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Nur 19 Prozent der Führungspositionen in der Kreativbranche von Frauen besetzt

Egal ob Aufstiegschancen, Einkommen oder der Bezug von Fördergeldern – Frauen haben in der Film- und Werbewirtschaft immer noch das Nachsehen gegenüber ihren männlichen Kollegen. Das ergab eine neue Studie von Filestage. 81 Prozent der Führungspositionen besetzen nach wie vor Männer.

Eine neue Studie des Stuttgarter Digitalunternehmens Filestage hat die Geschlechtergerechtigkeit in 986 Werbeagenturen und 920 Filmproduktionen an sieben Kreativstandorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht. Nur 17 Prozent der Führungspositionen in der Filmwirtschaft werden von Frauen besetzt. Bei Werbeagenturen ist der Anteil mit 21 Prozent unwesentlich höher. „Nicht nur gefühlt muss man sich als Frau länger beweisen und härter für den nächsten Karriereschritt kämpfen“, so Bianca Schilling, Geschäftsführerin der Agentur Jäger von Röckersbühl. „Männer werden oft mit Vorschusslorbeeren überhäuft und dadurch gleich auf ein höheres Level gestellt.“ Auch bei der Bezahlung herrscht ein großes Ungleichgewicht: Frauen in Führungspositionen verdienen in Werbeagenturen durchschnittlich 37 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Was die Einstellungschancen nach dem Studium betrifft, sind vor allem Frauen in der Filmbranche klar im Nachteil: Obwohl 42 Prozent aller Absolventen an deutschen Filmhochschulen weiblich sind, werden anschließend nur 15 Prozent der Jobs in Kino- und Filmproduktionen an Frauen vergeben. Noch deutlicher wird das genderspezifische Ungleichgewicht bei der Vergabe von Fördergeldern: 90 Prozent aller Fördermittel im Filmgeschäft fließen an Projekte, die von Männern geleitet werden.

Wichtige Entscheidungen werden fast ausschließlich von Männern getroffen

Werbung bleibt maskulin, die Filmproduktion ist männerdominiert – weibliche Mitarbeiter haben trotz Frauenquote immer noch das Nachsehen in der Werbe- und Filmwirtschaft. „Mit unserer Softwarelösung, die Abstimmungsprozesse im Kreativbereich erleichtert, stehen wir in engem Austausch mit Werbeagenturen und Filmproduktionen“, so Niklas Dorn, Gründer von Filestage und Herausgeber der Studie. „Irgendwann ist uns aufgefallen, das strategische Entscheidungen fast ausschließlich von Männern getroffen werden – und das, obwohl der Frauenanteil in der Kreativbranche 49 Prozent beträgt.“ Dieses Gefühl wollten Filestage mit einer Studie untermauern und haben dazu auch Frauen in Führungspositionen befragt: „Frauen werden in hohen Positionen oft weniger ernst genommen. Nach meiner persönlichen Erfahrung bezieht sich das vor allem auf Äußerlichkeiten“, erklärt Jule Everts, Geschäftsführerin und Executive Producerin bei BIGFISH Filmproduktion. „Statur, Größe oder Zierlichkeit werden oft auf den Charakter übertragen. Jungen Frauen wird Naivität vorgeworfen, von Männern – generell – oder von etwas erfahreneren Frauen.“

Kreativbranche: Karriere und Kinder – der Konflikt vieler Frauen in Führungspositionen

In Hamburg ist der Frauenanteil in der Führungsetage besonders gering: Laut der Studie von Filestage sind nur 10 Prozent der Positionen in der Geschäftsführung von Frauen besetzt. Das Ergebnis widerspricht klar dem Image von Hamburg als einem weltoffenen Agenturstandort. Auch in der Filmbranche sieht es nicht viel besser aus. Stefanie Ortmann, Inhaberin von 539090 filmproductions in Hamburg, spricht ein mögliches Problem an – den Spagat zwischen Karriere und Familie. „Das Herz blutete, wenn man seine Kinder durch ständige Timing-Änderungen und Drehs im Ausland über mehrere Wochen zu oft betreuen lassen muss“, so die Filmproduzentin. „Deshalb sollte ein Management Home-Office-Tage für Mütter mit kleineren Kindern einbauen – so können die Frauen beiden Seiten gerecht werden und man muss trotzdem nicht auf ihre Kompetenz verzichten.“

 

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