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Tag der jungen Wirtschaft: Junge Generation warnt vor Bürokratiestau

Von den Wirtschaftsjunioren Deutschland

Die junge Generation aus Wirtschaft und Politik kam an diesem Samstag zum ersten „Tag der jungen Wirtschaft“ zusammen. Zu Gast waren junge Führungskräfte von Weltmarktführern im deutschen Mittelstand. Sie trafen im Berliner PalaisPopulaire die neue Generation politischer Entscheidungsträger, wie SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Eingeladen zur Veranstaltung hatten die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD). Der Verband ist das größte deutsche Netzwerk junger Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte unter 40 Jahren.

Eröffnet wurde die Hybrid-Veranstaltung in Berlin von der neuen WJD-Bundesvorsitzenden Denise Schurzmann und DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die Familienunternehmerin Schurzmann warb bei den anwesenden Politikvertretern für einen gemeinsamen Austausch und warnte davor, den Aufbruch nach der Corona-Pandemie mit einem Bürokratiestau zu schwächen: „Beziehen Sie die junge Wirtschaft ein – für eine praxisnahe und zukunftsgerichtete Gesetzgebung. Fast die Hälfte der Unternehmen unserer Mitglieder hat im Umgang mit der Corona-Krise neue Geschäftsfelder erschlossen. Die junge Generation bietet ein großes Innovationspotential. Was uns ausbremst, sind analoge, bürokratische Verwaltungsprozesse.“

Aktion der Wirtschaftsjunioren beim Tag der jungen Wirtschaft in Berlin zu den Digitalisierungsdefiziten der deutschen Verwaltung v. l.: stellv. WJD-Vorsitzender Tobias Hocke, WJD-Geschäftsführerin Laura Jorde, WJD-Vorsitzende Denise Schurzmann ©WJD

188 Tonnen Papier – Bürokratielast zum Abreißen

Im PalaisPopulaire präsentierten die Wirtschaftsjunioren die drei Meter hohe Attrappe eines erdrückenden Papierberges. Darauf der Schriftzug: „188 Tonnen Papier – Bürokratielast zum Abreißen“. Die Aktion der Wirtschaftsjunioren ist ein Alarmsignal in Anbetracht der Digitalisierungsdefizite der deutschen Verwaltung. Und sie richtet einen Handlungsappell an die Politik: Die Wirtschaftsjunioren fordern, dass Unternehmensgründungen in Deutschland digital und in maximal 48 Stunden möglich sein müssen. Dass dies keine Träumerei ist, zeigt das Beispiel Estland: Hier dauert eine Gründung 18 Minuten – digital.

188 Tonnen: So schwer wiegt der Papierverbrauch durch analoge Verwaltungsdokumente im Rahmen der jährlich über 600.000 Gründungen in Deutschland. Die Agentur Adverb hat diesen Schätzwert im Auftrag der Wirtschaftsjunioren Deutschland errechnet. Die Zahl ergibt sich aus einem Durchschnitt der in Gründungsprozessen erforderlichen Unterlagen – von der Gewerbeanmeldung über Melde- und Genehmigungsverfahren, Fördermittelanträge bis hin zur Betriebserlaubnis.

SPD-Generalsekretär Kühnert kommentierte im Gespräch mit der WJD-Bundesvorsitzenden Denise Schurzmann: „Das, was bei der Digitalisierung getan werden muss, ist keine Raketenphysik mehr. Wir brauchen einen handlungsfähigen Staat, der zügig in der Lage ist zu handeln. Eines der großen Themen in diesem Jahr ist die Planungsbeschleunigung. In Kommunen wollen wir mit Genehmigungsfiktionen arbeiten. Das ist eine wichtige Sache in Regionen, wo sich die Anträge stapeln.“

Moderne Hybrid-Konferenz diskutiert Zukunftsthemen

Als Gastrednerinnen und -redner kamen beim Tag der jungen Wirtschaft alle Generationen zu Wort: von der 19-jährigen Pressesprecherin der Fridays for Future Bewegung, Clara Duvigneau, bis zur erfahrenen Ökonomin und Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Monika Schnitzer. Sie alle betonten die wichtige Rolle der jungen Unternehmergeneration bei Antworten auf wichtige Zukunftsfragen, wie die Transformation zu nachhaltiger Wirtschaft, New Work und Digitalisierung.

Mehr als Tausend junge Unternehmerinnen und Unternehmer schalteten sich zum Tag der jungen Wirtschaft bundesweit im Livestream dem Event hinzu. Sie brachten sich online in das interaktive, hybride Format ein. Und traten dabei mit den Gästen im Berliner PalaisPopulaire in den Austausch – in Zoom Breaktouts, Online-Boards und Live-Umfragen. Beim Tag der jungen Wirtschaft wurde nicht nur über die Zukunft geredet. Die junge Generation geht bei der digitalen Transformation voran.

Prof. Dr. Monika Schnitzer, Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft der Bundesregierung, sagte im Rahmen des Panels „New Work ist jetzt! Mainstream“ zum Fachkräftemangel: „Veränderung gibt es, wenn junge Menschen sagen, wir wollen ein anderes Leben führen. Wir haben unsere Frauen gut ausgebildet, aber ein wichtiger Teil der Bevölkerung steht nicht zur Verfügung. Das Ehegattensplitting ist nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen mehr Fachkräfte. Berechnungen sagen: Etwa 100.000 Frauen würden dem Arbeitsmarkt durch ein Realsplitting mehr zur Verfügung stehen.“

Kristine Lütke, FDP-Bundestagsabgeordnete und ehemalige WJD-Bundesvorsitzende sagte zur Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement: „Ich glaube, ich wäre heute nicht hauptberuflich in der Politik, wenn ich nicht bei den Wirtschaftsjunioren viel an Eigenverantwortung und Selbstentwicklung hätte lernen dürfen.“

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