FAST FORWARD: Creative Coaching
Die Diplom-Psychologin und Marken-Strategin Alexandra Schneiderhan hat FAST FORWARD gegründet und nutzt die kunsttherapeutische Methoden in Coaching und Beratung. So bringt sie zusammen, was bisher allzu oft unverbunden ist: Analytische Denkprozesse mit intuitivem, künstlerischem Handeln. Dieses Zusammentreffen setzt sehr schnell das frei, was heutzutage wichtig ist: Out-of-the-Box-Denken, Innovation, Experimentierfreude und Kreativität. Denn unsere Gesellschaft braucht mehr denn je Menschen, die das, was sie beruflich tun, mit Leidenschaft tun. Weil Menschen, die ihrer eigenen Vision folgen und Sinnhaftigkeit erleben, die Kraft haben, den Wandel zu gestalten – egal ob als Gründerin, als Unternehmerin, oder als Angestellte.
Was ist die Besonderheit Ihres Unternehmens?
Kreativität ist in meinen Augen ein großes gesellschaftliches Thema und eine der Kernkompetenzen in unserer heutigen (Arbeits-)Welt. Indem ich beim Coaching an dieser inneren schöpferischen Kraft ansetze, helfe ich Menschen, ihre Potenziale (wieder) zu finden und zu entfalten. Denn von Kindheit an werden wir sehr rational, vernunftorientiert geprägt. Berufliches Vorankommen ist insbesondere für Frauen dann möglich, wenn sie stereotypisch „männlich“ agieren: analytisch, linear, entschieden, dominant. Dafür zahlen viele Frauen einen hohen Preis, und damit auch unsere Gesellschaft. Wo bleiben Empathie und Intuition, spielerische Herangehensweisen und Experimentierfreude, die wir in dieser Welt des permanenten Wandels so dringend brauchen?
Ich habe immer wieder Klientinnen, die schon mal einen Coach aufgesucht haben, um ihre „verschütteten Anteile“ wiederzufinden. Und dort wurden sie wieder mit vorwiegend sprachlichen, rational-analytischen, kognitiven Vorgehensweisen konfrontiert, wie sie sie ohnehin schon praktiziert haben – so dass sie letztlich bestehende Muster wiederholt und Entscheidungen nach dem gewohnten Schema getroffen haben. Im Creative Coaching wird diese denkende, analytische Ebene um eine intuitive Ebene ergänzt: Mal nicht nur sprechen, sondern gestalten, malen, formen. Dadurch werden alternative Sichtweisen und neue Antworten auf bekannte Fragen zu Tage gefördert. Die Gestaltung wirkt wie ein Katalysator. Meine Klient*innen nennen das einen „Durchbruch“, den „absoluten Turbolader“, ein „Schlüsselerlebnis“…
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich habe Psychologie mit Kunst im Nebenfach studiert, weil mich die Verbindung von Psychologie und Kreativität schon immer interessiert hat. Als Absolventin war es mein Traum, künstlerische Methoden im Kontext von Beratung anzuwenden, wie man es in der Kunsttherapie schon lange kennt. Damals, Ende der 90er Jahre, war „Coaching“ jedoch noch nicht etabliert, und gab es keine spezifische Aus- oder Weiterbildungsmöglichkeit für „Kreatives Coaching“!
So startete ich meine Karriere in der Welt der Designagenturen und wurde an der Schnittstelle zwischen Kunden und Kreativen als Projektmanagerin und Account Direktorin groß. Von dort wechselte ich auf Unternehmensseite, und war jahrelang Marketingleitung einer Luxusmarke im Interior Design, um dann nochmals die Seiten zu wechseln und die Standortleitung einer Designagentur zu übernehmen.
Bei all dem habe ich nie aus den Augen verloren, wovon ich immer geträumt habe. Vor einigen Jahren habe ich eine Coaching-Ausbildung mit kreativen Methoden absolviert (denn inzwischen hat sich ein bisschen was getan und es gibt einige wenige Anbieter dafür). Und nun mache ich das, was ich immer wollte – und erfahre am eigenen lebenden Beispiel, welche Kraft darin liegt und was für einen Unterschied es macht. Zu diesem Gefühl möchte ich noch viel mehr Menschen verhelfen.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Obwohl ich ja eigentlich immer diese große Idee, diesen Lebenstraum mit mir rumgetragen habe, kam doch immer wieder was dazwischen – ein neues Job-Angebot, eine interessante Position, ein nächster Entwicklungsschritt. Keinen einzigen dieser Schritte bereue ich, sie waren alle wertvoll und weiterführend. Und doch merkte ich immer wieder, dass ich damit noch nicht meiner wirklichen Berufung folgte. Es hat dann mehrere Auslöser gebraucht, um den Entschluss zu fassen, meinen spannenden, herausfordernden und unbefristeten Job zu kündigen und den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen – unter anderem einen Coach!
Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?
Zuvorderst eine langjährige Wegbegleiterin, die immer schon zwei, drei Schritte weiter war als ich und mich immer gepusht hat. Diese messerscharfe Denkerin hatte, allein schon durch ihr Role-Model, enormen Einfluss darauf, dass ich den Mut gefunden habe, ins kalte Wasser zu springen und mich voll auf das Wagnis einzulassen. Und natürlich meine Klient*innen der ersten Stunden, die mir Feedback und Input gegeben haben; die Unternehmer*innen, mit denen ich mich austausche.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Als Solopreneurin im Bereich Coaching zu starten ist herausfordernd – noch dazu wenn die Anfangszeit in eine Pandemie fällt, die die Menschen zu Hause festhält und zutiefst verunsichert. Es war nicht leicht, nach all’ den Berufsjahren, in denen ich in Teams und mit vielen unterschiedlichen Menschen eng zusammengearbeitet habe, auf einmal ganz alleine zu sein. Also habe ich mich an’s Netzwerken gemacht und eine tolle Frauen-Community, den WOMEN’S HUB, gefunden (viel mehr als nur ein Frauen-Netzwerk!). Dort habe ich verstanden, dass ich gar nicht alleine bin.
Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?
Coaching ist in ein echtes „People Business“ und daher in erster Linie ein Empfehlungsgeschäft – ob im 1:1 oder für Unternehmen. Deshalb bin ich froh, glücklich und stolz, dass meine Klient*innen mich weiter empfehlen. Gerade weil der Begriff „Coaching“ ein Sammelbecken für alles mögliche (auch weniger seriöse Angebote) ist, ist mir dieser heutzutage vielleicht sogar schon „old-school“ anmutende Hebel sehr wichtig. Zusätzlich nutze ich natürlich auch Social Media und den Blog auf meiner Website. Und Public Relations! Journalist*innen und Influencer*innen finden das Thema zunehmend spannend – diese Schnittstelle von Kreativität und Intuition, New Work und Führung und der Rolle von Frauen bzw. dem Aufweichen von stereotypen Verhaltensweisen.
Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?
Die größten Investitionen fielen ganz am Anfang für die Ausstattung des Coaching-Ateliers und für den Aufbau der Marke an; das konnte ich mit Unterstützung meiner Familie aus der eigenen Tasche finanzieren. Meine laufenden Kosten sind überschaubar, so dass ich bisher ohne Fremdfinanzierung klar komme.
Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
Ich möchte dazu beitragen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der viele viele Menschen ihren Antrieb und ihren Sinn gefunden haben, und die tun, worin sie richtig gut sind und worin sie etwas bewirken können, für eine bessere Welt. Und Creative Coaching, diese wunderbare Methodik, die die Kraft der Kunst und der Kreativität nutzt und freisetzt, ist dafür ein perfekter „Enabler“. Deshalb möchte ich die Methode und ihre Wirksamkeit bekannt machen und multiplizieren.
Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?
► Krieg Deine Vision klar und denk groß: Es geht um nichts weniger, als darum, Deine Träume zu verwirklichen, und das zu tun, was Du wirklich tun willst! Lass’ Deine Vision Dein Zielbild sein, dem Du folgst!
► Plane klein: Setz Dir Mikroziele, bleib dynamisch, richte Deine nächsten Schritte immer wieder neu auf Deine Vision aus.
► Führe Gespräche mit Menschen, denen Du vertraust. Mit Menschen, die Dich positiv „challengen“ und die an Dich glauben. Und mit einem Coach, der die richtigen Fragen stellt.
► Akzeptiere Unveränderliches: Lass Dich nicht stressen von Umständen, die Du nicht ändern kannst. Konzentriere Dich auf das, was Du beeinflussen und gestalten kannst.
► Triff eine Entscheidung – und setze sie dann mutig um. Ohne aus den Augen zu verlieren, dass die Entscheidung nicht für die Ewigkeit gelten muss. Sollte sich herausstellen, dass es nicht die richtige war, darf man ja wieder eine neue Entscheidung treffen. Dieser Gedanke hat bei mir viel Druck rausgenommen.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
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