Gründerinnen im Porträt

improveMID: Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz

Ina Haug ist die Gründerin der improveMID UG. Gemeinsam mit ihrem Team ermittelt Ina Haug anonym die mentale Gesundheit von Mitarbeitenden. So erfahren Arbeitgeber nicht nur, wie es um das Wohlbefinden und eine mögliche Burnout-Gefährdung steht, sondern auch, welche Arbeitsfaktoren dazu beitragen. Sind es die vielen Unterbrechungen, das fehlende Feedback oder die Einsamkeit im Homeoffice? Auf Grundlage der ermittelten Daten schlägt ihre Tool Maßnahmen auf Teamebene vor, um die Belastungen zu reduzieren und die mentale Gesundheit zu stärken.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Das besondere an uns und unserer Arbeitsweise ist, dass wir trotz der hohen Belastungen in der Startup-Welt ein Unternehmen gegründet haben, ohne dabei unsere eigene mentale Gesundheit zu vernachlässigen. Wir sind ehrlich zueinander, ehrgeizig in unseren Zielen und schaffen es Kunden und Mitarbeiter für unsere Vision zu begeistern.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Unser allererster Erfolg war die erste und auf Anhieb erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Unternehmen. Weitere Erfolge waren diverse Preise und Auszeichnungen, die wir für unsere Idee erhalten haben, erste Mitarbeiter:innen, die wir für unser Startup begeistern konnten und das positive Feedback von vielen weiteren Kunden. Einer der eindrücklichsten Erfolge war mit Sicherheit die offizielle Gründung unseres Unternehmens beim Notar. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben und ist bis heute eine der schönsten Erinnerungen der letzten Jahre.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Nach meinem Abitur wollte ich unbedingt ein Studium beginnen, mit dem ich am Ende Menschen helfen kann. Da ich mich schon früh für Psychologie interessiert habe, wurde das schnell mein Wunsch-Studium. Da ich nicht direkt angenommen wurde (rückblickend bin ich sehr dankbar dafür) habe ich ein FSJ in einer Psychiatrie und ein Praktikum beim Gemeinde Psychiatrischen Dienst gemacht. Danach folgte der Bachelor in Psychologie und der Master in Wirtschaftspsychologie. Schon während dem Master haben meine beiden Mitgründerinnen Marion Riedel, Diana Kovaleva und ich, mit improveMID begonnen und so wurde die Arbeit im eigenen Unternehmen mein erster Vollzeit-Job nach dem Studium. Ein Weg, den ich mir so nie hätte ausdenken können und der sich gleichzeitig so natürlich und selbstverständlich anfühlt.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Wir drei Gründerinnen haben uns im Master Wirtschaftspsychologie an der Hochschule für Technik in Stuttgart kennen gelernt und konnten in einem Praxissemester mit unserem ersten Kunden erfolgreich zusammenarbeiten und sein Problem der „Psychischen Gefährdungsbeurteilung“ lösen. Daraus hat sich nicht nur ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickelt, sondern auch ein wundervolles Team und die Möglichkeit jeden Tag für eine Arbeitswelt zu kämpfen, in der es Mitarbeitenden mental gut geht.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Ohne unsere Mentor:innen und die tatkräftige Unterstützung unserer Hochschule hätten wir vielleicht nie den Weg in die Unternehmensgründung eingeschlagen. Von Anfang an wurden wir fachlich und oft auch emotional von Elena Schön, Startup Coach im hochschuleigenen Gründungsprojekt, unterstützt, die uns immer wieder daran erinnert hat bei uns zu bleiben. Gerade zu Beginn möchten so viele mitreden und jede/r hat eine starke Meinung dazu, was der nächste richtige Schritt ist – das kann für junge Gründerinnen ganz schön überfordernd sein.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Bis zur Gründung war unsere größte Herausforderung den Gründungsalltag mit unserem Studiumsalltag zu verbinden. Gerade am Anfang gibt es so vieles zu beachten, zu durchdenken, immer neu zu verarbeiten… Das kann schon mal viel werden – inhaltlich, aber auch emotional. Hier hat die Unterstützung und Beratung von unserer Mentorin Elena Schön und unserem Professor Patrick Müller sehr geholfen. Hilfreich war auch die Möglichkeit unser Studium mit dem Startup zu verbinden, z.B. in dem wir unsere Masterarbeiten über unser Startup schreiben konnten.
Nach der Gründung war eine große Herausforderung die Anforderungen, die Deutschland und das Finanzamt an einen stellen, zu erfüllen. Bis heute keine meiner Lieblingsaufgaben 😀

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Durch die Teilnahme an Events, Presseauftritte und ein aktives LinkedIn-Profil konnten wir uns bereits als Expertinnen für mentale Gesundheit am Arbeitsplatz etablieren und auf uns und unsere Lösung aufmerksam machen. Darüber hinaus gehen wir aktiv auf Unternehmen zu, bieten unser Lösung an und nehmen dafür täglich den Telefonhörer in die Hand.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Am erfolgreichsten waren unsere Auftritte im Fernsehen und in der Zeitung. Das SWR hat uns zweimal begleitet und unsere Beiträge wurden jeweils zur Prime Time ausgestrahlt. Auch ein online veröffentlichter Artikel in der Stuttgarter Zeitung erzielte große Wirkung und es folgten einige Kundenanfragen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Wir hatten die Möglichkeit direkt nach dem Masterstudium in Vollzeit in unser Unternehmen einzusteigen, da wir eine Finanzierung vom Land Baden-Württemberg erhalten haben. Über das Förderprogramm „Junge Innovatoren“ werden Ausgründungen aus der Hochschule / Uni finanziell unterstützt und ein abgesicherter Start in das Gründungsleben ermöglicht.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Ein großer Wunsch von uns ist es, dass das Thema Selbstständigkeit und Unternehmensgründung für junge Menschen selbstverständlicher wird. Auch wenn uns diese Option zu Schulzeiten nicht gezeigt wurde merken wir, dass heutzutage mehr gemacht wird, um Schüler:innen auch auf diesen Berufsweg vorzubereiten. Auch wir drei Gründerinnen von improveMID sind regelmäßig in Schulen unterwegs, beantworten neugierige Fragen und möchten weiterhin junge Menschen inspirieren und ermutigen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Sucht euch ein Netzwerk, das tickt wie ihr. Wenn ihr auf schnelles Wachstum aus seid, dann sucht danach, wenn ihr nach Impact strebt, dann schaut nach Personen mit ähnlichen Zielen. Sich zu vernetzten, auszutauschen und zu helfen ist vor allem am Anfang unerlässlich – zu Gründen ist manchmal ein richtiger Dschungel, aber durch diesen Dschungel musst du dich nicht alleine schlagen.
Und ich gebe gerne den Tipp von unserer Mentorin weiter, der uns sehr geholfen hat: „Bleib bei dir und lass dir nicht reinreden. Du findest deinen Weg.“

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Website von improveMID: www.improvemid.de

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