunden brachte, sich selbst aber nicht mehr weiterentwickelte. „Die erste Idee war, selbst Seminare zu geben, zu coachen, aber ich wusste da noch nicht, mit wem ich arbeiten sollte, was mein Herzensthema ist.“ Henze ist dann 2011 zu einem Seminar des Business und Life Coachs Tony Robbins geflogen; nicht billig, aber lohnend, sagt sie. Das Seminar „Unleash the Power WITHIN“ war die Initialzündung, um zu sagen, es ist ja eigentlich ein wirklich cooles Thema, Frauen dabei zu unterstützen, dass sie selbst für sich weiterkommen, beruflich wie privat. So sei die Idee der Zielgruppe entstanden. „Damals vor zehn Jahren gab es ja da bei Weitem nicht das Angebot, das es heute gibt. Das waren damals ein paar Wochenendworkshops und so zwei, drei Netzwerke. Aber Weiterbildungen, die sich auf Frauen spezialisiert haben? Irgendwie nicht.“

Nur: Wie kommst Du jetzt an Kunden?

„Den Start machte ich mit meiner besten Freundin. Sie hatte eine kleine Reichweite aufgebaut, Männer und Frauen.“ Und die habe dann die ganzen Frauen zu einem Abendseminar eingeladen, erinnert sich Henze. „Für zehn Euro habe ich einen ein- bis zweistündigen kleinen Workshop gegeben. Dann kamen die ersten Tagesseminare, was auch ganz gut angenommen wurde. Alles in allem habe ich das Angebot so ein halbes Jahr lang aufgebaut.“ Bis zu dem Punkt, wo die gebürtige Hessin merkte, dass sie so nicht wirklich auf einen grünen Zweig kommt.

In einem Gespräch sei schließlich die Frage aufgekommen, warum bei vielen großen Veranstaltungen eigentlich immer nur Männer auf der Bühne sprechen. Und so sei die Idee entstanden, einen Kongress zu veranstalten, mit dem Ziel, Frauen auf die Bühne zu stellen. Und der fand dann tatsächlich ein Jahr später zum ersten Mal statt – mit rund 450 Teilnehmerinnen. „Irgendwann 2017 in Hamburg kam dann ein Punkt, wo ich den Entschluss fasste, da muss noch mehr gemacht werden: Wir hatten wirklich tolle Frauen auf der Bühne, aber bei einigen dachten wir, dass da ein wenig Schulung und Hilfestellung gut wären.“
Zu dieser Zeit hatte sie engen Kontakt zu Monica Deters, die auch als Referentin unterwegs war. „Gemeinsam hatten wir dann die Idee: `Hey, mein Gott, wir müssen die Frauen aus- und fortbilden, dass sie einfach auf der Bühne besser sprechen!“ Das sei sozusagen die Geburt der Idee zur Feminess Speaker School gewesen, die dann im Jahr 2018 gestartet ist.

Weltmarke? Warum nicht?

Viele der Frauen, die gecoacht werden, würden nach wie vor viel zu klein denken oder sich nicht richtig trauen, loszulegen, betont Marina. „Viele von ihnen stellen sich immer und immer wieder die Frage: Traue ich mich das? Schaffe ich das?“ Sie habe aber auch beobachtet, dass es in dem Moment, in dem die Entscheidung gefallen ist, richtig losgehe. „Dann sind viele einfach mit ihrer ganzen Energie voll und ganz dabei.“ Das macht einen gravierenden Unterschied, sagt sie, ob Du mit 100 % Fokus dabei bist oder nur mit 50 %.

„Bei mir ist das auch so, ich hatte die ganze Zeit gar nicht so die ganz große Vision, bis ich gemerkt habe, Du kannst Feminess auch zu einer Weltmarke aufbauen. Und jetzt traue ich es mir auch zu.“ Henze arbeitet mit Frauen in verschiedensten Positionen und Lebenswegen – vom Start-up bis zur Geschäftsführerin, die Millionen-Unternehmen mitaufgebaut haben. Manche von ihnen seien finanziell total am Boden, sie haben viel ausprobiert, auch viel investiert, teilweise in Sachen, die dann nicht funktioniert haben.
Dann trifft sie auf Frauen, die keinerlei Unterstützung von zu Hause erfahren. Frauen, die schwere Krankheiten hinter sich haben. Frauen, die einfach immer wieder zweifeln, ob sie noch eine weitere Aufgabe schaffen. Die ein schlechtes Gewissen haben, weil sie denken, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder haben.
Henze sagt, es muss nicht alles auf einmal passieren: „Ich finde, Ziele dürfen sich auch entwickeln. Viele straucheln, weil sie sagen, ich habe noch nicht die eine große Vision – und deswegen kann ich nicht losgehen. Auch, weil das vielen in ihrem bisherigen Leben so eingetrichtert wurde.“ Sie findet es jedoch wichtig, die ersten Schritte zu planen, um diese dann auch anzugehen und umzusetzen. Von da aus entwickeln sich dann wieder die nächsten und die nächsten und die nächsten Schritte. „So habe ich das bei meinen Ideen und Zielen immer gemacht.“

Und dann kam Corona …

„Das Unternehmen lief 2020 auch richtig gut an.“ Alle Ampeln auf Grün bei Marina Henze. Mit Beginn der Pandemie musste die Unternehmerin dann jedoch umdenken.
Von jetzt auf nachher habe es schlicht keine Veranstaltungen mehr gegeben; die Haupt­einnahmequelle sei sofort weggebrochen. „Es war eine unglaubliche Herausforderung, vor allem, weil ich auch noch hochschwanger war.“ Für sie sei es aber trotzdem nie eine Option gewesen, zu sagen: „Okay, jetzt schmeißt Du hin.“ Stattdessen hat die Vollblutunternehmerin online alles neu aufgebaut. „Es ist aber ein Riesenunterschied, ob Du die Frauen live ein ganzes Wochenende dahast oder ob Du Dich mit ihnen virtuell austauschst.“ Henze probierte viel, setzte ihre Ersparnisse ein und kam zu dem Punkt, wo entweder eine Lösung gefunden wird oder es nicht mehr weitergeht: „Ich hatte ja viele Mitarbeiter, die Du jeden Monat bezahlen musstest, die nicht provisionsabhängig arbeiteten.“
Es sei eine harte Zeit gewesen. Mit vielen schweren Entscheidungen, auch die, sich von Mitarbeiterinnen trennen zu müssen. „Entweder ganz oder gar nicht, habe ich mir gesagt. Ich liebe das, was ich mache, also ziehe ich es jetzt durch!“ Henze hat, statt aufzugeben, noch einmal richtig in Coachings mit Menschen investiert, die sich gut im Online-­Marketing auskennen – Ende letzten Jahres hat sie einen sechsstelligen Betrag investiert. „Und dann haben wir wieder die Kurve gekriegt, und es wurde besser und besser und besser.“ Das Angebot wurde neu aufgebaut.
Besser auf Veranstaltungen reden, besser schreiben. Coachings, um das Leben und die Belastungen besser zu meistern: Feminess Solopreneur School, Feminess Level up School und Feminess Entrepreneur School – das Programm von Feminess deckt so ziemlich alles ab, was an Hilfen und Coachings im beruflichen und privaten Bereich Frauen weiterhelfen kann.

Aufgeben ist keine Option

Woher nimmt Marina Henze ihre Kraft? Wie wichtig ist es für sie, immer wieder aufzustehen? Sie sagt, das rühre aus ihrer Kindheit: „Ich bin bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die jahrelang gekämpft hat, dass irgendwie Geld über ihre Selbstständigkeit reinkommt. Sie hat es aber nicht geschafft. Sie hat mir meine Klamotten selbst genäht, hat teilweise auf Essen verzichtet, damit ich genug hatte.“
„So bin ich groß geworden“, sagt Henze. „Ich weiß, dass in uns Frauen so unendlich viel Kraft und Energie steckt, dass wir es schaffen können, wenn wir dranbleiben.“ Das sei es, was ihr die Energie gebe. „Es gibt für mich gar keine andere Option.“

Freiheit und Selbstbestimmung

Die Art und Weise, wie Marina Henze ihr Business aufgebaut hat, macht die Umsetzung eines Lebenstraums möglich. „Dadurch kann ich mir jetzt einfach das ermöglichen, wovon ich schon die ganze Zeit geträumt habe: dass wir als Familie auswandern.“ Die gesamte Familie flog Ende Juli nach Zypern und hat sich dort eine Villa gesucht, um auf der Insel zu leben. „Das hätte ich im Leben nicht mit dem alten Firmenmodell umsetzen können, weil ich ständig nur nach Deutschland geflogen wäre.“
Die letzten Jahre seien eine harte Zeit gewesen. „Aber jetzt, im Nachhinein betrachtet, das Beste, was uns hätte passieren können, als Familie. Wir leben jetzt einfach diese Freiheit und Unabhängigkeit. Denn jetzt ist es wurscht, wo ich bin und arbeite.“

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