Büroalltag

Homeoffice – Flexible Arbeitsformen gegen den Fachkräftemangel

Von Marina Malkowski, Geschäftsführerin und Co-Founder von skill-fisher

Im Frühjahr 2020 wurde plötzlich in vielen Unternehmen schnell und unbürokratisch möglich, was zuvor bei vielen Vorgesetzten noch viel Überzeugungskraft seitens des Arbeitnehmers erforderte – das dauerhafte Arbeiten von zu Hause aus. Die perfekte Lösung, um weitere COVID-19-Infektionen zu vermeiden und gleichzeitig die deutsche Wirtschaft aufrecht zu halten. Zwischenzeitlich sind Arbeitnehmer in einigen Branchen bereits an ihren Büroschreibtisch zurückgekehrt. Angespornt durch die jüngsten positiven Erfahrungen, wird in einigen Unternehmen bereits an Konzepten gearbeitet, wie sich Heimarbeit bestmöglich dauerhaft in den Arbeitsalltag integrieren lässt. Andere kehren wiederum unbeirrt zum „business as usual“ zurück. Kein guter Schachzug, denn er macht die Talentakquise unnötig schwer.

Flexibilität macht Arbeitgeber attraktiv

Bereits seit vielen Jahren hat die deutsche Wirtschaft einen eklatanten Fachkräftemangel zu beklagen. Dieser wird sich in absehbarer Zeit auch eher verschärfen denn in Wohlgefallen auflösen. Das bedeutet hierzulande vor allem für Talente, dass sie natürlich sehr gefragt sind und entsprechend eine starke Verhandlungsposition haben. Insbesondere Digital Talents, die Expertise in einem weiteren einschlägigen Geschäftsfeld mitbringen, sind heiß begehrt. Doch die Macher der neuen digitalen Wertschöpfungskette zeigen, wenig überraschend, selten Interesse an verstaubten Arbeitskonzepten mit starren Strukturen. Ebenso wie es in ihrer Arbeit darum geht, sich mit neuesten Methoden und Technologien auseinanderzusetzen, brauchen sie ein Unternehmen mit entsprechend innovativer Arbeitskultur, die sich permanent weiterentwickelt. Wer also ohne triftigen Grund, sich einer wenig aufwendigen Flexibilisierungsoption wie dem Home-office verschließt, der wird es schwer haben, im Kampf um die Neudenker zu bestehen.

Lock-Down verstärkt Wunsch nach mehr Freiheiten

Natürlich war der Lock-Down im Allgemeinen keine schöne Erfahrung. Es gab viele Einschränkungen im öffentlichen Leben, die Arbeitslosenquote stieg um mehr als einen Prozentpunkt an und vor allem Branchen wie Gastronomie und Kultur haben extreme Einbußen hinnehmen müssen. Wem es in dieser Zeit jedoch möglich war, wie gewohnt zu arbeiten und dies auch noch von zu Hause aus zu tun, der hat diese neue Flexibilität in der Regel schätzen gelernt. In unserem Talentnetzwerk machen wir aktuell die Erfahrung, dass die Möglichkeit auch von zu Hause aus arbeiten zu können, stark an Bedeutung gewonnen hat. Die Bereitschaft eine Stelle anzunehmen, die ausschließlich Präsenzarbeit verlangt, ist stark gesunken. Zuvor gab es bisweilen noch Verständnis für die Zurückhaltung einiger Unternehmen, was die Flexibilisierung der Arbeitsweisen gab. Doch dadurch, dass unsere jüngste Vergangenheit belegt hat, dass es anders geht und diese Form des Arbeitens sowohl Vorzüge für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer bringt, ist eine „office only“-Policy zumeist inakzeptabel geworden.

Talente gewinnen durch Familienfreundlichkeit

Vielfach unterschätzt wird in diesem Zusammenhang auch, wie wichtig es inzwischen für den modernen Arbeitnehmer – männlich wie weiblich – geworden ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Die Erwartungshaltung an den Arbeitgeber ist gestiegen, hier entsprechend flexibel zu sein und eine selbstbestimmte Arbeitsgestaltung zu ermöglichen. Unternehmen, die gute Lösungen anbieten, gewinnen deutlich an Attraktivität als Arbeitgeber. Die Mehrheit unserer Experten, die wir vermitteln sind gebunden und haben Familie. Das bedeutet, dass das Thema Vereinbarkeit von Kindern und Arbeit häufig bei der Wahl des Arbeitgebers eine Rolle spielt und somit ein wichtiger Faktor ist.

Super spannend ist es hier auch einen Blick darauf zu werfen, wie viele Stellen aufgrund eines Mangels an Flexibilität unbesetzt bleiben. Unsere Kandidaten sind in der Regel eher urban orientiert und wenig gewillt das städtische Umfeld zu verlassen – geschweige denn Partner und Kinder. Die Möglichkeit im Homeoffice arbeiten zu können, ist bei diesen Konstellationen ein ganz entscheidender Faktor. Firmen, die offen für die neue Arbeitskultur sind, erhalten durch die geographische Loslösung ein viel größeres Angebot relevanter Kandidaten.

Gemeinsam neue Strukturen leben

Der Kampf um die neuen digitalen Gestalter hat sich unter Pandemiebedingungen noch weiter verschärft. Auch den zörgerlichsten Unternehmen ist jetzt wohl klar geworden, dass die Digitalisierung notwendig ist und viele Wettbewerbsvorteile birgt. Das hat zur Folge, dass trotz allgemein gestiegener Arbeitslosigkeit, die Nachfrage nach den Zukunftsgestaltern weiter gestiegen ist. Wer sich also um die Gunst dieser Arbeitnehmer ins Rennen begeben möchte, sollte zweimal überlegen, ob die Rückkehr zur Vor-Corona-Arbeitswelt wirklich der Kardinalsweg ist. Es muss ja nicht gleich die totale Freiheit in der Arbeitsgestaltung sein. Ein wenig Entgegenkommen hinsichtlich der Bedürfnisse der neuen Führungskräfte, kann viel bewirken und lässt Unternehmen neue Talentpools erschließen.

Über die Autorin

Marina Malkowski ist Geschäftsführerin und Co-Founder von skill-fisher.  Ihre persönliche Agentur für Personalberatung ist in der Start-up-Metropole Berlin zuhause und das Team besteht aktuell nur aus Frauen. Ihr Ziel: der Perfect Match. Es werden nur handverlesene Kandidaten vermittelt, die wirklich passen – sowohl fachlich als auch menschlich. Das Ganze kombiniert mit einem modularen Outsourcing-Konzept von HR-Kompetenzfeldern, spot-on auf die Marktbedürfnisse.

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