Gründerinnen im Porträt

ami COCON: Mehr Selbstliebe, Achtsamkeit, Wohlbefinden und Gesundheit in deutsche Haushalte bringen

Foto: Ronny Rose

Dr. Nannette Swed und Simone Sommerfeld: Zwei Weltverbesserinnen wollen mit der Online-Plattform ami COCON mehr Selbstliebe, Achtsamkeit, Wohlbefinden und ganzheitliche Gesundheit in deutsche Haushalte bringen. Mit ihrem breiten Angebot an Online-Kursen möchten sie Menschen den schützenden Raum bieten, den sie brauchen, um ihre Themen zu bearbeiten, Verletzungen zu heilen und zu wachsen.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Mit ami COCON möchten wir ganz gezielt Menschen dabei unterstützen an ihren Themen zu arbeiten, ihre Wunden zu heilen und das Leben zu führen, dass sie mit Freude erfüllt. Unsere Kurse und Workshops sind für unsere Nutzer*innen wie ein Kokon, in dem man sich sicher und geschützt fühlt und aus dem man als wunderschöner und starker Schmetterling herauskommt.

Dabei haben wir mit unserem Unternehmen zwei soziale Anliegen: Allen den Zugang zu den Inhalten unserer wunderbaren Expert*innen gewährleisten, indem wir ein breites Angebot an kostenfreien Online-Klassen anbieten und gleichzeitig mit unserem bezahlbaren Angebot die Existenzen unserer Lehrer*innen sichern. Das klingt erst einmal unmöglich zu vereinen, aber genau das ist der Spagat, den wir täglich leisten. Sowohl unsere Nutzer*innen als auch unsere Lehrer*innen schätzen genau das. Besonders in dieser herausfordernden Corona-Zeit ist beides super wertvoll. Menschen suchen nach einem Gemeinschaftsgefühl, sind viel auf sich alleine gestellt und mit sich und ihren Themen beschäftigt und brauchen dabei möglicherweise Unterstützung. Und unsere Lehrer*innen mussten teilweise unter Umsatzeinbrüchen leiden, wenn zB. Ein Yoga-Studio schließen musste und sie online unterrichten mussten.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Wir haben seit dem Launch von ami COCON eine stetig wachsende Community aufgebaut. Wir haben unser Angebot sehr kritisch und lean getestet. Wir hatten natürlich wenig Ahnung, wie unsere Idee in der Praxis ankommen würde. Tatsächlich waren wir sehr überwältigt, von dem Feedback, dass uns unsere Nutzer*innen bereits sehr kurz nach dem Launch mitgeteilt haben. Das hat uns motiviert weiterzumachen. Unsere Themen berühren die Menschen – heute noch mehr als vor 2 Jahren. Für viele Menschen sind Themen wie Selbstliebe, Achtsamkeit, Wohlbefinden und ganzheitliche Gesundheit heute wichtiger denn je. Wir sind noch im Aufbau und haben noch einiges vor, aber es lässt sich jetzt schon sagen, dass unsere Vision einer glücklicheren Welt mit unseren Nutzer*innen geteilt wird und auf Zuspruch stößt.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Simone: Ich habe mit 21 in Frankreich direkt nach meinem Bachelor angefangen in einer deutsch-französischen Personalberatung zu arbeiten. Nach 3 Jahren habe ich unsere deutsche Niederlassung eröffnet und aufgebaut und ein kleines Team geleitet. Mit 26 kam bei mir eine große existenzielle Krise gepaart mit einem Burnout. Ich habe mir eine Auszeit genommen, mich viel mit mir selbst beschäftigt. Und ich habe angefangen freiwillig für NGOs tätig zu werden. Ich wurde nach einiger Zeit auch beruflich für NGOs tätig. Mir wurde dadurch immer bewusster, dass ich nur mit einer sinnstiftenden Tätigkeit, die auch meinen Werten (Nachhaltigkeit, Respekt allen Lebewesen gegenüber, Gleichberechtigung) entspricht, glücklich und erfolgreich werden kann und möchte.

Nannette: Ich habe VWL studiert und nach dem Studium promoviert, weil ich gerne geforscht habe. Allerdings war mir der akademische Prozess sehr zäh und langwierig. Das verträgt sich nicht so gut mit meinem Temperament. Nach meiner ersten Elternzeit habe ich mich dann als statistische Beraterin selbstständig gemacht. Das lag auf der Hand. Zahlen crunchen hat mir Spaß gemacht und der Bedarf war da. Allerdings habe ich mich in dem Metier etwas einsam gefühlt und wollte nicht meine gesamte Arbeitszeit nur am Rechner sitzen. Nach meiner zweiten Elternzeit habe ich dann – aus Eigenbedarf – einen veganen Kindermoden Online-Shop gegründet. Ich hatte bis dahin keine e-Commerce-Erfahrung und würde jetzt vieles anders machen. Aber genau diese Erfahrung ist es, die mir jetzt für ami COCON hilft einige Abkürzungen zu nehmen, die ich vor 4 Jahren noch nicht kannte. Jede Unternehmung ist ein iterativer Prozess von Trial and Error. Es ist gut, wenn man einige Fehler schon kennt und die Erfahrung als Bereicherung würdigt.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Simone: Ich habe schon seit dem Ende meiner Erfahrung in der Personalberatung darüber nachgedacht mich selbstständig zu machen. Ich wusste nur noch nicht wie und mit was. Mein Weg hat mich über Umwege zu meiner jetzigen Mitgründerin Nannette geführt. Und wir haben sehr schnell gemerkt, dass uns viel verbindet und wir gemeinsam viel erreichen können. Meine Hauptmotivation mein eigenes Unternehmen gemeinsam mit Nannette zu haben ist es unabhängig zu sein, auch irgendwann finanziell. Und vor allem habe ich gemerkt, dass ich nur in einem Unternehmen, dessen Werte wir selber definiert haben auch die sein kann, die ich wirklich bin, ohne mich verstellen oder verbiegen zu müssen.

Nannette: Für mich war es immer schwierig Anweisungen zu empfangen. Ich scheue mich nicht davor, anderen zu dienen. Das mache ich mit ami COCON mehr denn je. Ich muss nur verstehen, warum ich meine Zeit und Kraft in eine bestimmte Handlung lege. Ich habe in den meisten Jobs, die ich mir während der Schul- und Studienzeit vorgestellt habe, am Ende das große Bild nicht gesehen. Oder das Bild gesehen und meine Bedeutung darin nicht verstanden – oder noch schlimmer – nicht gemocht. Die Arbeitswelt in großen Strukturen (egal ob Unternehmen oder Verwaltung) ist sehr fein gliedrig und damit einher geht, dass die Glieder oft wenig miteinander koordiniert sind und an derselben Sache arbeiten. Ich glaube, dass das grundsätzlich möglich ist, dass die meisten Arbeitgeber aber ihre Mitarbeiter eben nicht so leiten, dass alle an dieser alle vereinenden Vision arbeiten – und das mit Freude und Erfüllung. Das war für mich der Auslöser, mir diese Arbeitswelt selbst zu erschaffen – eine, die mich erfüllt und in der Zukunft hoffentlich noch andere Menschen ebenso.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Simone: Mein größter Mentor und Vorbild im Business war tatsächlich einer meiner früheren Vorgesetzten, der mich gefördert und gefordert hat. Der aber auch, als wir gemerkt haben, dass ich nicht mehr kann, mich darin bestärkt hat, mich um mich zu kümmern und meinen eigenen Weg zu gehen. Heute ist meine Mitgründerin Nannette, die Person die mich am meisten inspiriert. Ich kann noch sehr viel von ihr lernen und wir komplettieren uns richtig gut.

Nannette: Ich habe nicht diesen einen Mentor. Es gibt so viele Menschen, die mir aktuell helfen. Dazu gehören vor allem Menschen aus der Berliner Start-Up Szene. Ich mache konkret zwei Dinge, mit denen ich gute Fortschritte erziele. Erstens: Gespräche suchen mit Experten in Bereichen, in denen meine Kompetenz schwach ist. Diese Kontakte wiederhole ich so oft, bis ich mich darin sicher genug fühle, das umzusetzen, was unser Unternehmen braucht. Zweitens: meinen größten Kritikern ganz genau zuhören. Sie sagen oft Dinge, die mich umhauen, aber ich lerne daraus, wie sie mich und unser Unternehmen wahrnehmen und kann meine Botschaft anpassen, so dass wir uns näher kommen.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Simone: Gründen während einer Pandemie! Es ist alles andere als einfach sich selbst täglich zu motivieren. Häufig fehlt es mir meine Ansprechpartner*innen persönlich zu treffen und nicht nur remote zu arbeiten. Generell hat das Gründen regelmäßig seine Höhen und Tiefen und man hinterfragt oft einiges. Trotzdem denken wir beide, dass unsere größten Herausforderungen mit ami COCON noch kommen werden!

Nannette: Für mich war es auch die Pandemie, weil mein Mann und ich unsere Kinder die meiste Zeit zu Hause betreut haben und dies immer noch tun. Eltern sind Schlafentzug gewohnt. Die Intensität der Belastung steigt jedoch enorm, wenn man dabei ein Unternehmen gründet und daraus natürlich noch kein Einkommen resultiert. Es ist mir an dieser Stelle ganz wichtig zu sagen, dass Gründen mit Kind absolut machbar ist – auch für Frauen! Jedoch ist die Betreuungssituation dabei sehr wichtig. Ich bin sehr froh, dass ich im November letzten Jahres keine Ahnung davon hatte, wie lange wir unsere Kinder ganztägig zu Hause betreuen würden. Auf der anderen Seite hätte ich mich vermutlich dennoch genauso entschieden wie ich es damals getan habe. Weil ich mit Simone die richtige Partnerin habe, die einerseits empathisch genug ist, mir die Flexibilität zu geben, die ich brauche und auf der anderen Seite sehr klug ist, super schnell in die Umsetzung geht, Ausdauer hat und alles ausprobiert, was probiert werden muss. Sie ist in der Zeit, in der wir uns kennen in vielen Bereichen über sich hinausgewachsen. Und ich auch. Wir können uns aufeinander verlassen. Deswegen bin ich am Ball geblieben.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Wir sind auf den sozialen Medien vertreten, schalten Ads und arbeiten mit Influencer Marketing. Wir merken auch, dass sehr viel über Empfehlungen und Mundpropaganda läuft. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, ami COCON ein Gesicht zu geben und keine anonyme und unpersönliche Online-Plattform zu sein. Uns es ist sehr wichtig für unsere Community/unsere Kund*innen da zu sein, ein offenes Ohr zu haben und persönlich ansprechbar zu sein. Wer auf Instagram fragt, hat direkten Kontakt mit Simone, wer eine Mail schreibt bekommt Post von Nannette.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Wir versuchen mit unserem vielfältigen und abwechslungsreichen Angebot an Community-Klassen (Bauchtanz, Yoga, Meditation, Workouts, Workshops zum Thema Weiblichkeit usw.) ein interessantes und ansprechendes Angebot zu schaffen und somit immer weiter neue Personen auf uns aufmerksam zu machen und an uns zu binden.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Wir sind bislang gebootstrappt, also die Gründung bis hierhin selbst finanziert. Wir haben jetzt proof-of-concept und beginnen unser Unternehmen Investoren vorzustellen.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Simone: Ich möchte finanziell unabhängig sein und später meinen Traum eines eigenen Lebenshofes verwirklichen.

Nannette: Ich wünsche mir auch finanzielle Unabhängigkeit – für mich selbst und natürlich auch für die Menschen, die mit uns arbeiten. Es ist eins unserer Unternehmensziele. Das andere Unternehmensziel kommt auch in meinem Traum vor. Deswegen habe ich das Gefühl, dass ich jetzt gerade beginne meinen Traum zu leben. Ich baue gerne Brücken, verbinde Menschen und liebe es, wenn ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Dann verbinden sich Herzen, es wird warm und die Beteiligten fühlen sich glücklich – in diesem Moment. Ich möchte gerne eine Ansammlung von diesen kleinen glücklichen Momenten für so viele Menschen wie möglich. Je besser es mir geht, desto besser bin ich auch zu Anderen. Ich glaube tatsächlich, dass wir die Welt so etwas friedlicher machen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Simone: Stehe dir nicht selbst im Weg! Du bist toll, du kennst deine Kompetenzen und deinen Wert am besten. Sei stolz auf das was du bisher erreicht hast und gehe selbstbewusst durchs Leben. Ich tendiere leider auch dazu, mich kleiner zu machen als ich bin und mir meiner Stärken nicht bewusst zu sein. Das kann man aber trainieren und stärken.

Nannette: Suche Dir Feedback zu jeder Zeit (besonders am Anfang, aber auch kontinuierlich während des Prozesses) am Besten von Deinen Peers, also anderen Gründer*innen. Für mich war dieser Austausch oft bereichernder als der von Mentoren und Coaches. Sie erleben denselben Prozess und haben manche Baustellen vielleicht bereits bearbeitet. Ein intensiver Austausch senkt Deine Lernkosten enorm, bringt schneller Resultate und hilft Dir motiviert zu bleiben, weil Du weißt, dass Du nicht alleine bist. Große Aufgaben lassen sich immer leichter erledigen, wenn man sie teilen kann.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

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