Gründerinnen im Porträt

Anna Hinrichsen: Expertin in Investor Relations, ESG- und Finanzkommunikation

Dr. Anna Hinrichsen ist die Gründerin der Anna Hinrichsen Kommunikationsberatung. Ihr Start-Up bietet Beratungs- und Management-Leistungen mit den Schwerpunkten Finanzkommunikation/Investor Relations sowie Nachhaltigkeit/ESG an. Sie begleitet kapitalmarktorientierte und private Unternehmen, vor allem aus dem deutschen Mittelstand. Außerdem unterstützt sie Unternehmen in der Entwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sowie deren Situations- und Wesentlichkeitsanalyse und Nachhaltigkeitsberichterstattung, berät aber auch bei der Beantwortung von ESG-Ratinganfragen seitens des Kapitalmarktes.

Dr. Anna Hinrichsen ist Bewerberin beim Hessischen Gründerpreis 2023.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Ich vereine Kompetenzen, die auf Unternehmensseite in dieser Kombination häufig nicht vorhanden und besonders für kapitalmarktorientierte Firmen wertvoll sind – Nachhaltigkeit/ESG und Investor Relations. Nachhaltigkeitskriterien werden für den Finanzsektor immer bedeutsamer („Sustainable Finance“). Ich bin an der Schnittstelle zwischen Finanzinstitutionen und Unternehmensseite tätig.

Mit langjähriger Berufserfahrung im Feld Investor Relations und als zertifizierte Sustainable-Finance-Expertin biete ich Unternehmen Beratungsleistungen wie auch operative Unterstützung an – etwa bei der Analyse, wie nachhaltig ihr Geschäftsmodell ist, bei der Entwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie oder bei der Offenlegung relevanter Informationen. Zudem unterstütze ich Unternehmen bei den Vorbereitungen auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), die für einen sehr großen Kreis von Unternehmen verpflichtend sein wird.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Meine ersten beruflichen Erfolge zeigten sich bald nach der Gründung. Ich habe für ein Großunternehmen eine Standortbestimmung zum Thema Nachhaltigkeit durchgeführt und begleite es derzeit bei der sogenannten Wesentlichkeitsanalyse und der Nachhaltigkeitsstrategie-Entwicklung. Gerade habe ich zudem ein mehrmonatiges Interim-Mandat für Investor Relations bei einem börsennotierten Konzern erfolgreich abgeschlossen, in dessen Rahmen ich auch eng mit dem Sustainability Team zusammengearbeitet habe. An diesen Mandaten werden die Relevanz und der Bedarf für die von mir angebotenen Dienstleistungen deutlich. Ich freue mich über das Vertrauen, das bereits früh von etablierten Unternehmen in meine Expertise und Arbeitsweise gesetzt wurde.
Schließlich war ich als frische Gründerin Co-Autorin mit rund 40 weiteren Frauen in dem Werk „Gründen – Frauen schaffen Zukunft“ – Gründen (fazbuch.de) von den Herausgeberinnen Prof. Dr. Nadine Kammerlander, Claudia Lässig und Claudia Rankers.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaften in Berlin und Sydney studiert und dann in Seoul, Südkorea, für die Auslandshandelskammer gearbeitet. Für das Land Hessen war ich in der Außenwirtschaftsförderung tätig, danach mehrere Jahre für ein Photovoltaikunternehmen. Dort war ich maßgeblich an der Vorbereitung des Börsengangs beteiligt und baute später die Investor-Relations-Abteilung auf.

In der Phase der Familiengründung war ich als Doktorandin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Darmstadt tätig, am Fachgebiet Unternehmensfinanzierung. Nach Stationen bei einer führenden Beratung für Strategische Kommunikation und in der Unternehmenskommunikation eines Medizintechnikkonzerns gründete ich im Februar 2022 dann mein eigenes Unternehmen.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Die wichtigste Triebfeder war der Wunsch, meine Kompetenzen sinnstiftend einzusetzen. Während meiner mehrjährigen Tätigkeit für ein Photovoltaik-Unternehmen war dies absolut der Fall. Deshalb fokussiere ich nun wieder auf das Thema Nachhaltigkeit – ich möchte dazu beitragen, dass der Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaften gelingt.

Außerdem wollte ich mehr Flexibilität und Selbstbestimmung. Und als Mutter von drei Söhnen auch eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Alle Aspekte sind erfüllt, seitdem ich Unternehmerin bin.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Ein Vorstand, mit dem ich damals den Börsengang seines Unternehmens vorbereitet und einige Jahre eng zusammengearbeitet habe; mein Doktorvater der TU Darmstadt und eine Freundin, die Geschäftsführerin einer Beratungsboutique für Nachhaltigkeit ist.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Mein Gründungsdatum fiel in eine 4wöchige Covid-Quarantäne: Meine 5köpfige Familie durfte das Haus nicht verlassen, drei Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter mussten betreut und beschult werden. Ich musste in dieser Zeit einen umfangreichen Business Plan einreichen und hatte bereits zwei anspruchsvolle Kundenmandate. Also konnte ich an vielen Tagen erst ab 21 Uhr mit der Arbeit beginnen und arbeitete oft bis spät in der Nacht. Es gelang mir, alle Fristen einzuhalten und die Kundenaufträge erfolgreich abzuarbeiten.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Ich nutze mehrere Kanäle – online etwa Beiträge auf LinkedIn, offline Fachvorträge mit Kapitalmarktbezug. Durch das Teilen meiner Expertise fördere ich den Branchendialog. Dies ermöglicht es, aktuelle Themen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Finanzkommunikation in den Fokus zu rücken und erhöht branchenintern meine Sichtbarkeit. Ich spreche aber ebenso bei verschiedenen Anlässen über meine Gründung und Herausforderungen und Chancen des Unternehmerinnentums. Ich möchte jene, die sich mit dem Gedanken an eine Gründung tragen, dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen.

Außerdem wichtig: Publikationen (Dr. Anna Hinrichsen – Karriere – annahinrichsen.com)
Und ich lege großen Wert auf die Pflege meiner bestehenden persönlichen Kontakte bzw. das Knüpfen neuer Kontakte, etwa bei Veranstaltungen und Konferenzen.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Ich bin überzeugt, dass Beratung ein „People Business“ ist – persönliche Kontakte und Begegnungen sind daher das wichtigste Tool. Zeit in solche Begegnungen zu investieren und sich darüber hinaus in vielfältigen Netzwerken zu engagieren, ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Deshalb richte ich auch selbst Netzwerkveranstaltungen für Kund:innen und Geschäftspartner:innen aus, so vor kurzem ein Dinner-Event– ich konnte dadurch viele Menschen aus unterschiedlichen Branchen zusammenbringen und die Gäste haben den Abend sehr genossen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Ich hatte zu Beginn ein Gründerstipendium, das für die erste Phase sehr wertvoll war. Glücklicherweise sind die Investitionskosten für eine Beratung aber zunächst überschaubar – im Wesentlichen benötigt man eine ordentliche technische Ausstattung, die wichtigsten Versicherungen und kann damit erstmal loslegen. Die Lebenshaltungskosten müssen natürlich gedeckt sein.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Mein Ziel ist es, weiter zu wachsen und ein Team aus passenden Partner:innen aufzubauen, die meinen Unternehmergeist und meine Motivation teilen und komplementäre Kompetenzen mitbringen. Ich arbeite bereits regelmäßig mit einigen Unternehmer:innen aus meinem großen Netzwerk zusammen, ein festes Team hätte aber neben den Synergien noch mehr Schlagkraft und würde neue Möglichkeiten eröffnen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Lasst Euch nicht beirren von Zweiflern und Bedenkenträgern: Natürlich will eine Gründung gut durchdacht, geplant und ja – auch hinreichend finanziert sein. Mut gehört dennoch dazu! Wagt den Sprung und vertraut auf Eure Idee, Eure Kompetenzen und Energie. Von zentraler Bedeutung ist ein starkes Netzwerk, zögert nicht, es zu nutzen; holt Euch bei Bedarf Rat und Unterstützung und baut es kontinuierlich aus.

Vielen Dank und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Website von Anna Hinrichsen: www.annahinrichsen.com

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